SC-Trainer Streich: "Diese Mannschaft hört nicht auf"

Wenn Sie sich diesen Artikel vorlesen lassen wollen benutzen Sie den Accesskey + v, zum beenden können Sie den Accesskey + z benutzen.

18. Mai 2015 11:06 Uhr

Abstiegskampf

Nach dem Sieg gegen die Bayern reagieren die Matchwinner Guédé und Petersen ganz unterschiedlich. Derweil steht der SC Freiburg vor der Verpflichtung eines U-20-Nationalspielers.


  1. Karim Guédé (rechts) schultert auch das Freiburger Jubelpaket. Foto: dpa


Vorheriges Bild

1 / 2

Nächstes Bild

Auch beim letzten Lauf des Tages lässt sich Karim Guédé nicht aufhalten. Zielstrebig bahnt er sich seinen Weg durch die glück- und freibierseligen Fans vor dem Schwarzwaldstadion. Ob er dabei tatsächlich telefoniert oder das Handy nur zur Täuschung ans Ohr hält, um nicht angesprochen zu werden, ist nicht zu erkennen. Guédé schafft jedenfalls, was Pavel Krmas wenig später misslingt: die Flucht. Der 35-jährige Routinier versucht gar nicht erst zu entkommen. Vermutlich hätte er es auch gar nicht gekonnt.

Nach gut 90 intensiven Bundesligaminuten könnte der Tscheche seinem geschundenen Körper eine derartige Zusatzbelastung kaum zumuten. Also ergibt sich Krmas seinem Schicksal, schreibt geduldig Autogramme, lässt sich umarmen und küssen, posiert für Fotos. Einem, der in seinem letzten Bundesligaheimspiel für den SC Freiburg gerade den FC Bayern München 2:1 bezwungen hat, fällt diese Innigkeit nicht schwer.

“Es ist doch meine Aufgabe, im Sechzehner

die Dinger zu verwerten.” Nils Petersen

Werbung

Die Beziehung zwischen Karim Guédé und den Freiburger Anhängern war dagegen – gerade in dieser Saison – selten von solcher Herzlichkeit geprägt. Eigentlich sind Typen wie er prädestiniert, Liebling der Fans zu sein. Kämpfer, die zuverlässig alles einbringen, was sie haben, die nie aufgeben. Technische Defizite werden solchen Vorarbeitern meist großzügig nachgesehen.

Bei Guédé aber waren viele SC-Sympathisanten stets kritisch. Einige von ihnen haben den slowakischen Nationalspieler sogar verspottet. Er hat es ertragen. “Weil er diese unglaubliche Resistenz hat”, erklärt Christian Streich. Für den SC-Trainer ist Karim Guédé zum Sinnbild für die ganze Mannschaft geworden. “Diese Mannschaft”, sagt er, “hört nicht auf.”

Ein bisschen plagt Streich das schlechte Gewissen. “Ich hätte Karim vielleicht das eine oder andere Mal mehr spielen lassen sollen.” Das Bewusstsein, dass seinem fußballerisch größtenteils sehr begabten Team die mitreißende Art dieses mentalkräftigen Rackerers enorm gut tut, war beim Freiburger Coach stets vorhanden. Doch waren da immer auch Zweifel, die Angst um den Spielfluss, die Kombinationssicherheit.

Diesmal nicht. Als Nils Petersen in der 86. Minute zur Einwechslung bereit stand, holte Streich Admir Mehmedi vom Platz, obwohl dieser sehenswert zum 1:1 getroffen (33.) und auch ansonsten überzeugt hatte. Guédé durfte bleiben für einen weiteren, entscheidenden Kraftakt. Robust tankte sich der 30-Jährige auf der rechten Seite einige Meter durch, ehe ihm obendrein ein Geniestreich gelang, den ihm keiner zugetraut hätte. Guédés millimetergenaues Zuspiel in die Spitze hatte Messi’sche Züge – der Ball landete bei Petersen, der den Sensationserfolg gegen den Favoriten perfekt machte.

Womit wir beim nächsten Phänomen wären. “Der ist hier langsam eine Legende”, adelt Felix Klaus später seinen treffsicheren Kollegen. “Ich weiß nicht, wie man so oft richtig stehen kann.” Wobei stehen das falsche Wort ist. Petersens große Qualität ist sein Timing, die Fähigkeit, im richtigen Moment mit dem richtigen Tempo den richtigen Weg zu gehen. Im Gegensatz zu Jérôme Boateng, den in dieser Saison über alle Zweifel erhabenen Weltmeister, erahnte der ehemalige Bremer sogar Guédés eigentlich nicht zu erahnende Vorbereitung – und traf mit links.

Was Christian Streich umgehend zu einer Würdigung der Fußballausbildung in Ostdeutschland veranlasst. “Viele Spieler aus der ehemaligen DDR sind beidfüßig. Das haben sie schon gut gemacht”, findet er. Laut Felix Klaus ist der in Wernigerode geborene Petersen sogar ein wandelndes Lehrvideo für Stürmer. Acht Tore in elf Einsätzen – das lässt sich sehen. Und ist nicht nur für Freiburger Verhältnisse eine in der Tat beispielhafte Quote.

Für Petersen selbst ist es eine Selbstverständlichkeit. “Es ist doch meine Aufgabe, im Sechzehner die Dinger zu verwerten”, spielt er seine außergewöhnliche Tat zur banalen Dienstleistung herunter. “Ich hätte es mir auch nicht verziehen, wenn ich den nicht gemacht hätte.” Die Folgen, die ein solcher Fehlschuss gehabt hätte, sind in den Glücksmomenten direkt nach Spielende nicht greifbar. Mit dann nur 32 Punkten stünde der Sportclub auf Relegationsplatz 16 in der Tabelle – und müsste am letzten Spieltag in Hannover gewinnen, um sicher nicht direkt abzusteigen. So genügt ein Remis, um die Klasse zu halten. Ein enormer Unterschied.

Aber keine Garantie. Nach Schlusspfiff hatte es Christian Streich im emotionalen Ausnahmezustand beim Fluchtversuch in Richtung Kabine kurz den Boden unter den Füßen weggezogen. “Kein Problem, nix passiert”, gab er schnell Entwarnung. Erfahrungen mit Ausrutschern haben die Breisgauer in dieser Bundesliga-Saison ja über Gebühr gesammelt. “Aber als wir am Boden lagen, sind wir immer wieder aufgestanden”, betont Streich. Nun gilt es, aufrecht den letzten Schritt zu gehen. “Wir dürfen jetzt nur nicht anfangen zu spinnen und zu fliegen.” Spielern wie Karim Guédé muss er das wohl nicht sagen.

SC kompakt: Der SC Freiburg steht offenbar vor der Verpflichtung von U-20-Nationalspieler Tim Kleindienst von Energie Cottbus. Der 19-jährige Angreifer ist mit zwölf Toren und vier Vorlagen Topscorer der Lausitzer. Ein offizielle Bestätigung des Transfers gibt es noch nicht.

Mehr zum Thema:

Autor: René Kübler

6 Kommentare

Damit Sie Artikel auf badische-zeitung.de kommentieren können, müssen Sie sich bitte einmalig bei Meine BZ registrieren. Bitte beachten Sie
unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.

‘);
targetEl.addClass(‘x-error’);
$(‘label[for=”‘+el+'”]’).addClass(‘x-error’);
}
}

if (typeof clearError == ‘undefined’) {
function clearError(el) {
var targetEl = $(‘#’+el);
$(‘#erBox’+el).remove();
targetEl.removeClass(‘x-error’);
$(‘label[for=”‘+el+'”]’).removeClass(‘x-error’);
}
}

  • ‘+msg+’

    Open all references in tabs: [1 – 3]

    This entry was posted in DE and tagged by News4Me. Bookmark the permalink.

    About News4Me

    Globe-informer on Argentinian, Bahraini, Bavarian, Bosnian, Briton, Cantonese, Catalan, Chilean, Congolese, Croat, Ethiopian, Finnish, Flemish, German, Hungarian, Icelandic, Indian, Irish, Israeli, Jordanian, Javanese, Kiwi, Kurd, Kurdish, Malawian, Malay, Malaysian, Mauritian, Mongolian, Mozambican, Nepali, Nigerian, Paki, Palestinian, Papuan, Senegalese, Sicilian, Singaporean, Slovenian, South African, Syrian, Tanzanian, Texan, Tibetan, Ukrainian, Valencian, Venetian, and Venezuelan news

    Leave a Reply