Weihnachtsurlaub für Uli Hoeneß: Ein Stück vom alten Leben

Von Heiko HinrichsenHeiko Hinrichsen (hh)Profil 24. Dezember 2014 – 12:17 Uhr

Uli Hoeneß muss über die Feiertage nicht im Gefängnis bleiben. Der wegen Steuerhinterziehung verurteilte frühere Bayern-Präsident wird zudem bald als Freigänger in der Nachwuchsabteilung der Münchner arbeiten.

Uli Hoene hat zu Weihnachten Hafturlaub. Foto: Rene Ruprecht/Archiv Foto: dpa
Uli Hoeneß hat zu Weihnachten Hafturlaub. Foto: Rene Ruprecht/Archiv

München – Es gibt im deutschen Fußball gewiss keine zweite Nachwuchsabteilung, die von einer derart honorigen Garde angeführt wird wie das „Junior Team“ des FC Bayern. Zehn Mannschaften von der U 9 bis zur U 23 umfasst das Ressort Jugendausbildung der Münchner, deren Boss seit 2012 der ehemalige Nationalspieler und Chefscout des Clubs, Wolfgang Dremmler, 60, ist. Dremmler zur Seite stehen mit dem einstigen Linksverteidiger Michael Tarnat als Sportlichem Leiter sowie den früheren Profitrainern Heiko Herrlich (VfL Bochum) und Heiko Vogel (FC Basel) als Coaches der U 17 und der U 19 weitere ausgewiesene Fachleute.

Trotzdem ist man mit dem Ertrag der Talentschmiede an der Säbener Straße, in der einst Stars wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Owen Hargreaves, Holger Badstuber oder Toni Kroos geformt wurden, zuletzt nur mäßig zufrieden gewesen – immerhin war der Österreicher David Alaba im Juni 2010 der bisher Letzte, der aus dem 13 Zimmer umfassenden Jugendhaus des Clubs auszog, um in der Profimannschaft Karriere zu machen. In dem 18-jährigen Gianluca Gaudino befindet sich aktuell wenigstens ein weiteres Talent der FCB-Nachwuchsabteilung auf dem Sprung in die Bundesliga.

Doch gemessen an den Ansprüchen des mit mehr als 251 000 Mitgliedern größten Sportclubs der Welt, der seine Bedeutung auch auf einen Jahresumsatz von zuletzt 528 Millionen Euro stützt, sieht man in Bezug auf das eigene „Junior Team“ noch einiges an Entwicklungspotenzial. Also ist auch der aus der Nationalelf zurückgetretene Weltmeisterkapitän neugierig, welche neuen Impulse der Mann für das Nachwuchsleistungszentrum der Bayern mitbringen wird, dessen erster Arbeitstag für den 5. Januar avisiert ist: „Ich glaube, dass er in der Jugendabteilung sehr viel bewegen wird. Wir können da alle sehr gespannt sein“, sagt der derzeit verletzte Philipp Lahm über die Rückkehr des ehemaligen Spielers, Managers, Präsidenten und Aufsichtsratschefs in den Kreis seiner „Bayern-Familie“, der Uli Hoeneß nach eigener Aussage ja dienen will, „solange ich lebe.“

Gute Führung verschafft Hoeneß erste Lockerungen

Seine Haft in der Justizvollzugsanstalt Landsberg hat Hoeneß, der im März vom Landgericht München II wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt wurde, am 2. Juni angetreten. Weil sich der Fußballfunktionär, Wurstfabrikant und Finanzjongleur in der JVA dem Vernehmen nach gut führte, werden erste Lockerungen greifen, die das bayerische Strafvollzugsgesetz nach einem Minimum von sechs Monaten Haft vorsieht.

So soll Hoeneß, der bereits zweimal einen mehrstündigen Tagesausgang genehmigt bekam, mittels Hafturlaub Weihnachten und Silvester im Kreise der Familie in seinem Haus am Tegernsee verbringen dürfen, Übernachtungen offenbar inklusive. Mit Beginn des neuen Jahres dürfte der 62-Jährige, der am 5. Januar Geburtstag hat, dann in der Außenstelle Rothenfeld am Ammersee in den Kreis der Freigänger aufsteigen. „Ab Anfang Januar kommt er zum ersten Mal her“, kündigte der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge an, der sich mit dem alten Kumpel wieder allzu gerne „Wetzen und Fetzen“ will: „Denn am Ende haben wir immer eine tolle Lösung gefunden.“ Voraussetzung für diese Art der Hafterleicherung ist ein festes Arbeitsverhältnis, das Hoeneß mit seinem Job tagsüber in der Nachwuchsabteilung der Bayern ja vorzuweisen hätte.

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