Es musste das Schlimmste befürchtet werden, doch es kam aus Sicht des Hamburger SV noch erheblich übler. Das Schlimmste angekündigt hatte ja ein gewisser Lotto King Karl. Der genesene Slobodan Rajkovic, so ließ der Stadionsprecher des HSV in einer Zeitungskolumne hoffnungsvoll wissen, sei „ein Typ, bei dem man aufpassen muss, dass er nicht schon die Einlaufkinder umgrätscht“. Gespielt hat der serbische Verteidiger dann aber nicht, gestern im 100. Ligavergleich mit dem FC Bayern. Dass die Münchner deshalb mit einem 8:0 (3:0) in den Spaßmodus zurückkehren konnten, wäre wohl etwas zu viel der Wertschätzung gewesen für Rajkovic. Aber festhalten ließ sich durchaus: Viel übler hätte der Nachmittag kaum verlaufen können für die Gäste und kaum besser für die Einlaufkinder. Und natürlich ebenso für den FC Bayern.
Während der 90 Minuten war den Münchnern eine beinahe schon rauschhafte Freude am eigenen Spiel anzumerken, nach all den ziemlich schleppenden Auftritten zuvor in diesem Jahr. Die Botschaft des Tages lautete dann auch: Die Leistungsdelle des FC Bayern war einmal.
Es war ein sehr einseitiges Spiel gewesen, in dem die Münchner von Beginn an erkennbar darum bemüht waren, vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Schachtar Donezk einen anderen Eindruck zu hinterlassen als in den vorangegangenen drei Rückrundenauftritten. Nun wollte sich der FC Bayern neben drei Punkten für das Spiel am Dienstag in Lemberg auch das gute Gefühl abholen, nicht nur Klassenbester in der Bundesliga zu sein, sondern auch als solcher aufzutreten. Das gelang überzeugend.
„Wirklich gut“ sei die Leistung beim höchsten Saisonsieg ausgefallen, sagte Thomas Müller. Missverstanden werden sollte die Gala gegen den ziemlich desolaten HSV aber nicht, dessen Leistung Trainer Joe Zinnbauer, Vorstand Dietmar Beiersdorfer und Sportdirektor Peter Knäbel gleichlautend „beschämend“ nannten. „Das wird ein anderes Spiel am Dienstag. Ich will nicht, dass wir jetzt wieder auf den Mond geschossen werden“, sagte Müller. Und auch Arjen Robben mahnte pflichtbewusst: „Wir müssen jetzt auch nicht denken, dass alles von alleine geht. Wir müssen nüchtern bleiben.“
Tatsächlich erinnerte der dominante, stets nach vorne orientierte Stil erstmals in diesem Jahr an die so übermächtig gestaltete Hinrunde. Dass der HSV auch nach dem 0:2-Rückstand nicht in den Betonmodus wechselte, um ein Debakel gegen die spielfreudigen Bayern zu vermeiden, tat ein Übriges. Und auch, dass die Profis aus München jenen aus Hamburg auf jeder Position überlegen waren, teils dramatisch.
Es trug dazu bei, dass die Bayern Zinnbauers Elf nach Müllers Handelfmeter (21.) und Mario Götzes 2:0 (23.) nach fast allen Regeln der Kunst auseinander nehmen konnten. Robben (36./47.), erneut Müller (55.), Robert Lewandowski (56.), der eingewechselte Franck Ribéry (69.) und noch einmal Götze (88.) gaben sich ihrer Spielfreude und der Lust auf Tore hin. Und das mit einer Aufstellung, die dank des schwungvollen Spaßfußballs zumindest indirekt auch gegen zwei besonders kritisierte Kollegen nach den ersten drei Spielen des Jahres sprach: Gegen Xabi Alonso, der diesmal wegen Oberschenkelbeschwerden fehlte. Und gegen Dante, der von der Bank zuschaute, wie Holger Badstuber erstmals seit seinem Sehnenriss am dritten Spieltag wieder mitwirken durfte.
„Wir hatten einen guten Aufbau und haben schneller gespielt“, lobte Trainer Pep Guardiola. Und der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge erkannte „einen guten und wichtigen Schritt in die beste Form“. Der Mond scheint wieder näher gerückt zu sein.