Elfmeterschießen gehören seit dem Ausrutscher im DFB-Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund nicht mehr zu den aktuellen Lieblingsübungen des FC Bayern München. So auch am Samstagabend im Supercup-Duell des Meisters mit dem DFB-Pokalsieger VfL Wolfsburg in der Volkswagen Arena. Nach einem 1:1 durch die Treffer von Robben (49. Minute) und Bendtner (89.) entschied die Strafstoßlotterie von Wolfsburg zugunsten des Bundesliga-Zweiten der vorigen Saison. Der VfL gewann am Ende diesen Shootout 5:4, weil Xabi Alonso bei seinem Strafstoß an Torhüter Casteels gescheitert war, und sicherte sich diese Trophäe der Deutschen Fußball Liga damit zum ersten Mal.

Autor: Roland Zorn, Sportredakteur.
„Ich bin enttäuscht, ich bin auch sauer“, sagte Bayern-Torschütze Robben. „Am Ende müssen wir kritisch sein, wir müssen das Spiel früher entscheiden.“ Ähnlich sah es sein Kapitän Philipp Lahm: „Wir haben es verpasst, den Deckel draufzusetzen und wurden am Ende bestraft.“ Glücklich war indes VfL-Trainer Dieter Hecking, der vor der Pokalübergabe an Wolfsburgs Kapitän Naldo bilanzierte: „Das war ein richtig tolles Supercup-Spiel mit hohem Tempo.“
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Dafür dass es sich hier laut Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer nur um ein „Titelchenchen“ handeln sollte, legten beide Mannschaften los, als ob es schon um alles gegangen wäre. Und Trainer Pep Guardiola, der das deutsche Prestigeduell um den Supercup in den beiden Jahren zuvor nicht gewinnen konnte, war gestisch, mimisch und rhetorisch im Dauereinsatz. So belegte der Coach, der noch nicht weiß, ob er über 2016 hinaus beim FC Bayern bleiben will, seine Worte: „Das ist für mich ein großer Titel.“
Seine Spieler wirkten taufrisch und ambitioniert. Und sie packten sogleich ihre Schatztruhe für diese Saison aus. Auf der linken Seite glänzte der Brasilianer Costa, für eine Ablösesumme von 30 Millionen Euro von Schachtjor Donezk gekommen, mit Tempodribblings, die seinen Gegenspieler Vieirinha sichtlich verwirrten; rechts brauste der von muskulären Beschwerden genesene Robben auf und davon, und in der Mitte versuchten die stürmischen Lewandowski und Müller mit den beiden Flügelmännern Schritt zu halten.

So wenig fehlte nur! Bayern-Coach Guardiola leidet.
© dpa
Am nächsten dran am Führungstor war Boateng, der den Ball nach Alonsos Eckstoß gegen die Latte wuchtete (8.). Bei diesem Tempo und dieser kollektiven Spielfreude wurde der für 37 Millionen Euro erworbene Chilene Arturo Vidal zunächst gar nicht vermisst. Er saß fürs erste auf der Bank und spürte, dass an diesem Sommersamstag auch die Wolfsburger allerhand zu bieten hatten.
Vor allem Kevin De Bruyne, Deutschlands „Fußballer des Jahres“ aus Belgien, sah man nicht eine Sekunde an, dass er während der Woche von Rückenschmerzen geplagt war. Der Turboantreiber im zentralen Mittelfeld riss das Spiel der Grün-Weißen an sich und besaß auch die größte Wolfsburger Gelegenheit vor der Pause, als er Torhüter Neuer mit einem Kopfballheber überlistete und dann aus freier Schussbahn mit einem Lupfer das leere Tor verfehlte (42.).
Dieser Artikel ist aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
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Das machte Arjen Robben kurz nach der Pause besser, als der für den leicht am Rücken lädierten Benaglio ins Tor gerückte Casteels eine der vielen scharf geschlagenen Costa-Flanken abprallen ließ und der Niederländer den Ball aus kurzer Entfernung ins Netz drosch (49.). Es war die verdiente Führung für die eine Spur wuchtiger attackierenden Münchner. Sie konnten sich zudem wieder einmal auf ihren Weltklassetorhüter Manuel Neuer verlassen. Der geschmeidige Stoiker reagierte vor der Pause bei Benatias Beinahe-Eigentor (32.) ebenso glänzend wie bei Dosts Schuss, als der Niederländer ungebremst auf ihn zugestürmt kam (58.).
In der 74. Minute gab es dann das von den Bayern-Fans erhoffte Zuckerl: Arturo Vidal griff ins Spiel ein. Lautstark dirigierend, einem Schussversuch und einem an Maximilian Arnold (82.), das dem früheren Leverkusener gleich bei seinem Münchner Einstand die erste Gelbe Karte bescherte: Die Bayern haben wieder einen „aggressive leader“, den sie in Zukunft dringender brauchen werden als an diesem friedlichen Abend in Wolfsburg. Dort herrschten in der 89.Minute wieder ausgeglichene Verhältnisse, als Bendtner nach De Bruynes Flanke mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte der Ausgleich glückte. Was folgte, war das beliebte Fußball-Glücksspiel Elfmeterschießen: Auch da schoss der Däne den entscheidenden Treffer – abermals knallhart unter die Latte.
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