FC Bayern München – Verletztenmisere: Wie viel Schuld hat Pep?

Bayern-Trainer Pep Guardiola

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München – Die Verletztenmisere beim FC Bayern hat durch Jerome Boateng einen neuen bitteren Höhepunkt bekommen. Natürlich gibt es jetzt die Diskussion: Wie viel Schuld hat Trainer Pep Guardiola?

Es ist noch gar nicht so lange her, als Pep Guardiola die Münchner Medienschar in seine Träume einweihte. Es war im Juli 2015, zu Beginn seiner dritten Saison beim FC Bayern – gleichzeitig seiner letzten, wie man nun weiß. Peps Traum war nicht das Triple, denn „Titel sind nur Nummern“, wie er zuletzt erklärte. Nein, sein Traum war ein anderer. „Mein Traum ist, dass der ganze Kader fit ist“, erklärte Guardiola zum Saisonauftakt. Ein halbes Jahr vor seinem Abschied hat der Trainer nun Gewissheit, dass sich sein Traum nicht mehr erfüllen wird. Doch böse darf er deswegen nicht sein, denn ganz unschuldig ist der Spanier an diesem Umstand nicht.


Es wäre zu einfach, Guardiola und seinen Trainingsmethoden die alleinige Schuld an den vielen Ausfällen beim FCB zu geben. Genauso wie es zu einfach wäre, die ganzen Verletzungen dem Zufall zuzuschreiben. Denn dafür ist es zu auffällig, wie viele Stars immer wieder mit Muskelverletzungen im Oberschenkel oder an den Adduktoren ausfallen. Jerome Boateng ist jetzt bereits der siebte Spieler in dieser Saison, den eine Muskelverletzung außer Gefecht setzt. Doch wie viel Schuld trägt Pep an der Misere?

„Auf dem hohen Niveau, auf dem die Bayern spielen, können Verletzungen immer vorkommen. Gerade bei der hohen Belastung von Fußballspielern“, erklärt Dr. Volker Smasal im Gespräch mit der tz. „Vielleicht ist die Trainingssteuerung dem nicht angepasst“, sagt der langjährige Olympia-Arzt des deutschen Teams. Guardiola wehrte sich nach dem Spiel in Hamburg gegen den Vorwurf falscher Trainingsdosierung, als er auf die Vielzahl von Muskelverletzungen angesprochen wurde, antwortete er: „Nein, nein. Das ist normal, wenn Spieler alle Wettbewerbe spielen und zu ihren Nationalmannschaften gehen.“ Wirklich?

Selbst die Spieler können sich die vielen Verletzungen nicht erklären. „Irgendwie haben wir da die Seuche am Fuß“, meinte Thomas Müller, auch Philipp Lahm wusste nicht weiter: „Ich habe keine Erklärung dafür, dass wir so häufig Muskelverletzungen haben. Ich bin kein Fachmann.“ Im Gegensatz zu Smasal. Auch dem Orthopäden ist aufgefallen, dass derzeit Franck Ribéry (Muskelbündelriss im Oberschenkel), Mario Götze (Muskelsehnenausriss in den Adduktoren) und Medhi Benatia (Muskelbündelriss im Oberschenkel) mit solchen Beschwerden ausfallen. Juan Bernat ist nach einem Muskelbündelriss gerade erst wieder zurück ins Mannschaftstraining gekehrt, in der Hinrunde fielen außerdem Holger Badstuber (Muskelriss) und Arjen Robben (Adduktorenprobleme) aus. Für Smasal ist das Verhältnis zwischen dem Trainer und dem Mannschaftsarzt dabei viel wichtiger als das Training selbst. „Ich war selbst auch viele Jahre im Hochleistungssport aktiv und ich weiß, dass das Vertrauensverhältnis in dieser Beziehung unglaublich wichtig ist. Ich brauche einen Ärztestab, dem der Trainer und die Spieler blind vertrauen. Dazu zählt auch, dass der Inhalt von Gesprächen nicht an die Öffentlichkeit kommt und der Trainer, auch wenn er eine viel wichtigere Rolle im Verein spielt als der Arzt, ein Nein von ihm akzeptiert“, meint Smasal zur tz. Denn nur so wäre garantiert, dass verletzte Spieler nicht zu früh ins Training kommen und erst wieder herangeführt werden, wenn sie ihre Verletzungen vollständig auskuriert haben. „Wenn das Zusammenspiel nicht stimmt, ist eine effektive Zusammenarbeit schwierig“, glaubt Smasal. Abwegig sind seine Ausführungen nicht. Mit Volker Braun ist schon der zweite Arzt in der Pep-Ära an der Säbener Straße, nachdem Guardiola sich mit dem langjährigen Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt überworfen hatte. Und auch das Verhältnis zu Braun ist nicht von besonderer Wertschätzung geprägt. Die Spieler sind die Leidtragenden, und auch für Pep hat es sich jetzt ausgeträumt.

sw

Sven Westerschulze

E-Mail:Sven.Westerschulze@tz.de

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