Verletzten-Misere beim FC Bayern: Da läuft was schief

Pep Guardiola, FC Bayern

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München – Jerome Boateng fällt aus, die Muskelverletzungen bei Bayern München häufen sich. Die Diskussion kommt für Trainer Pep Guardiola zur Unzeit.

Nach den Wünschen für seine Abschiedstour gefragt, musste Pep Guardiola nicht lange überlegen. Er wolle im Saison-Endspurt endlich einmal alle Stars zur Verfügung haben, sagte der Trainer von Bayern München vergangene Woche. Doch der Bündelriss im Adduktorenbereich bei Jerome Boateng wirft alle Pläne durcheinander – wieder einmal. Es ist die 14. (!) Muskelverletzung eines Münchners in dieser Saison.


Die wiederkehrenden Probleme werfen nun erneut viele Fragen auf und befeuern die Diskussionen um Guardiolas Methoden. Wird bei den Bayern falsch trainiert? Warum funktionieren alle Präventions- und Rehabilationsmaßnahmen nicht – oder nur bedingt? Nimmt Guardiola zu wenig Rücksicht auf angeschlagene Profis? Sind die Pausen für verletzte Spieler zu kurz? Was läuft im Ärzte- und Rehateam und in der Kommunikation schief?

Guardiola: Es liegt nicht am Training

Guardiola weist alle Vorwürfe zurück. Schon nach Ende der Wintervorbereitung hatte der 45 Jahre alte Spanier kritische Anmerkungen über sein Training abgetan. Es gehe bei den Einheiten nicht um die Quantität, sondern ausschließlich um die Qualität, betonte Guardiola. Dass sich Boateng beim 2:1 in Hamburg zum Rückrundenstart derart schwer verletzte, wurde dadurch aber nicht verhindert. Er habe „keine Erklärung dafür, dass wir so häufig Muskelverletzungen haben“, meinte ein ratloser Kapitän Philipp Lahm.

Dabei sollte in dieser Saison eigentlich alles besser werden, nachdem es bereits in den ersten beiden Jahren unter Guardiola zu einer Häufung von Verletzungen gekommen war. Die Bayern riskierten nach einem Dauerzoff ihres mächtigen Trainers im vergangenen Jahr gar die Trennung von ihrem langjährigen Ärzte-Guru Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.

Aufrüsten der Medizin-Abteilung bislang ohne Erfolg

Dafür wurden Volker Braun (Orthopäde) und Roland Schmidt (Internist) „installiert“. Im Rehabilitations- und Präventionsbereich stattete der Rekordmeister Holger Broich vor der Saison mit mehr Kompetenzen aus. In Andreas Schlumberger wurde der Reha-Coach von Borussia Dortmund verpflichtet und Kniespezialist Ernst-Otto Münch in den Ärztestab aufgenommen.

Inklusive der Ernährungswissenschaftlerin Mona Nemmer umfasst der Bereich medizinische Betreuung und Gesundheit 14 Personen. Darüber hinaus hatten die Bayern in den Ausbau des Leistungszentrums (MRT-Gerät, Kältekammer, Schwimmbecken) nach kicker-Informationen 5,5 Millionen Euro investiert. Gebracht hat es bislang eher nichts!

Stattdessen kommt es intern offenbar immer wieder zu Kompetenzgerangel. So sollte etwa Franck Ribery nach neunmonatiger Pause nach Meinung der medizinischen Abteilung weiter behutsam aufgebaut werden, Guardiola schickte den 32-Jährigen Mitte Dezember dennoch aufs Feld. Dem Spanier ging es wieder einmal nicht schnell genug. Die Folge: Muskelbündelriss im Oberschenkel und erneute wochenlange Pause, die nach wie vor andauert.

Verletztenliste wird immer länger

Auf der Verletztenliste stehen neben Ribery derzeit noch Mario Götze (Reha nach Muskelausriss im Adduktorenbereich), Medhi Benatia (Muskelbündelriss) – und nun Boateng. Juan Bernat hat immerhin das Training wieder aufgenommen. Zudem waren in dieser Saison bereits Arjen Robben, Sebastian Rode, Douglas Costa, Kingsley Coman und Lahm ausgefallen – Holger Badstuber (Muskelriss), der bis Anfang November fehlte, hatte sich in der vergangenen Saison verletzt. Prekär ist auch, dass einige Stars immer noch die Dienste von Müller-Wohlfahrt in Anspruch nehmen.

Noch ist offen, wie lange Boateng tatsächlich ausfällt. Die Bayern schrieben vage von einer „längeren Pause“, die sich aber wohl mindestens drei Monate hinziehen wird. Für Guardiolas Unternehmen Triple ist es auf jeden Fall ein herber Rückschlag.

Holen die Bayern noch einen Neuen?

Schon gibt es Spekulationen, dass die Münchner auf dem Transfermarkt noch einmal aktiv werden könnten. Als Kandidat wird auch Weltmeister Shkodran Mustafi vom FC Valencia genannt, doch der Innenverteidiger dürfte für die Bayern in der Champions League gar nicht spielen, da er in dieser Saison schon in der Königsklasse im Einsatz gewesen war.

Wie auch immer. Wichtiger als ein neuer Spieler wird sein, dass die Bayern ihre Verletzungsprobleme in den Griff bekommen. Guardiola, übernehmen sie!

SID

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