Elektrisierendes Finale
Von Karlheinz Rummenigge bis Dieter Zetsche: Der VfB Stuttgart wird im DFB-Pokalfinale als krasser Außenseiter gehandelt. Doch der gibt sich gelassen. Und hat vorsorglich schon einen Autokorso geplant.
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Stuttgart/München Als wenn die Aufgabe nicht schon schwer genug wäre: Vor dem DFB-Pokalfinale am Samstag in Berlin gegen Überflieger FC Bayern München muss sich der VfB Stuttgart spöttische Bemerkungen gefallen lassen. Selbst mit 1,8 Promille im Blut hätten die Bayern eine Siegchance, hatte Vorstandsvorsitzender Karlheinz Rummenigge in London beim Siegerbankett getönt.
Von Karl-Heinz Rummenigge bis Dieter Zetsche: Viele glauben, dass der VfB Stuttgart vom FC Bayern am Samstag die Hucke voll bekommt. Foto: dpa
Doch nicht nur vom Rivalen kommen Sticheleien. Bei einer Konferenz zur Elektromobilität in Berlin zitierte Dieter Zetsche gestern Spötter, welche die Erfolgsaussichten des VfB Stuttgart folgendermaßen einschätzen: “Eine Million Elektroautos bis Samstag sind realistischer.” Die Bundesregierung will so viele Fahrzeuge erst bis 2020 auf den Straßen rollen sehen – und selbst dieses Ziel scheint utopisch.
Der VfB dürfte nicht amüsiert gewesen sein, dass sich der Chef des größten baden-württembergischen Arbeitgebers, der zudem der Haupt-Werbepartner des VfB ist, so geäußert hatte. Nach außen hin gibt sich der VfB vor dem “elektrisierenden Finale” gelassen. Rummenigges Aussage sei im Überschwang des Champions-League-Erfolges gefallen. “Da sollte man drüber hinwegschauen”, sagte Trainer Bruno Labbadia. Auch Manager Fredi Bobic will Rummenigges Äußerung nicht überbewerten: “Das war für mich ein emotionaler Ausrutscher, das nehme ich schmunzelnd auf.”
Tatsächlich wird der FC Bayern keinen Gegner unterschätzen, so lange Jupp Heynckes noch Trainer ist. Nach einem “blauen Montag”, an dem die Spieler ihren Champions-League-Sieg genießen durften, wird ab heute wieder trainiert. Schließlich hat der FC Bayern noch ein großes Ziel: als siebte europäische (Männer-)Mannschaft in Europa das Triple zu holen, also den Dreifach-Triumph in nationaler Meisterschaft, nationalem Pokal und in der Champions League (früher Europapokal der Landesmeister). Bislang haben das Inter Mailand (2010), der FC Barcelona (2009), Manchester United (1999), der PSV Eindhoven (1988), Ajax Amsterdam (1972) und Glasgow Rangers (1967) geschafft. Allerdings wären die Münchner nicht die erste deutsche Mannschaft mit dem Triple: Die Frauen des VfL Wolfsburg haben das gerade vorgemacht, dem FSV Frankfurt (2008 und 2002) gelang dies schon zweimal.
Den Tag nach dem Pokal-Finale hat der FC Bayern bereits verplant. Nach der Rückkehr ist um 14.30 Uhr eine Fahrt mit einem Doppeldecker-Bus durch München geplant, gegen 16 Uhr eine Feier auf dem Rathausbalkon. Doch auch der VfB ist gerüstet und hat am Sonntag gegen 15.30 Uhr einen Autokorso durch die Stuttgarter Innenstadt vorgesehen. Vielleicht stellt Zetsche ja Elektroautos zur Verfügung.