Er hätte fast geweint, sagt der verdeckte Journalist Wolfram Kuhnigk in der Süddeutschen Zeitung. Der Reporter quartierte sich für die RTL-Sendung «Extra – das RTL-Magazin» für fast zwei Wochen bei der Sekte «Zwölf Stämme» ein. Was er sah, erschütterte ihn.
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Sektenmitglieder verbrannten Baby lebendigDie Sektenkinder von Texas
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Den Kindern im westbayrischen Deiningen wurde offenbar mit Weidenruten auf den nackten Hintern geschlagen und dies aufgrund von Kleinigkeiten. So bestraften die Urchristen die Kinder, wenn sie bei Essen sprachen, während der Schule aus dem Fenster schauten oder wenn sie versuchten zu spielen.
Kuhnigk erklärt die Philosophie der Mitglieder der «Zwölf Stämme» folgendermassen: «Die Mitglieder glauben, in der Welt des Spielens und der Phantasie wartet der Teufel, und den muss man den Kindern austreiben.»
Alle dürfen «erziehen»
Dabei wurden die Kinder nicht nur von ihren Eltern bestraft. «Die Eltern übertragen das Recht zur Strafe auf alle Mitglieder, und jeder darf ein Kind bestrafen, wenn er es für angebracht hält», berichtet der Journalist.
Der Undercover-Reporter verbrachte die Tage auf dem Hofgut Klosterzimmern unter dem Vorwand, ein sinnsuchender Mensch zu sein. Er installierte heimlich sowohl Kameras als auch Mikrofone und habe so rund 50 Schläge dokumentiert. «Diese Misshandlung ist systematisch, emotionslos und unmenschlich, die Kinder werden gebrochen, ich war beim Anblick der Bilder fassungslos», berichtet der Reporter.
Behörden griffen ein
Kuhnigks Filmaufnahmen sowie Zeugenaussagen von Aussteigern veranlassten die Behörden einzugreifen. Am 5. September nahm die Polizei bei einem Grosseinsatz 40 Kinder in ihre Obhut. Zudem wurden Stöcke und Ruten gesichert.
Die Mitglieder der Sekte wehren sich gegen die Anschuldigungen. «Seelische Misshandlung und Isolation hat hier nur stattgefunden, als die Behörden unsere Kinder weggenommen haben», wird ein Vater in der Süddeutschen Zeitung zitiert.
(dia)
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