Auch vier Tage, nachdem eine Frau in Würzburg einen Hundewelpen in den Main geworfen hat, ist das Tatmotiv noch unklar. Nicht mal der Ehemann der 70-jährigen Tatverdächtigen aus Bonn weiß es. „Ich kann es nicht erklären“, sagte er vor Journalisten.
Das Ehepaar wohnt im Bonner Stadtteil Bad Godesberg in einem noblen Einfamilienhaus mit Garten. Nachbarn erzählen, dass die Frau oft auf ihrem Flügel spiele und dass sie und ihr Mann sehr zurückgezogen lebten. Man habe sie nur gesehen, wenn sie ihren großen Leonberger-Hund ausführten. Dieser Hund sei
vor einiger Zeit gestorben.
Am Montag, so ein Hundezüchter aus Niederbayern, habe die Frau bei ihm einen zehn Wochen alten Leonberger gekauft. „Sie hat einen guten Eindruck auf mich gemacht“, erklärte der Züchter gegenüber der Redaktion. Die Frau habe ihm erzählt, dass sie in Würzburg Station machen werde, weil die 600 Kilometer lange Fahrt nach Bonn zu anstrengend für das Hundebaby sei. Am Dienstag gegen 9.20 Uhr wurde eine Frau, auf deren Beschreibung die 70-Jährige passt, dabei beobachtet, wie sie den Welpen in einem Plastikwäschekorb über die Friedensbrücke trug und dann ins Wasser warf. Der junge Hund wurde von einer Schiffsbesatzung gerettet.
Seit dem Vorfall schirmt der Ehemann seine Frau ab. Als der von der Polizei informierte Hundezüchter sie am Dienstag telefonisch zur Rede stellen wollte, wimmelte der Ehemann ihn ab. Am Freitag erklärte der Mann vor Journalisten, seine Frau sei nicht zu sprechen. Aber plötzlich, so berichtet eine Bonner Journalistin im Gespräch mit der Redaktion dieser Zeitung, sei die 70-Jährige an der Haustür erschienen. Den Vorwurf, sie habe den Welpen in den Main geworfen, habe die Frau „nicht kommentiert“. Auf die Frage nach dem Warum habe die 70-Jährige sie und ihren Kollegen „nur übel beschimpft und des Grundstücks verwiesen“.
Nach Angaben der Polizei dauern die Ermittlungen gegen die Frau wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz an. Auch die Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet.
Der Züchter der jungen Hündin, die „Arielle“ genannt wurde und derzeit im Würzburger Tierheim betreut wird, will den Welpen „so bald wie möglich“ dort abholen. Ob er der 70-Jährigen den Kaufpreis von mindestens 1200 Euro zurückerstatten muss, wisse er noch nicht, sagte er im Gespräch mit der Redaktion. „Das lasse ich auf mich zukommen.“