Jürgen Klopp vom BVB


Schon einmal probierte sich der BVB darin, dem FC Bayern München den Rang abzulaufen. Damals scheiterten die Westfalen mit Pauken und Trompeten. Doch der Club hat aus den eigenen Fehlern und denen der Konkurrenz gelernt. sportal.de über den nächsten Versuch.

Der FC Bayern München ist der Hecht im Teich, der Hausherr der Bundesliga und gleichzeitig Platzhirsch. Praktisch jede Meisterschaft und jeder Sieg im DFB-Pokal läuft nur über den Rekordmeister, der es bisher immer geschafft hat, die Bemühungen der restlichen Clubs aus der Bundesliga, ihm die Vorherrschaft zu entreißen, schadlos zu überstehen.

Werder, Schalke und Leverkusen scheitern

Größter Konkurrent war sicherlich Werder Bremen. Mitte der 80er bis Mitte der 90er Jahre sowie später unter Thomas Schaaf spielten die Bremerregelmäßig in der Champions League. Fehlende Sponsoren, ein zu kleines Stadion sowie am Ende viel Pech auf dem Transfermarkt sorgten dafür, dass die Hanseaten ins Mittelmaß abrutschten.

Auch der FC Schalke 04 und Bayer Leverkusen gaben sich den Anspruch, zumindest als Nummer zwei hinter dem FC Bayern anzutreten. Während die Schalker im Gegensatz zu Bremen die Rahmenbedingungen besitzen, ist die fehlende Konstanz auf allen Ebenen der Hauptgrund für ein Scheitern des Plans. Die aktuelle Diskussion um Coach Jens Keller ist hier bezeichnend.

Bayer Leverkusen kann als Werkself zwar auf ein gewisses finanzielles Gerüst bauen, dennoch fehlen dem Club das Renommee sowie die breite Fanszene. Außerdem gibt es trotz des potenten Sponsors einen clubinternen Wirtschaftsplan, der als Bremse im Hinblick darauf dient, mit dem finanzstarken FC Bayern mithalten zu können.

Zweiter Versuch des BVB

Schaut man sich die Faktoren “Fanszene”, “Stadion” und “Finanzkraft” an, hat Borussia Dortmund die größte Chance, nicht als Eintagsfliege in die Annalen der Bayern-Jäger einzugehen. Es ist allerdings der zweite Anlauf der Westfalen, nachdem der Club im Jahr 1997 die Champions League gewann und nach 1995 und 1996 auch 2002 die Meisterschaft nach Dortmund holte.

Im Zuge des Börsengangs und zu schnell forcierten Wachstums kam es jedoch zu einer hohen Verschuldung und anstelle der Augenhöhe wäre fast die Insolvenz getreten. Im Fußball-Geschäft kann nur pure Finanzkraft als Mittel angesehen werden, um auf Dauer im Konzert der Großen mitspielen zu können – ein Big Player zu werden.

Bremen hatte auch das Pech, die blühende Landschaft der Champions League nur als Vorreiter der heutigen Zeit zu kennen. Während Anfang des Jahrtausends noch ein gutes Jahr reichte, um sich der Stärke der Bayern zu entziehen, haben die explosionsartig in die Höhe geschnellten Prämien in der Champions League dazu geführt, dass der FC Bayern seinen starken Kader noch ausbauen konnte und die Reihe der One Hit Wonder nahezu einzudämmen vermochte.

Der BVB und das starke Umfeld im Club

Zurück zum BVB, der am 15. März 2005 den Grundstein dafür legte, einen erneuten Anlauf wagen zu können. Die Gläubiger stimmten dem Sanierungskonzept des Clubs zu und die Insolvenz wurde abgewendet. Seit diesem Tag ist viel passiert und Borussia Dortmund hat sich Stück für Stück saniert, die Grundlagen dafür geschaffen, nicht in die Fehlerarie der Konkurrenz einzustimmen.

Unter den Dirigenten Hans-Joachim Watzke, Reinhard Rauball und Michael Zorc fuhr Dortmund einen rigorosen Sparkurs. Es wurde versucht, dem BVB einen neuen Anstrich zu geben und die vorhandenen Stärken optimal in das neue Konzept einzubauen. Die größte Stärke ist zweifelsohne das Umfeld des BVB, der über eine große und treue Anhängerschaft verfügt.

Dieses Umfeld hebt den BVB von Konkurrenten wie Leverkusen und Bremen ab. Strategisch hat der Club mit dem Claim “Echte Liebe” sowie gutem Merchandising perfekte Voraussetzungen geschaffen, um dem Festgeldkonto dauerhaft ein hohes Niveau zu geben. Der FC Bayern ist auch hier die Nummer eins der Liga, doch Dortmund holt auf.

Jürgen Klopp: Ein Glücksgriff beim BVB

Im Zuge der drohenden Insolvenz und der Neuausrichtung hat der BVB auch intern kluge Entscheidungen getroffen. Während der FC Schalke darunter leidet, keinen Mittelweg zwischen Anspruch und notwendiger Konstanz zu finden, installierte man in Dortmund einen neuen Trainer, dem man das Schicksal des Clubs in die Hand legte.

Natürlich ist Jürgen Klopp ein Glücksgriff, doch der wurde gut gewählt. Der Coach verkörpert offensiven Fußball mit Bodenständigkeit und der Emotion, die dem BVB sehr gut zu Gesicht steht. Der Ex-Mainzer war der letzte Baustein, den man in Dortmund benötigte, um einen neuen und sehr erfolgreichen Kurs zu fahren.

Der BVB hatte kein Geld, Klopp liebt es, aus jungen und entwicklungsfähigen Spielern die kommenden Stars zu formen. So waren es seinerzeit Spieler wie Nuri Sahin, Philipp Degen und später Mats Hummels, die als Talente kamen. Im Vergleich zu beispielsweise Leverkusen, die eine durchaus passable A-Jugend-Mannschaft stellen, hat der BVB aktuell einige Jungprofis wie Marvin Ducksch oder den Ex-Bayer Marian Sarr in die 1. Mannschaft geholt.

Dortmund und das Glück des Geldes

Natürlich spielen einige Faktoren den Borussen in die Hände. Mittlerweile verfügt die Bundesliga über vier Startplätze für die Champions League. Eine Teilnahme der Dortmunder ist fast selbstverständlich – Werder Bremen hatte seinerzeit mehr Schwierigkeiten, ein planbares Gerüst zu formen. Die bereits angesprochene Explosion der Prämien sind dabei der Dortmunder Rückenwind.

Dazu hat Borussia Dortmund auf dem Transfermarkt ein glückliches Händchen bewiesen. Robert Lewandowski, Mats Hummels, Lukasz Piszczek und besonders Shinji Kagawa kamen für kleines Geld und reiften unter Klopp zu absoluten Stars, die dem BVB beim Verkauf einen Millionengewinn brachten/ bringen werden. Gepaart mit den Einnahmen aus der Champions League und den hohen Erlösen aus dem Merchandise steht der BVB also so gut da, wie nie zuvor.

Diesen Status gilt es nun zu verteidigen. Die Bayern werden aller Voraussicht nach in der absehbaren Zukunft kaum an Dominanz verlieren. Der Club verfügt über enorme finanzielle Mittel und gerade das Financial Fairplay wird ihnen in die Karten spielen. Allerdings profitiert auch Dortmund von dem Fakt, dass solides Wirtschaften in Zukunft mit Attraktivität gleichzusetzen ist.

Dortmund und das Verletzungspech

Der BVB leidet jedoch momentan unter einem zu dünnen Kader. Natürlich sind die Ausfälle enorm und nicht förderlich bei einem Tanz auf drei Hochzeiten – zudem erfordert die Spielweise des BVB mit Gegenpressing und schnellem Umschaltspiel auch ein gewisses Maß an Rotation, um Kräfte zu schonen. Diese kann Klopp nun nicht mehr gewährleisten und schon eilen die Bayern davon.

Spätestens zur Rückrunde und der Rückkehr der Spieler wird auch Dortmund wieder die Möglichkeit haben, der Bundesliga den Stempel aufzudrücken. Mögliche Verstärkungen sind noch im Gespräch, so ist der BVB an Stürmer Aleksandar Mitrovic vom RSC Anderlecht dran. Eine weitere Frage ist der Verbleib von Jürgen Klopp, wobei es spekulativ ist, wie ein Abgang verkraftet werden würde.

Der Coach hat seine Ideen eingebracht und ihm wurde – in Schalke beispielsweise undenkbar – die Zeit gegeben, um die Rädchen ineinander greifen zu lassen. Der Ex-Mainzer war ein Glücksgriff. Zwar hat er die Spielweise des BVB nicht erfunden, sie aber sehr wirkungsvoll – auch in vielen Duellen gegen die Bayern – modifiziert und angepasst.

Der Dortmunder Aderlass

Klopp hat seinen Vertrag vorerst bis 2018 verlängert und findet für sein emotionales Wesen in Dortmund die perfekte Umgebung. Diese scheint aber – auch ob der geringeren finanziellen Mittel – nicht zwingend für die Spieler zu gelten. Denn wie schon Götze und Kagawa müssen die Westfalen immer wieder ihre besten Spieler abgeben, wollen ihr Gehaltsgefüge nicht sprengen.

Problematisch ist dabei, dass Dortmund noch nicht die internationale Anziehungskraft besitzt und sich immer noch ein einer Art Konsolidierungsphase befindet, Schulden abbauen muss. Ein Einbruch wie bei Werder Bremen ist nahezu ausgeschlossen, dennoch bleibt abzuwarten, wie gut Robert Lewandowski – der den BVB ebenfalls verlassen wird – ersetzt werden kann.

Schon im Vorfeld dieser Saison war klar, dass der BVB tief in die Tasche greifen musste, um die Abgänge adäquat ersetzen zu können. Henrikh Mkhitaryan kostete auf einmal gut 27 Millionen Euro und für Pierre-Emerick Aubameyang zahlte Dortmund stolze 13 Millionen Euro. Beide Spieler hatten internationale Erfahrung, sind aber (noch) keine absoluten Top-Stars.

BVB als Big Player im internationalen Vergleich

Borussia Dortmund muss in dieser Hinsicht damit leben, auf internationaler Bühne schon ein Big Player zu sein und dementsprechend wird es schwer, für kleines Geld einen Top-Transfer zu landen. Zudem ist der Club noch nicht da angekommen, wo der FC Bayern München, der FC Barcelona oder Real Madrid stehen – diese Clubs leiden nicht darunter, Top-Profis abgeben zu müssen.

Das Geld ist da, aber die Konkurrenz ist groß. So wie man die Spieler zu diesen Clubs ziehen lassen muss, so schwer ist es auch, sich auf dem Transfermarkt gegen die Branchenriesen durchzusetzen. Dortmund ist noch nicht in der Lage, die Gehälter der Konkurrenten zahlen zu können – momentan scheinen die Westfalen auch keinen Grund dafür zu sehen.

Denn die Mannschaft ist intakt, das Gehaltsgefüge ökonomisch und sollten die Erfolge der letzten Jahre sich dauerhaft wiederholen lassen, spricht wenig dagegen, den Club in aller Seelenruhe wachsen zu lassen. Klar ist, Dortmund steht auf einem festen Fundament und aus der Echten Liebe könnte durchaus auch eine Echte Gefahr für den FC Bayern werden.


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