München – Mit seinem fulminanten Fernschuss führt Xabi Alonso den FC Bayern ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Damit liefert der Spanier zugleich Argumente für einen neuen Vertrag.
Als am Dienstagabend in der Allianz Arena die 18. Spielminute lief, war zumindest auf einem anderen Platz dieser Republik etwas passiert. Die Bayern taten sich zu diesem Zeitpunkt gerade schwer gegen die tiefstehenden Gäste von Darmstadt 98, Werder Bremen aber traf – und auch in München freute man sich darüber. Die Sprechchöre für den Werder-Torschützen(“Pizaaaaaarro, ooooooh, ooooh”), die aus der Südkurve klangen, waren gut zu hören, auch für die Spieler auf dem Feld. Und mit ihnen die versteckte Botschaft, dass manche Spieler kein Ablaufdatum haben.
Bis zur letzten Saison ist Claudio Pizarro für die Bayern auf Torejagd gegangen. Es ist bekannt: Er wäre gerne noch länger geblieben, aber die Bosse wollten ihm die wohl bestbezahlte Altersteilzeit im deutschen Fußball nicht mehr finanzieren. Pizarro war damals 36 Jahre alt, zwei Jahre älter als Xabi Alonso heute. Was der Spanier, dessen Vertrag ausläuft, vorhat, ist noch nicht bis ins Detail geklärt. Am Dienstag aber erbrachte er den Beweis, dass auch sein Ablaufdatum noch nicht erreicht ist.
In einem Spiel wie dem gegen Darmstadt muss man Geduld haben. Manch einer sagt Xabi Alonso nach, davon hier und da zu viel zu haben, mit übertriebener Ruhe seine noch nie dagewesene, mit zunehmendem Alter aber noch geringer werdende Schnelligkeit überspielen zu wollen. Wenn man die Akteure beobachtet, die um ihn rumwirbeln, den unbedingten Zug zum Tor verspüren, kann man manchmal nachvollziehen, was Kritiker meinen. Auch die Quote von nur 14 Prozent gewonnenen Zweikämpfen zur Halbzeit sprach am Dienstag nicht für ihn. Und trotzdem zeigte Alonso, warum die Bayern ihn nach zwei Jahren in München nicht kampflos ziehen lassen sollten.
95 Prozent Passquote vor der Pause für Alonso
40 Minuten lang hatte die Mannschaft von Pep Guardiola viel versucht, um die Siebenerkette der Gäste zu überwinden, auch Alonso hatte diverse Varianten parat. Mal Diagonalbälle wie jener auf Kingsley Coman, der die Führung schon nach sieben Minuten auf dem Fuß hatte. Mal kurze Pässe im Zentrum der Offensive. Mal ein aufbauender Ball zwischen den beiden Innenverteidigern Jerome Boateng und Javi Martinez heraus. 95 Prozent seiner Pässe waren in Halbzeit eins angekommen, auch das war eine beeindruckende Zahl. Noch beeindruckender aber war die Aktion, die den Sieg der Bayern einleitete.
Ein Fernschuss aus rund 30 Metern, mit rechts in den Winkel. Das erste Saisontor des ehemaligen Nationalspielers saß. Warum ohne Ertrag ackern wie Coman und Co. in vielen Szenen, wenn es auch so geht? Natürlich muss man Glück haben, dass eine Ecke im Halbfeld landet und man dann auch noch derart freisteht wie Alonso beim 1:0. Man muss den aber auch erstmal so erwischen.
Als der Ball keine drei Minuten nach dem Torjubel wieder zu Alonso kam, blickte er kurz auf. Er sah, dass er ähnlich frei stand wie vor seinem Treffer, noch dazu auf derselben Position. Aber er entschied sich für die sichere Variante. Kopfball-Rückgabe zum Mitspieler, Ruhe reinbringen. Vielleicht ist das die alte Schule. Aber die muss ja nicht immer schlecht sein.
hls
Open all references in tabs: [1 – 3]