Karl Del’Haye glaubt an Gladbachs Chance gegen Bayern

Eine der ersten Erinnerungen von Karl Del’Haye (60) an die Fußball-Bundesliga war schmerzhaft. Rot-Weiss Essens Dieter Bast rammte im August 1973 dem für Alemannia Aachen flitzenden Außenstürmer im Testspiel ungestraft den Ellenbogen in die Magengrube. Doch der nur 1,68 Meter große, pfeilschnelle „Calle“ Del’Haye ließ sich im Alter von 17 Jahren nicht beirren. Der Europameister von 1980 wurde dreimal mit Borussia Mönchengladbach, zweimal mit Bayern München Deutscher Meister, holte dazu jeweils zweimal mit Borussia den Uefa-Cup, mit Bayern den DFB-Pokal. Samstag (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) treffen sich Del’Hayes Top-Klubs im Spitzenspiel der Bundesliga.

Herr Del’Haye, früher wurde gern behauptet, Sie wären die 100 Meter in 10,0 Sekunden gesprintet und hätten eigentlich bei den Olympischen Spielen starten können.

Karl Del’Haye: Das ist übertrieben. Mit zwölf Jahren wurde ich über diese Distanz mal mit 12,0 Sekunden per Hand gestoppt. Bei Borussia wurde später nur der fliegende Start gemessen. Da habe ich 3,0 auf 30 Meter geschafft.

Damit wären Sie heute sicher auch noch eine Attraktion auf dem Platz.

Del’Haye: Es würde perfekt für mich als Außenstürmer passen, wenn ich 30 Jahre jünger wäre. Der Spielertyp funktioniert in der Bundesliga. Das sieht man bei der Borussia doch bei Ibrahima Traoré oder Patrick Herrmann.

Was macht Sie da so sicher?

Del’Haye: Offensivspieler werden heute viel besser geschützt. Ich brauchte immer mindestens einen Meter Spielraum, um unfallfrei an den Ball zu kommen. Die Grätsche von hinten war ja früher nicht gleich ein Platzverweis.

Die Notbremse eines Defensivspielers auch nicht.

Del’Haye: Richtig. In einem Europapokalspiel gegen Benfica Lissabon hat mich ein Gegenspieler 50 Mal am Trikot gehalten. Der ist erst spät in der Verlängerung vom Platz geflogen. Heutzutage wäre der nach fünf Minuten unter der Brause gewesen.

Mit Christian Kulik hatte Sie bei Borussia in den 70er-Jahren einen präzisen Passgeber im Mittelfeld. Mit wem würden Sie heute gern mal zusammenspielen?

Del’Haye: Mit Andres Iniesta vom FC Barcelona wäre es sicher eine Freude gewesen.

Borussia Mönchengladbach hat Sie schon mit 17 Jahren aus Aachen an den Bökelberg geholt.

Del’Haye: Es gab extra nach der WM 1974 ein Testspiel am Tivoli. Mein Trainer Herbert Widmayer kannte Borussia-Coach Hennes Weisweiler gut. Und ich habe in dem Spiel wohl überzeugt. Berti Vogts war in der zweiten Halbzeit genervt und hat mich gefragt: „Hörst Du auch mal auf zu laufen?“ Ich besaß eine gute Schnelligkeitsausdauer.

Der Wechsel 1980 von Gladbach zu den Bayern war spektakulär.

Del’Haye: 1,265 Millionen Mark betrug die Ablöse. Plus Mehrwertsteuer.

Später hieß es allerdings, Sie wären meist in der Tribünenreihe 2, Platz 17 des Olympiastadions anzutreffen gewesen bei Bayern-Heimspielen. Als einer der ersten Spieler, die von den Bayern nur geholt worden waren, um die Konkurrenz zu schwächen.

Del’Haye: Das ist pure Polemik. Ich habe 101 Pflichtspiele für Bayern in fünf Jahren gemacht, komme mit Freundschaftsspielen sicher auf 250 Partien. Ich war sehr ehrgeizig, wollte immer zu den Besten gehören. Ewald Lienen ist damals von Gladbach nach Bielefeld zu einem Abstiegskandidaten gewechselt. Das wäre nicht mein Ding gewesen.

Sie würden den Schritt also wieder so machen wie vor 35 Jahren?

Del’Haye: Natürlich. Sich bei den Bayern durchzusetzen, war ein schwieriger, aber reizvoller Weg.

Trainer Pal Csernai ließ damals ohne echten Außenstürmer spielen, Sie passten tatsächlich nicht ins Konzept, obwohl Manager Uli Hoeneß Sie unbedingt holen wollte?

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Del’Haye: Csernai sah mich auf einer anderen Position, ich war lange stur. Dann kamen wir uns gedanklich entgegen. Als ich für Paul Breitner im Mittelfeld Abschirmdienste leisten musste, habe ich auch regelmäßig gespielt. Wäre damals schon die Laufstrecke ermittelt worden, ich wäre sicher stets bei 20 Kilometern gelandet. Ich war in dieser Phase doch sehr wichtig für Bayern.

Beispiel?

Del’Haye: In der Saison 1982/83 musste der DFB eine Gelbe Karte gegen mich zurücknehmen, die eine Sperre nach sich gezogen hätte.

Wie kam das?

Del’Haye: Ich hatte die Verwarnung kassiert, weil ich angeblich außerhalb des Spielfeldes die Schuhe gewechselt hatte und dann unerlaubt wieder draufgelaufen sein soll. Uli Hoeneß hat in Frankfurt nachweisen können, dass ich im Feld geblieben war. Beim nächsten Spiel in Stuttgart habe ich Reinhold Mathy das Führungstor aufgelegt. Die VfB-Fans haben mich ausgepfiffen.

Sie haben später noch zwei Saisons bei Fortuna Düsseldorf gespielt, also Nahe der Heimat Aachen. Wie haben sich Ihre drei Bundesliga-Vereine unterschieden?

Del’Haye: Borussia war familiär, spektakulär, Fußball mit Herz. Bayern war professioneller, eiskalt, eine Zweckgemeinschaft. Jeder konnte einen Vogel haben. Aber auf dem Platz, da war man wie Pech und Schwefel. Düsseldorf war dagegen amateurhaft. Wir sind später zurecht abgestiegen.

Sind Sie selbst noch auf dem Platz aktiv?

Del’Haye: Nur beim Straßenfest in meiner Heimatstadt Aachen. Wenn Eltern gegen Kinder antreten, muss ich mitmachen. Ist Ehrensache! Um mich fit zu halten, jogge ich täglich fünf Kilometer. Außer sonntags.

Was machen Sie beruflich?

Del’Haye: Ich kümmere mich um meine Immobilien, bin deshalb ab und zu in Mönchengladbach. Mir geht es auch ohne Fußball gut. Ich verfolge das Geschehen, aber mit Abstand. Vier- oder fünfmal im Jahr bin ich im Borussia-Park.

Wann ist eigentlich Ihr so charakteristischer Schnäuzer verloren gegangen?

Del’Haye: Mit dem 50. Geburtstag, ich habe aber keine Party draus gemacht. Die Schnäuzer-Idee hatte ich mir vom ehemaligen Aachener Regionalliga-Spieler Horst Schauß abgeguckt. In den 60er- und frühen 70er-Jahren waren die Alemannen meine Vorbildgladiatoren. Nach der WM 1966 in England hatte ich dann beschlossen, auch Profi zu werden. Im Alter von elf Jahren.

Borussia gegen Bayern, wie geht es Samstag aus?

Del’Haye: Das Spiel ist für mich untippbar. Aber wenn die Gladbacher Räume bekommen und diese ausnutzen, dann haben sie eine gute Chance. Borussia kann die Bayern packen.

Michael Ryberg

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