Ein Blick auf die Bundesliga-Tabelle verrät, welche Farbe unsere Top Tens beherrscht. Auch in der Abwehr finden sich gleich vier Spieler des FC Bayern, ein weiterer ist in Habachtstellung bereit – als Bester glänzt dabei ein roter Wanderer zwischen den Welten.
Überraschend geht anders, könnte man angesichts der vier Akteure des FC Bayern in unsere Top Ten feststellen. Wie souverän die Münchener – ohne Niederlage, mit nur acht Gegentoren und damit acht weniger als das zweitbeste Team Leverkusen – agierten, zeigt der Blick über den Tellerrand dieses Rankings hinaus: Mit Rafinha wartet Bayern-Spieler Nummer fünf auf Platz 12.
Dabei gehen wir strikt nach den Noten von sportal.de vor, wer den besseren Notendurchschnitt hat, liegt vorn. Liegen zwei Profis gleichauf, so setzt sich der mit mehr absolvierten Partien durch. Zudem muss ein Spieler mindestens zehn Partien absolviert haben, um sich für unsere Top Ten zu qualifizieren.
10. Fabian Lustenberger, Hertha BSC (17 Spiele / Notenschnitt 3,21)
Ende September sorgte der Hertha-Kapitän mit einer Geste gegenüber den Fans für Aufsehen und zog Kritik einiger Vereinsverantwortlichen auf sich. Doch zum Jahresende hin wurde der eidgenössische Abwehrchef nicht nur in Berlin immer sicherer – er durfte letztlich auch sein Debüt in der heimischen Nati feiern.
Zweikampfstark und solide sind dabei die Attribute, die über Lustenberger des Öfteren in den Einzelkritiken von sportal.de zu finden sind. Solide auch seine Noten: Ausreißer gab es weder nach oben noch nach unten – die Notenskala des Schweizers reicht offensichtlich nur von 2 bis 4. Um der so drohenden Langeweile zu entkommen, durfte Lustenberger insbesondere zu Saisonbeginn im defensiven Mittelfeld ran und löst diese Aufgabe meist überdurchschnittlich.
9. Mats Hummels, Borussia Dortmund (10 Spiele / Notendurchschnitt 3,2)
Den Vorwurf, Hummels sei weit von der Topform der BVB-Meisterjahre entfernt, wurde von dem Innenverteidiger zwar das eine oder andere Mal widerlegt, völlig ausräumen konnte er diese Kritik angesichts der Leistungen in Frankfurt (Note 5) und Gladbach (4,5) jedoch nicht. In den Heimspielen gegen Braunschweig, den HSV und Freiburg (alle Note 2) zeigte Hummels wiederum, warum er in den Top Ten zu finden ist.
Und auch wenn er in der DFB-Elf – vor seiner Verletzung natürlich – zeitweise ins zweite Glied rücken musste: In Sachen Zweikämpfe macht ihm 2013 keiner seiner Nationalmannschaftskollegen etwas vor, mit 71,62 Prozent führte er diese Statistik bei der Löwschen Truppe an. Und auch in der Bundesliga glänzte er in dieser Kategorie des Öfteren, wie zum Beispiel gegen den HSV. Beim 6:2 des BVB gewann Hummels 15 von 16 Zweikämpfen.
8. Martin Stranzl, Borussia Mönchengladbach (16 Spiele / Notendurchschnitt 3,19)
Bereits seit 2009 tritt Stranzl nicht mehr für den ÖFB an und kann sich daher voll auf die Bundesliga und Gladbach konzentrieren. Das zahlte sich auch in dieser Hinrunde aus, in der er sich nur wenige Wackler leistete. Auch die Fans in der Heimat wissen das zu honorieren, in der vom Boulevard-Blatt Krone gestarteten Beliebheitsumfrage lag er vor David Alaba.
Am Niederrhein weiß man auch, was man an dem Abwehrchef hat. Zwar ist eine Vertragsverlängerung noch nicht in trockenen Tüchern, laut Sportdirektor Max Eberl jedoch nur eine Frage der Zeit, bis man Stranzl weiter an sich bindet. Und sich dann zumeist darauf verlassen kann, dass gegen den Österreicher vor allem in der Luft kaum ein Kraut gewachsen ist, wie es in seinen besten Saisonspielen gegen Werder (Note 2) oder Hannover 96, Dortmund, Freiburg oder Mainz (alle 2,5) der Fall war.
7. Dante, FC Bayern München (15 Spiele / Notendurchschnitt 3,17)
Der “Schlechteste” der bayerischen Abwehrkette dürfte sich aufgrund seiner Leistungen in der Bundesliga bereits auf die WM im eigenen Lande freuen. Trotzdem er in der Bundesliga des Öfteren Daniel van Buyten weichen musste. Allerdings auch, weil er dank des Confed Cups und dem bayerischen Tanz auf drei Hochzeiten zeitweise müde wirkte.
Wenn er jedoch spielte, ließ er sich selten etwas Gravierendes zuschulden kommen – nur eine Note 4 steht bei dem Brasilianer auf der roten Seite. Andererseits konnte er nur in zwei Fällen eine 2,5 abstauben, so dass das oft benutzte Attribut solide zumindest in der Hinrunde wie die Faust aufs Auge passte.
6. Naldo, VfL Wolfsburg (17 Spiele / Notendurchschnitt 3,15)
Dantes Landsmann Naldo ist beim VfL Wolfsburg der Dreh- und Angelpunkt der Abwehr und einer der Mitverwantwortlichen für den Höhenflug der Wölfe. Wenn er sich Auszeiten, besonders in seiner Paradedisziplin Zweikämpfe, nimmt, dann droht auch dem VfL gleich Ungemach. Zum Glück für die starken Niedersachsen passiert dies a) nicht allzu oft und b) ist dies in dieser Saison auch mal nur ein Punktverlust. So geschehen beim 1:1 in Nürnberg, als er sich mit einer 4,5 seine schlechteste Note abholte.
5. Jerome Boateng, FC Bayern München (13 Spiele / Notendurchschnitt 3,12)
Seine kleine Auszeit zur Mitte der Hinrunde, mit den Noten 5 gegen Mainz und der 4,5 gegen Hertha, hat Boateng offensichtlich überwunden und so findet er sich in den Top fünf der Abwehrspieler der Hinrunde wieder – und ist zudem, neben Hummels und Lahm, für die FIFA-Weltelf nominiert. So wirkt es kaum verwunderlich, dass die Bayern mit Boateng gerade erst bis 2018 verlängerten.
Wenn sich Boateng nicht oben erwähnte Aussetzer, die gerne zu Gegentoren führten, und Undiszipliniertheiten leistete, überzeugte er auf der Innenverteidigerposition nicht nur in der Defensive. Ob neben Dante oder van Buyten, Boateng übernahm meist den etwas offensiveren Part.
4. Ricardo Rodriguez, VfL Wolfsburg (17 Spiele / Notendurchschnitt 3,12)
Der Goalgetter unter den zehn hier aufgeführten Abwehrspielern: Ricardo Rodriguez traf für den VfL Wolfsburg bereits dreimal. Kein Wunder also, dass bereits jetzt an eine Vertragsverlängerung über das Jahr 2016 hinaus nachgedacht wird. “Ricardo macht eine sensationelle Entwicklung durch”, erklärte Sportdirektor Klaus Allofs unlängst im kicker. Dass er natürlich nicht nur offensiv, sondern auch defensiv etwas drauf hat, wissen nicht nur die Wolfsburger Verantwortlichen. So soll der der FC Chelsea bereits seine Fühler nach dem 21-Jährigen ausgestreckt haben.
Dass in seinen jungen Jahren solche Ausreißer wie im Niedersachsenderby gegen Eintracht Braunschweig (Note 5) passieren, ist angesichts der Gegenbeispiele mit Leistungen wie gegen Bremen oder Stuttgart (beide Note 2) verzeihlich. Das sieht auch sein Coach Dieter Hecking so, der den unter Felix Magath und Interim Lorenz-Günther Köstner zum Bankdrücker verdonnerten Rodriguez gerne einsetzt. “Jetzt sehen wir den richtigen Rici”, erklärte Rodriguez gegenüber der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung.
3. Sokratis, Borussia Dortmund (11 Spiele / Notendurchschnitt 3)
Angesichts der Verletzungsmisere in der BVB-Verteidigung ist es kaum verwunderlich, dass Sokratis in Dortmund zum Abwehrchef mutiert ist, in der gesamten Hinrunde durch seine Leistungen bestach und mit Fug und Recht bester Neuzugang der Borussia genannt wird. Dass das Wort “zweikampfstark” dabei nicht nur einmal in seinen Einzelkritiken hervorgehoben wird, verwundert kaum – die ARD Sportschau umschreibt seine Spielweise passend mit “robust rustikal” und scheut sich auch nicht davor, den Griechen als “Prellbock” zu bezeichnen.
So erstaunt es auch kaum, dass er sich seine einzige Note mit einer 4 vor dem Komma beim Spiel gegen Leverkusen abholte, weil er sich in der Nachspielzeit gegen Leverkusen zu einem Foul und damit der Gelb-Rot-Sperre hinreißen ließ. Angesichts solcher Leistungen wie gegen Bayern München (Note 2) dürfte BVB-Coach Jürgen Klopp nicht nur wegen der Verletztenmisere auf Sokratis nicht verzichten wollen.
2. David Alaba, FC Bayern München (14 Spiele / Notendurchschnitt 2,71)
Nicht umsonst machte David Alaba ein knappes halbes Jahr nach dem FC Bayern sein persönliches Treble perfekt und wurde zum dritten Mal in Folge zu Österreichs Fußballer des Jahres gewählt. Landsmann Martin Stranzl, zumindest online offensichtlich noch beliebter als Alaba, sparte nicht mit Lob: “Stark, was der Junge mit den Bayern bisher erreicht hat”, zitierte Krone.at Stranzl.
Bayern-Kenner wird es wenig verwundern, dass eine Note 4 gegen Hertha die einzig schlechte ihrer Art ist, dafür überwogen die Leistungen im Zweierbereich (Bremen, Braunschweig, Dortmund, Leverkusen, Wolfsburg) und besonders sein Paradespiel bei Schalke 04 (Note 1,5), in dem er zwei der vier Tore vorbereitete.
1. Philipp Lahm, FC Bayern München (14 Spiele / Notendurchschnitt 2,61)
Philipp Lahm ist der einzige Abwehrspieler dieses Rankings, dem immerhin eine eigene Ode gewidmet wurde – wie übrigens auch Manuel Neuer, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger. “..er /stört lässt keinen frieden / keine zeit setzt unter druck / ist lästig läuft ab läuft heiß / läuft auf zu einer form die / form gibt er formatiert das / spiel spielt frei spielt steil”, heißt es in dem Werk des Bayern Fans und Schriftsteller Albert Ostermaiers in der AZ.
Nicht ganz so lyrisch sahen unsere Notenredakteure den Kapitän des FC Bayern, der auch als Sechser eine gute Figur machte. In dieser Eigenschaft verdiente er sich die Note 1 in Dortmund, kam aber auch in der Hintermannschaft nicht nur zum Einsatz, sondern auch zu guten Noten. Eine schlechtere Beurteilung als die Note 3,5, die er in drei Partien bekam, sucht man bei ihm vergeblich.