Coburg – Die Wirtschaft in Ober- und Unterfranken fürchtet die Abschaltung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld. Nach Alfred Gaffal, Präsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, hat auch Friedrich Herdan, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Coburg, in dieser Woche vor den Folgen gewarnt, wenn die Sicherheit der Energieversorgung nicht gewährleistet ist. Dann würden zwar nicht die Lichter ausgehen, aber die Produktion müsste zurückgefahren werden oder ganz stillstehen. “Dann liegt unser Standort am Boden und wir werden eine Schlafstätte für ermüdete Manager aus Ballungszentren”, beschrieb Herdan beim Stehempfang der IHK-Vollversammlung am Freitag ein düsteres Szenario. Es lasse sich, wie schon Alfred Gaffal betont hatte, nur verhindern, wenn die “Thüringer Strombrücke”, die 380-kV-Leitung zwischen Altenfeld und Redwitz an der Rodach, rechtzeitig fertig gestellt wird. Mit der Leitung soll insbesondere Sonnen- und Windstrom zwischen Nord- und Süddeutschland transportiert werden. Die “Strombrücke” ist nach Angaben der Bundesnetzagentur eines der wichtigsten Projekte, um die Energiewende in Deutschland bewältigen zu können.
Das führte Herdan Thomas Kreuzer vor Augen. Der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und frühere Leiter der Staatskanzlei war Gast der IHK-Vollversammlung. Der IHK-Präsident forderte von dem CSU-Politiker ein klares Bekenntnis zum Bau der Leitung. Herdan: “Ein wenig mehr Rückenstärkung würde uns gut tun.”
Thomas Kreuzer scheute sich nicht, dies zuzusagen. Er, der als CSU-Fraktionschef einer der wichtigsten Politiker im bayerischen Landtag und im Freistaat ist, verwies darauf, dass die “Thüringer Strombrücke” Bestandteil der Koalitionsvereinbarung zwischen CDU, CSU und SPD auf Bundesebene ist und so schnell wie möglich gebaut werden soll. “Das müssen wir umsetzen, das ist ein Rennen mit der Zeit”, da das Kernkraftwerk (KKW) Grafenrheinfeld 2015 stillgelegt werden soll.
Zu einer möglichen Verlängerung der Laufzeit des KKW im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt sagte Kreuzer am Freitag nichts. Er plädierte vielmehr dafür, an dem Standort ein Gaskraftwerk zu bauen, da das Leitungsnetz bereits vorhanden sei. Zudem müsse man abwägen, ob Kohlestrom aus anderen Bundesländern ins bayerische Netz eingespeist werden soll. Entscheidend seien die Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit elektrischer Energie. Man werde, so Kreuzer, nicht zulassen, dass die Energiewende “unsere Wirtschaft abschnürt und damit der Verlust von Arbeitsplätzen und Wohlstand droht”.
Ein klares Bekenntnis legte der CSU-Fraktionschef auf Bitte von IHK-Präsident Herdan zum Neubau eines Verkehrslandeplatzes im Landkreis Coburg ab. Kreuzer sagte, er unterstütze das Projekt, das etwa 30 Millionen Euro kosten wird, “weil es die Region dringend braucht”. Die CSU-Fraktion werde sich im Landtag dafür einsetzen, “dass wir die Förderung bereitstellen”. Der neue Flugplatz sei für die Geschäftswelt im Raum Coburg/Kronach/Lichtenfels/Haßberge/Sonneberg/Hildburghausen unverzichtbar.
Gleiches gelte für den ICE-Systemhalt im Zweistundentakt in Coburg. Hier seien, wie Kreuzer einräumte, die Gespräche mit der Bahn AG “noch nicht erfolgreich gewesen”. Allerdings werde man alles unternehmen, um den Systemhalt durchzusetzen, weil er für West-Oberfranken, Nordost-Unterfranken und Südthüringen notwendig sei. Dies gelte auch mit Blick darauf, dass der ICE-Systemhalt in Lichtenfels 2017 wegfällt. Thomas Kreuzer zu Friedrich Herdan: “Die CSU-Landtagsfraktion unterstützt sie hier natürlich.”
Wenn der Strom nicht mehr fließt, kommen nicht einmal Manager, weil sie die Champions-League nicht schauen können.
Thomas Kreuzer, Vorsitzender der
CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag
Wenn der Strom nicht mehr fließt, dann liegt unser Standort am Boden und wir werden eine Schlafstätte für ermüdete Manager.
Friedrich Herdan, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg