Eine wie auch immer geartete Nähe zu Bayern München ist ja etwas, das man sich im Dortmunder Fußball-Kosmos schon allein aus Selbstschutz nur sehr ungern nachsagen lässt. Der Erfolgsmonopolist aus dem Süden sei dem Rest einfach zu weit entrückt, wiederholen sie in Westfalen stets dann, wenn die Frage lautet, ob Schwarz-Gelb in der Lage sein könnte, der bajuwarischen Herrschaft ein Ende zu bereiten. Oder sie zumindest deutlich zu erschweren. Am späten Mittwochabend aber wurde deutlich, wie nah der BVB dem FC Bayern wirklich ist. Allein schon geografisch hatte das seine Richtigkeit, weil die Borussia mit einem 2:0-Erfolg beim FC Augsburg den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals festgezurrt hatte und damit ungewöhnliche Reaktionen auslöste.
Erstmals seit Wochen blieb der BVB beim 2:0-Sieg in Augsburg in einem Pflichtspiel ohne Gegentor – darüber war vor allem ein Spieler sehr froh.
Denn offenbar hat Dortmund mittlerweile ein Fertigkeitsniveau erreicht, für das der ordnungsgemäße Gebrauch von Lobesworten nicht mehr ausreicht. Bayerns Star-Trainer Pep Guardiola hatte diese Art der Begeisterung einst in noch ausbaufähigem Deutsch begonnen, indem er alles, was er richtig prima fand, nicht nur als super, sondern doppelt super bezeichnete. Boateng? Thiago? Lewandowski? Alles super-super Spieler! Bayern? Super-Super Mannschaft! Sagte der Pep immer – und schuf ein hübsches verbales Alleinstellungsmerkmal. Markus Weinzierl aber, der Trainer des FC Augsburg, hatte offenbar das Gefühl, der BVB verdiene mittlerweile eine ähnliche Behandlung. Denn er meinte, man sei „gegen eine Top-Top-Mannschaft ausgeschieden“.
BVB nahm in Augsburg den Kampf ums Viertelfinale an
Wie Heroen des schönen Spiels hatten die Dortmunder das Stadion indes nicht verlassen. Sven Bender schmerzte das Bein. Es heißt, die Kniescheibe sei ihm herausgesprungen, was ihn nicht davon abhielt, noch bis zur Halbzeitpause weiterzuspielen. Und Ilkay Gündogan musste an der Innenseite der Oberlippe kurzerhand genäht werden, er hatte einen Schlag abbekommen.
Zu Saisonbeginn schien die Stammelf von Trainer Tuchel wie in Stein gemeißelt. Nicht nur das Beispiel Ginter zeigt, dass sich dies geändert hat.
Aber sie und ihre Kollegen hatten diesen Kampf ums Viertelfinale angenommen und letztlich souverän gewonnen, was Trainer Thomas Tuchel beglückte. „Es auf diese Weise geschafft zu haben, gibt uns ein besonderes Gefühl. Wir sind sehr, sehr zufrieden, weil sich das Ergebnis so klar und verdient anfühlt“, sagte er und empfand das keineswegs als Selbstverständlichkeit, weil „wir viele, viele Spiele in den Beinen“ haben. Augsburg war Pflichtbegegnung 29 in diesem Halbjahr, Nummer 30 folgt am Samstag beim 1. FC Köln, wenn es um die letzten Bundesliga-Punkte dieses Jahres geht. Punkte, die der BVB gern noch hätte, weil er dann in erstaunlicher tabellarischer Nähe zum FC Bayern überwintern würde, der seinerseits eine sensationelle Hinrunde mit bislang nur einer Niederlage hinlegte.
BVB-Sportdirektor Zorc spricht von einer “Top-Top-Leistung”
„Wir sind sehr zufrieden“, bilanzierte Michael Zorc die Hinrunde, bevor die Lichter im Augsburger Stadion ausgeknipst wurden. Im Pokal im Viertelfinale nun gegen Stuttgart, in der Europa League für die K.-o.-Runde qualifiziert, in der Bundesliga Tabellenzweiter. „Wir sind in allen drei Wettbewerben gut dabei, wobei die Leistung in der Liga das andere sogar überstrahlt“, meinte der Sportdirektor. Und das alles schon im ersten halben Jahr unter Tuchel. „Kompliment an Mannschaft und Trainer“, sagte Zorc, „das ist bislang eine Top-Top-Leistung.“