Wirbel um CSU-Generalsekretär Scheuer verzichtet auf Doktortitel


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Scheuer:
Zwei Buchstaben weniger


Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet in ihrer heutigen Ausgabe, dass der CSU-Generalsekretär und Passauer Politiker auf seiner Homepage und im Impressum seiner Doktorarbeit den Doktortitel führt. Der sogenannte kleine Doktorgrad, den Scheuer durch seine Doktorarbeit an der Prager Karls-Universität erlangt hat, berechtigt ihn aber nur in Bayern und Berlin, offiziell diesen Titel zu tragen. Inzwischen äußerte sich der CSU-Politiker auch dem Bayerischen Rundfunk gegenüber zur Diskussion:

“Die Rechtslage in Bayern und Berlin ist eindeutig. Ich kann danach den Titel ohne Zusatz führen. Andere Länder haben keine Bayern- und Berlin-ähnliche Regelung geschaffen. Um eine kaum handhabbare Praxis beim Führen des Titels zu vermeiden, habe ich mich entschieden, vom Führen des Titels künftig völlig abzusehen.”

Andreas Scheuer in einer Stellungnahme gegenüber dem Bayerischen Rundfunk

Andreas Scheuer bestätigte inzwischen auch seinen Verzicht. Er legt aber Wert darauf, dass er den Grad nicht unberechtigt verwendet hat.

Hintergrund

Schon 2005 hatte es Ärger um den “kleinen Doktor” gegeben, den Scheuer an der Karls-Uni in Prag erworben hat. Seit 2006 ist geklärt, dass sich “Dr.” nennen darf, wer bis zu einem Stichtag einen tschechischen “PhDr.” erworben hat. Diese Regel gilt aber nur in Bayern und Berlin. Scheuer hatte schon vor einigen Jahren den Titel weggelassen, als die Rechtslage nicht eindeutig geklärt war. Jetzt wird er das wieder so handhaben.

“Dr.” nur in Bayern und Berlin


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Politik-Wissenschaftler Oberreuter
“Scheuer hätte Titel früher ruhen lassen sollen”


2004 wurde Scheuer in Tschechien der kleine Doktorgrad PhDr. (Doktor der Philosophie) verliehen. Seine Arbeit “Die politische Kommunikation der CSU im System Bayerns” legte er in deutscher Sprache vor. Der Passauer Politiker müsste sich in allen Bundesländern außer Berlin und Bayern “PhDr.” nennen.

Zum Vergleich führt die FAZ das Oberlandesgericht Schleswig-Holstein an, das 2011 einen Steuerberater gerügt hatte, der mit einem slowakischen “kleinen Doktorat” als Dr. auftrat. Dieser hatte seinen Hauptwohnsitz in Bayern, arbeitete aber in Schleswig-Holstein.

Kleiner Doktorgrad

Wer erfolgreich einen Magisterstudiengang in Geistes-, Sozial-, Rechts- und Naturwissenschaft abgeschlossen hat, kann in Tschechien oder der Slowakei im Anschluss einen “kleinen Doktorgrad” erlangen.

CSU ändert Internetauftritt

Auf den Internet-Seiten des Bundestages und der CSU zum Beispiel wurde Scheuer bis heute früh als Dr. vorgestellt. Inzwischen verschwinden die Stellen auf den Seiten seiner Partei, wo Scheuer mit Doktortitel vertreten war.




Die Internetseite der CSU vor und nach der Änderung

In der FAZ bestreitet zudem ein Politologe, zur Prüfungskommission gehört zu haben – Scheuers Doktorvater hatte ihn der Zeitung als Mitglied genannt. Die FAZ schreibt zudem über Ungereimtheiten mit einer Textpassage. Er soll sie zu großen Teilen aus einer Veröffentlichung der Bundeszentrale für politische Bildung für seine Arbeit übernommen haben, ohne das kenntlich zu machen. “Dieser Sachverhalt ist seit einigen Jahren bekannt”, ließ Scheuer über einen Sprecher mitteilen. In der Stellungnahme heißt es auch, dass Scheuer der Sache nachgehen wird.

Die Debatte im Netz

Inzwischen schlägt die Diskussion um den “kleinen Doktortitel” von Andreas Scheuer hohe Wellen im Netz. Hunderte User zeigen ihren Unmut über den Fall und kommentieren auf Facebook, Twitter und den BR.de-Seiten.

So urteilt die Netzgemeinde über Scheuer

“Gut, dass jetzt alles wieder gut ist, lieber Hr. Scheuer, CSU. Doch wie erkläre ich Ihre Moral meiner kleinen Tochter?” Axel Diewald via Twitter

“Wer betrügt, der fliegt! Gilt das auch für Scheuer, liebe CSU?” Dieter Janecek, Vorsitzender der Grünen in Bayern via Twitter

“CSU / Content Steal unlimited” Michael Heine via Facebook

“Einfach beSCHEUERt, der Mann. Mit seinem Doktorspielchen schadet er sowohl seinem persönlichen Ansehen und dem der CSU ganz erheblich.” Schandmaul auf Br.de

“Die CSU kann die Doktor-Spiele nicht lassen.” Sebastian Fellner via Twitter

“Da fällt mir nur ein: Wer betrügt der fliegt … Aber der eigenwillige Umgang mit der Wahrheit ist ja das Geschäftsmodel der CSU.” Dirk auf Br.de

“Wenn das ein “kleines Doktorat” ist, kann man die Traeger vielleicht demnächst mit Doktorchen anreden?” HK auf BR.de

“Gibt es einen Zusammenhang mit falschen Titeln und der Anwendung von Haargel?” Thomas Tilly via Facebook

“Komisch: Immer wird auf den Dissertationen der Unions-Mitglieder herumgeritten. Ich wüsste zu gern, wie viele Mitglieder der anderen Parteien bei ihrer Doktorarbeit geschummelt haben.” Ursula Herkner via Facebook

“Guttenberg reloaded?” Michael via Twitter

“Der Doktortitel ist in Bayern und Berlin legal – und für den Rest gibt es eine zweite Visitenkarte.” Rolf H. Seyboldt via Facebook

“Warum schafft man diesen ‘Titelunsinn’ nicht einfach ab. Der Dr. oder Prof. ist keinerlei Qualitätsmerkmal.” Lothar Gieling auf BR.de

“Schon wieder Vorverurteilung, schon wieder Schande, Schande, Schande. Die Medienwelt und die “Forenwelt” ist nicht die wahre Welt. Ich glaube nicht, dass das Thema die Bevölkerung wirklich interessiert. Gäääääähn.” Gerhard Melzer auf BR.de


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CSU-Generalsekretär:
Erst kleiner Doktor, jetzt gar keiner mehr


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