Jahresrückblick 2013: Endstation Fluchhafen

Bundestagswahl, Kunstfund, Steueraffäre. Aufschrei, Veggie Day, NSA. Schulreform, Bischofssitz, Bayern München: Das Jahr 2013, erzählt als großes Drama. von  und

Der letzte Tag am Flughafen Willy Brandt

Der letzte Tag am Flughafen “Willy Brandt”  |  © Patrick Pleul/dpa

Flughafen Berlin-Brandenburg (BER). In einer verlassenen Ecke vor Gate A 34 sitzt Peer Steinbrück und wühlt in den Tüten, die ihm zu Füßen liegen. Ein Taschenradio läuft: “Orkan Sigmar hält die Republik in Atem.” Kein Personal am Schalter. Keine Maschine auf dem Rollfeld. Die Abfluganzeige leer. Weihnachten ist vorbei. Steinbrück öffnet einen Weißwein (18,99 Euro) und gießt einen Schluck in einen Pappbecher. Fern hallen Schritte.

Peer Steinbrück: Aaaaaaaaaah. Feines Pfirsicharoma. (hebt die Stimme an) Liebe Genossinnen und Genossen, so hatte ich mir das nicht…

Mann mit rot-weiß-geringelter Mütze:(singend) An Tagen wie diesen… (zu Steinbrück) Mit wem haben Sie denn grad geredet?

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Steinbrück: Ja, Moin. Ach, nur ein paar Worte an die Basis. Über die Risikoignoranz der Banken. Umverteilung, Herr Hoeneß. Umverteilung, wissen Sie, ach, aber natürlich wissen Sie das.

Uli Hoeneß: Ich kann mich nicht erinnern.

Steinbrück (nach einer Pause): Gerechtigkeit, Herr Hoeneß! Nicht mehr nur von unten nach oben, sondern wieder andersrum. Darum geht es. Täte der Bundesliga im Übrigen auch nicht schlecht. Ist ja strunzlangweilig.

Hoeneß: (grinst) Find ich nicht.

Steinbrück: Sie haben mich ja auch bestimmt nicht gewählt. So ist Demokratie. Letztlich entscheiden die Bürgerinnen und Bürger, das muss ich akzeptieren, der Wahl füge ich mich. Alles Dinge, die ich damals in meiner Kandidatenrede in Hannover schon intoniert habe.

Hoeneß: Und wo steht Hannover in der Tabelle, ha?

Steinbrück: Darum geht es doch jetzt nicht.

Hoeneß: Wie Sie meinen. (Pause) Was ist hier eigentlich los?

Steinbrück: Statt Aufbruch gibt es Stillstand! Sehen Sie raus! Nichts! Kein einziges Fluchzeuch! Mit mir hätten wir nicht zugesehen, wie Deutschlands Infrastruktur verfällt.

Hoeneß: Dabei ist der Flughafen hier brandneu! Als der FC Bayern damals die Allianz-Arena…

Steinbrück: (zu sich selbst) Brandt, ja. Brandt.

Steinbrück hält Hoeneß gedankenversunken einen Pappbecher hin. Hoeneß winkt ab. Er greift unter seine Mütze, holt eine Flasche Weißbier hervor. Das Radio plärrt: “Der französische Schauspieler Gérard Depardieu wurde verhaftet, weil er in einer Moskauer Kirche Verse von Till Lindemann deklamiert hat.” Eine Frau im dunkelgrauen Wollcape und ein Mann im dunkelgrauen Anzug nähern sich den Sitzschalen.

Weißbier: Plopp.

Alice Schwarzer: Nein, Herr Lanz, es ist durchaus ein Problem, eine Stewardess als Saftschubse zu bezeichnen. Tomatensaft hin oder her.

Aus Steinbrücks Radio ertönt unrealistisch laut die Eurovisions-Melodie.

Markus Lanz: (bleibt vor den Sitzschalen stehen) Nabend, Nabend, danke, Nabend, dankedanke, Nabend, ja, ich freu mich ja auch, nabend, hehehehe, ja, ist ja gut, hallo Leipzig, ähm, ach Quatsch, Berlin.

Steinbrück: Hallo, Herr Lindner.

Hoeneß: Grüß Gott, Herr Gottschalk.

Lanz: Hehehehe. Lindner! Gottschalk! Köstlich! Stimmt es eigentlich, dass Sie, Herr Steinbrück…

Steinbrück: Nehmen Sie bitte den Finger runter, Herr Lucke.

Lanz: Müssen Sie grad sagen, hehehehe!

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