Brauerinternat: Kreis zahlt für Unterbringung in eigenem Haus

Lange Leine ließ Landrat Thomas Schiebel den Rednern, als es zum Schluss der Bau- und Schulausschusssitzung des Kreistags in der Staatlichen Realschule Gemünden um die Zukunft des Brauerinternats in Arnstein und damit des Brauervereins Karlstadt ging. Der Vereinsgeschäftsführer Gerhard Schmitt (Karlstadt) durfte zweimal ein ausführliches Plädoyer für seinen Verein halten. Zwei knappe Entscheidungen über Beschlussempfehlungen an den Gesamtkreistag fällten schließlich die beiden 15-köpfigen Ausschüsse.

Erst nach dreiviertelstündiger Verspätung konnte mit den wartenden Realschülern und Ehrengästen die neue Turnhalle gefeiert werden (die Main-Post berichtete am Donnerstag). Zuletzt im April hatte der Schulausschuss ausgiebig über den 1965 gegründeten Brauerverein (Vorsitzender Altlandrat Armin Grein) diskutiert, der seit Jahren mehr Geld vom Landkreis für die Unterbringung, Verpflegung und Betreuung der Schüler möchte.

Fast alle Schüler von außerhalb

127 Brauer-, Mälzer- und Getränkeanlagentechnik-Lehrlinge erhalten zurzeit in Gruppen zu 45 bis 55 Auszubildenden mehrwöchigen Blockunterricht an der Berufsschule Karlstadt. Fast alle Schüler sind Auswärtige, allein 40 aus Hessen, und während der Schulzeit im Brauerinternat Arnstein untergebracht. Die sogenannten Kosten zur Sicherung von Heimplätzen haben die Herkunftslandkreise der Schüler zu erstatten. Ob der Antrag des Brauervereins auf eine höhere Erstattung „sachgerecht“ ist, wird mit dem Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband geklärt.

In der Sitzung am Mittwoch hingegen ging es um die Existenzfrage: Nach Einschätzung der Kreisbauverwaltung ist im 1954 errichteten Internat eine dringende Sanierung „unumgänglich“: Trinkwasserinstallation (Legionellen-Befall), Elektroinstallation (teils nur zweiadrige Leitungen) und Brandschutz. Allein die Behebung der „sicherheitsrelevanten Mängel“ sei mit 700 000 bis eine Million Euro zu veranschlagen. Darin nicht enthalten ist beispielsweise eine energetische Sanierung mit Erneuerung der Heizanlage.

„Aus unserer Sicht ist es nicht gerechtfertigt, größere Summen zu investieren“, sagte Landrat Thomas Schiebel. Dennoch unterbreitete er den beiden Kreisausschüssen zwei Beschlussvorschläge: Entweder eine Sanierung für bis zu einer Million Euro (plus möglicherweise Folgekosten für eine Auslagerung der Schüler) oder umgehende Kündigung des Mietvertrags mit dem Brauerverein und anderweitige Unterbringung der Internatsschüler. Bereits 2009 fasste der Kreistag den Grundsatzbeschluss, ein zentrales Internat (vermutlich in Karlstadt) für alle Berufsschüler zu bauen, auch für die anderer Fachrichtungen. Vollzogen worden ist er bisher nicht wegen der unerfüllten Klausel, für das Arnsteiner Brauerinternat (ehemals Mädcheninternat) eine andere Nutzung zu finden.

Dagmar Beck-Ruf, Leiterin der Berufsschule Main-Spessart, schlug vor, die Brauer-Lehrlinge noch ein bis zwei Jahre in Arnstein zu lassen, und bat dringend, das zentrale Internat zu bauen. Eine solche Unterbringung wirke sich nachweislich besser auf die schulischen Leistungen aus als die Unterkunft in Ferienwohnungen und Gasthöfen, wie derzeit bei den Metallern und Elektronikern.

Gerhard Schmitt, Geschäftsführer des Brauervereins, plädierte leidenschaftlich für den Erhalt seines Internats. Er redete die baulichen Probleme klein und widersprach der Kostenschätzung der Bauverwaltung – die sei weit überzogen. Sollte der Brauerverein die Schülerbetreuung verlieren, stehe für Main-Spessart der Verlust dieses Ausbildungszweigs zu befürchten, da die Großbrauereien ihren Lehrlingen möglicherweise andere Schulorte empfehlen würden.

Jeder Euro für das marode Gebäude in Arnstein sei zu viel, meinte hingegen Kreisrat Gerhard Kraft (Bündnis 90/Die Grünen). Schnellstmöglich das zentrale Internat auf den Weg zu bringen, lautete seine Forderung. Die akute Gefährdung der Lehrlinge in dem Gebäude sei nicht hinnehmbar.

Außerdem machte Kraft auf einen kuriosen und dubiosen Umstand aufmerksam: Der Landkreis Main-Spessart, dem das Brauerinternat gehört, zahlt für die Unterbringung der Lehrlinge in seinem eigenen Gebäude an den Brauerverein – aktuell liegt dem Landkreis das Angebot eines Gemündener Hotels zur Unterbringung der Schüler zu je 25 Euro vor – der Brauerverein bekommt 28,68 Euro je Tag und Schüler. Allerdings ohne Verpflegung, schränkte Landrat Schiebel ein.

Arnsteiner appellieren für Erhalt

Vereinsgeschäftsführer Schmitt wiederholte, bei einer Hotelunterbringung würden die Internatsschüler abziehen. Die Arnsteiner Kreisräte sprachen für das Brauerinternat: Simone Tolle (Grüne) will es fünf Jahre erhalten sehen, „bis eine sinnvolle Nachnutzung“ gefunden ist, und Bürgermeisterin Anna Stolz (Freie Bürger) verlangte von den Kollegen Unterstützung für den Erhalt dieser „Bildungseinrichtung“.

Nach zahlreichen Pro- und Kontra-Wortmeldungen folgten jeweils erfolgreich ein Geschäftsordnungsantrag auf Schluss der Rednerliste und dann endlich auf Schluss der Debatte. Die Ausschüsse stimmten getrennt über ihre Beschlussempfehlungen an den 60-köpfigen Gesamtkreistag ab.

Mit jeweils 7:7 Stimmen lehnte der Bauausschuss beide Anträge ab, also keine Investition in Arnstein, aber auch keine Kündigung des Vertrags mit dem Brauerverein. Der Schulausschuss hingegen befürwortete mit neun gegen fünf Stimmen die Ausgaben für das alte Internat und den Verbleib der Schüler dort.

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