Zuletzt aktualisiert: 31.03.2014 um 06:03 UhrKommentare
Am Dienstag treffen wieder Manchester United und der FC Bayern München in der Champions League aufeinander. Im Jahr 1999 gab es das legendärste aller Endspiele. Ein Live-Rückpass.
Foto © APJubel bei Beckham und Co.
Am Anfang tönt die Stimme aus dem Jenseits, am Ende schallt es im höchst irdischen Delirium “United” aus allen englischen Kehlen. Die Bayern ringen nach Worten und um Fassung, sie sind soeben im Hier und Jetzt aus dem Himmelreich des Klub-Fußballs gekickt worden. Der finale Akt des endgültigsten Endspiels der Geschichte fügt sich, wie ideal gefertigt, in die Dramaturgie eines grandiosen Schauspiels, inszeniert wie eine Fußballoper, aber von den Darstellern in die reale Welt transferiert.
Schon das Vorspiel löst jene Gänsehaut-Atmosphäre aus, deren Faszination sich die Augenzeugen bis heute nicht entziehen können. Das Drama beginnt als Leinwandspektakel mit einem überlebensgroß ins Camp Nou projizierten Freddie Mercury. Die 1991 verblichene Queen-Legende intoniert im akustischen Doppelpass mit der leibhaftig ins Stadion gerollten Operndiva Montserrat Caballé die von ihm für Olympia 1992 komponierte “Barcelona”-Hymne.
Die Highlights von damals
Dann geben die Bayern den Ton an, ein Basler-Freistoß sorgt für das frühe 1:0, das Bestand hat, bis zum Ende – der regulären Spielzeit. Aber die Partie hat ein Nachspiel, knapp 200 Sekunden, verdichtet und verpackt für die Ewigkeit. Die als Joker eingesetzten Teddy Sheringham und Ole-Gunnar Solskjaer treffen für Manchester United, adeln damit den wenige Wochen später von der echten Queen zum “Sir” gekürten Alex Ferguson und treffen die Bayern ins Fußballherz.
Nach einer fast zweistündigen intensiven Schrecksekunde treten die United-Helden, frisch champagnergeduscht, ins Freie. David Beckham klammert sich an das Unfassbare, das Beweisstück, die Champions-League-Trophäe. Ryan Giggs spricht in weiser Vorahnung: “Wir geben niemals auf.” Der heute 40-Jährige spielt noch immer und könnte morgen im Viertelfinal-Hinspiel einlaufen.
Zweieinhalb Stunden nach Mitternacht erreicht die Bayern-Fete ihren Höhepunkt. Im dröhnend vollen, opulenten Siegesfeier-Festsaal wird wieder Queen intoniert. “We are the Champions”, als könnte der Glaube die Wirklichkeit ins Abseits stellen. Alle sind dabei, fast alle, nur Oliver Kahn und Carsten Jancker fehlen. Mario Basler lässt, auf dem Tisch tanzend, fast alle Hüllen fallen. Nur Franz Beckenbauer gibt sich keine Blöße. “Wir haben oft Glück gehabt, aber irgendwann gleicht sich alles aus.”
UEFA-Präsident Lennart Johansson verlässt seinen Sitz – 1:0 für die Bayern. Er kommt zur Ehrung unten an – 1:1. Kehrt zurück, eine Verlängerung kann dauern. Oben stellt er fest: 2:1. Langer Abend, langer Weg.