Guardiola räumt Fehler ein
Dem FC Bayern geht in der Liga die Luft aus
13.04.2014, 07:58 Uhr
| T-Online.de
Ratlos: Bei der herben Heimpleite seiner Bayern gegen Dortmund wollte Trainer Pep Guardiola gar nicht mehr hinschauen. (Quelle: dpa)
Es waren die eigenen Worte, die Pep Guardiola nach dem schlafmützigen 0:3 (0:1) seines FC Bayern München im Gipfeltreffen gegen Borussia Dortmund wieder um die Ohren flogen. “Es kann schon sein, dass ich einen Fehler gemacht habe mit dieser Aussage”, musste der Trainer des Rekordmeisters eingestehen. Der Spanier hatte jüngst erklärt, die Bundesliga sei für ihn mit dem Meistertitel vorbei. Und tatsächlich: Gegen taktisch bärenstarke Dortmunder wirkte seine Mannschaft nicht nur ideenlos, sondern auch mental äußerst ausgelaugt.
“Es ist ein Problem, dass die Liga für uns schon beendet ist”, erklärte Guardiola angesichts der zweiten Bundesliga-Niederlage in Folge bei Sky. “Wenn dann eine hochmotivierte Mannschaft kommt, dann bekommt man Schwierigkeiten. Das Ziel für mich ist jetzt, die Mannschaft wieder aufzubauen.”
Bayern-Elf nur auf dem Papier mit Top-Qualität
Dabei hatten sowohl Guardiola als auch sein Gegenüber Jürgen Klopp einiges getan, um dem Verdacht zu entgehen, die tabellarisch wenig relevante Spitzenpartie als Aufwärmprogramm für das anstehende DFB-Pokal-Halbfinale zu nutzen. Lediglich Klopp sorgte für eine kleine Überraschung, indem er dem im Sommer zum FC Bayern wechselnden Topstürmer Robert Lewandowski nach insgesamt 27 Startelfeinsätzen eine Verschnaufpause gönnte und erst nach einer Stunde einwechselte.
Ansonsten schickten beide Trainer trotz Kaiserslautern und Wolfsburg vor Augen ihre besten Männer aufs Feld. Doch schnell offenbarte sich, dass die Aufstellung der Bayern nur auf dem Papier Top-Qualität hatte.
Ribéry und Co. wie abgeschnürt
Der BVB hingegen zeigte vom Anpfiff weg, wie ernst er es meinte und setzte voll auf die eigene Pressingstärke. Die hoch stehende Doppelsechs aus Kehl und Sahin brachte die Aufbauspieler der Bayern immer wieder schon in deren Hälfte in Bedrängnis. Die Borussen liefen letztlich acht Kilometer mehr als die Münchner, formierten in der Zentrale ein undurchdringliches Massiv und zwangen den Gegner so zu vielen langen Bällen. Mit Erfolg: Franck Ribéry, Mario Götze, Arjen Robben und auch Mandzukic in der Spitze wirkten über das komplette Spiel wie abgeschnürt.
“Wir haben das gegen den Ball sehr gut gemacht, sehr frech, sehr konsequent”, freute Klopp sich nach seinem 200. Spiel als BVB-Coach über die starke Kollektivleistung seiner Spieler. “Wenn man Bayern 3:0 schlägt, ist eigentlich alles perfekt. Wir wollten sie so lang wie möglich vom Tor fern zu halten und das hat auch gut funktioniert.”
Dortmund ist klar Herr im Haus
In der 20. Minute bestraften die Dortmunder die Bayern zum ersten Mal für deren Halbherzigkeit. Die FCB-Abwehr ließ von einem Einwurf übertölpeln, und der nach Zuspiel von Marco Reus völlig allein gelassene Henrich Mchitarjan am langen Pfosten bewies, dass er trotz seiner unglücklichen Chancenausbeute gegen Real Madrid durchaus kaltschnäuzig vor dem Tor sein kann und drückte den Ball am chancenlosen Manuel Neuer vorbei in den Kasten. Durch den fünften Rückstand in Folge in einem Pflichtspiel kam der Rekordmeister in der eigenen Arena noch mehr ins Wanken. Statt wie gegen ManUnited bissig zurückzuschlagen, war der BVB ab sofort klar Herr im Haus.
Der neue und alte Liga-Champion zeigte sich ungewohnt fahrig und oftmals nur im Lamentieren meisterhaft. Erst in der 43. Minute brachte Mandzukic den ersten ernstzunehmenden Torschuss für die Bayern zustande. So kamen auch die Pfiffe einiger Fans zur Halbzeit wenig überraschend.
Sammer: “Unsere Spieler sind keine Roboter”
“Wir hatten Probleme mit dem Rhythmus und dem Spielaufbau“ erklärte der nach dem Spiel erstaunlich gelassene FCB-Sportdirektor Matthias Sammer. “Aber wir müssen damit umgehen, dass unsere Spieler keine Roboter sind. Bei der Niederlage in Augsburg lag es ja angeblich an den jungen Profis. Heute haben wir gesehen, dass wenn zwei, drei Prozent fehlen, dass man dann nicht bestehen kann.“ Dennoch sei die Niederlage “kein Beinbruch”, beschwichtigte er.
Im zweiten Abschnitt wurde es nicht besser für die Bayern. Nachwuchskeeper Lukas Raeder, in der zweiten Hälfte für den wegen einer Muskelverhärtung ausgewechselten Neuer im Spiel, kassierte kurz nach Wiederanpfiff den zweiten BVB-Treffer. Der erneut glänzend aufgelegte Reus vollstreckte nach einem von Mchitarjan stark eingeleiteten Konter (49.), wenig später demütigte BVB-Youngster Jonas Hofmann die Bayern (56.) noch ein drittes Mal.
Rafinha sieht Rot, Neuer relativiert
Die Bayern bäumten sich gut zehn Minuten noch einmal auf – zwecklos. Am Ende hatte das Team zwar 70 Prozent Ballbesitz, doch gefährden konnte man den Sieg der Borussia zu keinem Zeitpunkt. Schließlich verlor noch Rafinha, der bereits im vorletzten Ligaduell der beiden vom Platz geflogen war, in der Nachspielzeit bei einem Wortgefecht mit Henrich Mchitarjan die Beherrschung und kassierte vom aufmerksamen Schiedsrichter Felix Zwayer die Rote Karte.
Die Luft ist raus: Drei Spiele, seit dem Gewinn der Meisterschaft bei Hertha BSC, ist der FC Bayern nun schon ohne Sieg. Nach dem Remis gegen Hoffenheim gab es gegen Augsburg und Dortmund zwei Niederlagen. Dennoch versuchte Keeper Neuer den ernüchternden Abend zu relativieren. “Wir haben keinen guten Tag erwischt”, sagte der 28-Jährige und verwies auf den 3:0-Erfolg gegen den BVB im November. “Aber im Spiel in Dortmund, in dem es um etwas ging, haben wir gewonnen. Unsere wichtigen Aufgaben liegen woanders. Trotzdem sollten wir die Bundesliga nicht vernachlässigen.”
Wiedersehen in Berlin?
“Wir müssen jetzt darauf achten, dass der Fußball mit dem Kopf gespielt wird”, sagte Sammer und hatte da wohl auch das Pokal-Halbfinale gegen Zweitligist Kaiserslautern am kommenden Mittwoch im Sinn. Nimmt der FCB diese, mit Verlaub, machbare Hürde, käme es bei einem Sieg des BVB gegen Wolfsburg im Finale zu einem erneuten Aufeinandertreffen.
Hoffnung dafür schöpfen konnten nach dem Spiel in der Allianz Arena beide Teams. Während die Dortmunder nun Gewissheit haben, dass auch die Super-Bayern zu knacken sind, dürfte es die Münchner freuen, dass es in Berlin wirklich wieder “um etwas geht”.
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