München – Am Mittwoch reist der FC Bayern wieder mal ins Trainingslager nach Katar. Die Kritik an dem einwöchigen Trip ins Emirat nimmt nicht ab, auch in den eigenen Reihen nicht. Jetzt hat sogar ein Mitglied des Vereins seine Mitgliedschaft gekündigt.
Obwohl im vergangenen Winter ein regelrechter Shitstorm auf den FC Bayern hereingebrochen war, absolviert der Tabellenführer der Bundesliga auch heuer seine Vorbereitung auf die Rückrunde im Emirat Katar. Dort, wo Menschenrechtsverletzungen nach Angaben verschiedener internationaler Organisationen an der Tagesordnung stehen. Wo Demokratie und religiöse Freiheit kritisch gesehen werden.
Die Bayern-Bosse haben nach eigener Aussage sorgsam abgewogen, ob eine neuerlicher Trip nach Doha vertretbar sei. Für den Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge ist er es. “Die Partner in Doha kennen unsere Überzeugungen. Aber sie werden uns nur zuhören auf der Grundlage von Respekt und Vertrauen”, sagte Rummenigge kurz vor Weihnachten.
Werden die Bayern also bei Verantwortlichen in Katar intervenieren, zum Beispiel was die katastrophalen Bedingungen für die Bauarbeiter der Arenen für die WM 2022 betrifft? Damit ist nicht zu rechnen, denn Rummenigge sagte auch: “Ein Trainingslager ist keine politische Äußerung. Niemand sollte Dinge vermischen, die nicht zueinander gehören. “Damit scheint der Kas bissn. Nicht aber für Yalcin Imre. Der ist langjähriger Bayern-Fan und auch Mitglied – letzteres aber nur bis kommenden Sommer. Dann ist Schluss. Yalcin hat seinen Austritt aus dem Verein erklärt, als Zeichen des Protests gegen die Entscheidung des Klubs, nach Katar zu reisen. “Wenn ein Verein ein Verein sein will, muss er auch seine Werte leben”, sagte Yalcin der “Süddeutschen Zeitung”. “Und für mich legitimiert der FC Bayern allein mit seiner Anwesenheit in Katar das Handeln der dort Herrschenden. Mich enttäuscht es, dass der Klub nicht stärker Stellung zu diesen Themen bezieht.” Yalcin hat seine Austrittserklärung bereits unterschrieben, in einem halben Jahr tritt sie in Kraft.
Bei über 270.000 Mitgliedern dürfte den Bayern dieser eine Verlust nicht besonders wehtun. Doch Yalcins Aktion ist als Statement gedacht. Ein Statement, über dass man an der Säbener Straße ja vielleicht doch in nächster Zukunft nachdenken wird. Oder auch nicht.
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