Wenn man sich den Bahnhofstourismus der Politiker in den letzten Wochen ansieht, ist man versucht zu sagen, der Hauptbahnhof ist in aller Munde – und die Bilder, die dabei im Kopf entstehen, sind nicht wirklich schön. Aber nicht nur Politiker meinen, dass sich endlich etwas tun müsse, im und um den Bahnhof. Auch die Vertreter der Würzburger Wirtschaft wollen, dass es endlich vorwärts geht – und forderten dies am Wochenende schon zum zweiten Mal in einer ganzseitigen Zeitungsanzeige der Würzburg AG.
„Würzburg Hbf – barrierefrei und attraktiv bis 2018, so schön könnte es sein. Diese Vision muss keine Vision bleiben – wenn alle Verantwortlichen dieses Ziel jetzt mit voller Kraft angehen“, hieß es dort. Zu sehen war eine Abbildung eines funkelnagelneuen überdachten Bahnsteigbereiches. Führende lokale Wirtschaftsunternehmen und Vertreter der Würzburger Hochschulen forderten mit ihren Unterschriften, dass alle am Verfahren Beteiligten den Weg jetzt umgehend freimachen. Mit einer Unterschriftenaktion können auch die Würzburger diese Forderung unterstützen.
Auslöser war der Stopp der Umbaupläne für den Bahnhof Mitte September durch die Bahn. Begründet worden war dies mit Konflikten um den Quellenschutz mit der Würzburger Trinkwasserversorgung. Plötzlich war von einem Abschluss aller nötigen Arbeiten erst in den Jahren 2022 bis 2023 die Rede. Auch wenn dieses Problem inzwischen behoben scheint, ein neuer Bahnhof bis zur Landesgartenschau 2018 bleibt ungewiss.
Abschreckende Wirkung
Einer derer, die deswegen schon unterschrieben haben, ist Joachim Beck, Chef der Firmengruppe Team Elektro Beck. „Wir sind geschäftlich oft mit der Bahn unterwegs, und da wünscht man sich eine angenehmere Atmosphäre als die des Würzburger Bahnhofes“, sagt Beck. „Auch wenn wir Geschäftskunden von außerhalb empfangen, die mit der Bahn kommen, ist der erste Eindruck ja nicht gerade positiv“, meint er.
„Insbesondere für Besucher und Mitarbeiter des Universitätsklinikums, hierbei sind explizit zukünftige einbezogen, ist die Attraktivität der Stadt Würzburg sehr wichtig. Der Bahnhof spielt als Eintrittsportal eine wesentliche Rolle. Im Moment übt er leider eine abschreckende Wirkung aus und beschert Würzburg im Wettbewerb einen eindeutigen Standortnachteil“, sagt auch Anja Simon, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums, deren Name und Unterschrift auch auf der Anzeige erschient. „Auf meinen häufigen Bahnreisen erlebe ich den Bahnhof leider als wenig ansprechend. Auch ich bewege mich lieber in einer angenehmen und barrierefreien Umgebung.“
Dieser Meinung schließt sich auch Stefan Rühling, CEO Vogel Business Media, an: „Wir haben im Jahreslauf zahlreiche hochrangige Geschäftspartner zu Gast, die mit der Bahn anreisen und mit denen wir kooperieren wollen“, sagt er.
Überregionale Kunden
„Zudem haben wir im Vogel Convention Center pro Jahr rund 250 Veranstaltungen, davon viele mit überregionalen Kunden. Wir möchten diese Gäste in einer Kongressstadt mit Weltkulturerbe empfangen, da ist der jetzige Bahnhof definitiv ein abschreckendes Entree für dieses ansonsten so wunderschöne Würzburg. Ganz zu schweigen vom Thema Barrierefreiheit, das heute unverhandelbar ist“, sagt Rühling und hat deshalb in der Anzeige ebenfalls unterschrieben.
Auch David Brandstätter, Geschäftsführer Main-Post GmbH Co. KG schließt sich an: „Der Bahnhof ist für mich nicht nur ein Tor in die Stadt, sondern auch eine Art Aushängeschild in exponierter Lage direkt unterhalb der bekanntesten Weinlage Mainfrankens. Das ganze Areal dort zum Main hin hat sich mit Kulturspeicher und Cinemaxx so toll entwickelt und wird dies in die andere Richtung auch noch tun, wenn die neue Veranstaltungshalle gebaut wird – und da fällt es dann um so mehr auf, wie schäbig dieser Hauptbahnhof ist“, sagt Brandstätter.
Wer sich der Forderung der Würzburg AG nach einem zügigen Um- und Ausbau des Hauptbahnhofes anschließen will, kann dies noch bis zum kommenden Montag, 16. Dezember, mit seinem Namen, seinem Wohnort und seiner Unterschrift tun: Per direktem Listeneintrag an verschiedenen Auslagestellen der Stadt, im Internet: www.wuerzburg-ag.de/405364, per E-Mail: mail@wuerzburg-ag.de oder per Fax: (09 31) 98 14 12.