Der FC Würzburger Kickers sorgt weiter für mächtig Eindruck. Nach dem 4:0 gegen Memmingen am vergangenen Freitag fertigte der Spitzenreiter am Dienstagabend den Tabellenvierten TSV Buchbach mit 5:0 (3:0) ab. 14 Tore haben die Würzburger nun in fünf Partien bereits erzielt. So langsam dürfte es schwer werden, die Favoritenrolle in der Regionalliga Bayern wieder loszuwerden.
Ein Donnerwetter war angekündigt gewesen für den gestrigen Abend in Würzburg. Das Konzert von Suzanne Vega beim Würzburger Hafensommer war wegen der Gewitterprognosen vorsorglich in die Posthalle verlegt worden. Allein der große Knall blieb aus. Und wer gedacht hatte, irgendwann werde sich die Lage in Fußball-Würzburg nach dem sonnigen Start in Liga vier schon noch verdunkeln, sah sich zumindest diesmal getäuscht. Auch gegen Buchbach zeigte das Rothosen-Team keinerlei Nachlässigkeiten, fuhr einen völlig ungefährdeten Heimerfolg ein. Und der war, um im Bild zu bleiben, blitzschnell auf den Weg gebracht.
Vier Altbekannte in der Startelf
Dass die Begegnung am Dallenberg schnell ihre Spannung verlor, daran hatten, das sollte man freilich nicht verschweigen, die mit reichlich Personalsorgen angereisten Gäste aus Oberbayern einen gewaltigen Anteil. Ihr Abwehrverhalten bei den ersten beiden Gegentoren entsprach gewiss nicht Regionalliga-Ansprüchen. Aber trotzdem muss eine Mannschaft auch diese Fehler erst einmal so eiskalt und entschlossen nutzen, wie die Kickers es taten: Zehn Minuten waren gespielt, als ein Flankenball in den Strafraum segelte und gleich drei Buchbacher Abwehrleute sich mehr gegenseitig im Weg standen, als sich beim Klärungsversuch zu helfen. Marco Haller erfasste die Situation gedankenschnell, ging dazwischen und traf zum 1:0.
Haller ist einer jener Spieler, die schon in der vorigen Saison bei den Kickers gekickt hatten. Diesmal standen breits vier der altbekannten Akteure in der Startformation. Beim Saisonauftakt in München waren es lediglich zwei gewesen. Der Unterschied mag auch an Zufällen hängen. So hatte Kickers-Coach Hollerbach am Dienstag auf seinen Spielführer Amir Shapourzadeh verzichtet, weil der Mittelfeldmann über Rückenbeschwerden klagte. Letztlich aber ist’s schon ein Indiz dafür, dass auch die bewährten Rothosen-Akteure nach und nach immer besser werden. Wie eben auch Haller.
Der einstige Zweitliga-Akteur hatte in der vergangenen Saison sichtliche Probleme gehabt, sein ganzes Können zu zeigen. Am Dienstag war Haller nicht nur wegen seines Treffers die dominierende Figur auf dem Platz – er organisierte viele Angriffe. Das 2:0 allerdings war mal wieder eine Co-Produktion der beiden wohl auffälligsten Kickers-Spieler der bisherigen Saison: Steven Lewerenz trat eine Ecke, Christopher Bieber – von Buchbachs Abwehrspielern überraschend alleine gelassen – köpfte ein (12.). Es war Biebers sechstes Saisontor im fünften Spiel und – man kann es tatsächlich so schreiben – die frühe Entscheidung. Denn danach erweckten die Buchbacher nie den Eindruck, als könnten sie die Würzburger noch mal ernsthaft in Gefahr bringen.
Für die Nerven von Kickers-Trainer Hollerbach war die frühe Führung gewiss beruhigend, für das Spiel nicht unbedingt gut. Denn die Würzburger begannen früh, mit den Kräften zu haushalten. Wer wollte es ihnen angesichts des Mammutprogramms der ersten Saisonwochen verdenken?!
Immer, wenn die Gastgeber das Tempo anzogen, wirkten sie leichtfüßig und ballfertig. Es gab ein paar hübsche Angriffe zu sehen, ein kleines Kabinettstückchen hier und da. Ein fesselndes Fußballspiel war’s aber fortan nicht mehr, das die (Achtung!) 1725 Zuschauer in der flyeralarm Arena zu sehen bekamen. Dazu war die Überlegenheit der Kickers zu deutlich. So deutlich, dass die Hausherren zwischenzeitlich gar etwas leichtsinnig zu werden schienen. Aber ein unperfektes Dribbling samt Ballverlust von Torhüter Robert Wulnikowski blieb genauso folgenlos wie mancher Flüchtigkeitsfehler im Spielaufbau.
Trainingsspiel in Halbzeit zwei
Kickers-Coach Hollerbach freilich mag solcherlei Leichtsinn gar nicht, und seine Spieler schienen das auch schnell verstanden zu haben. Am Ende der ersten Hälfte waren die Rothosen wieder ganz klar das bestimmende Team. 38 Minuten waren gespielt, als Niklas Weißenberger im Strafraum gefoult wurde – er musste später aufgrund dieser Szene verletzt vom Platz. Steven Lewerenz trat den folgenden Foulelfmeter und scheiterte an Buchbachs Torhüter Daniel Maus. Statt sich lange zu grämen, bereitete Kickers-Antreiber Lewerenz aber sogleich das dritte Tor vor. Sein direkt auf den Elfmeter folgender Eckball fiel Clemens Schoppenhauer vor die Füße, der Innenverteidiger traf auf 15 Metern zum 3:0 (39.).
Die zweite Spielhälfte glich angesichts der klaren Verhältnisse eher einem Trainingsspiel. Die Gäste übten das Verteidigen, die Kickers das Angreifen. So geriet auch der Pflichtsieg zu einer unterhaltsamen Angelegenheit. Zweimal konnten die Zuschauer auch noch ein Tor bejubeln: Zunächst traf Nico Gutjahr, im Sommer vom SC Freiburg II nach Würzburg gekommen, kurz nach seiner Einwechslung zum 4:0 (71.), dann setzte der bärenstarke Haller seiner Leistung mit seinem zweiten Treffer die Krone auf (88.).
Die Statistik des Spiels
FC Würzburger Kickers – TSV Buchbach 5:0 (3:0)
Würzburg: Wulnikowski – Demirtas (59. Schmitt), Weißenberger (45. Velkov), Schoppenhauer, Nothnagel – Billick, Vocaj (69. Gutjahr) – Haller, Duhnke, Lewerenz – Bieber.
Buchbach: Maus – Brucia (62. Breu), Knauer, Hingerl, Löffler – M. Hain (46. Bauer), J. Hain – Hamberger (46. Hellinger), Petrovic, Denk – Stijepic.
Tore: 1:0 Haller (10.), 2:0 Bieber (13.), 3:0 Schoppenhauer (39.), 4:0 Gutjahr (71.), 5:0 Haller (88.).
Gelb: Lewerenz, Gutjahr, Velkov / Denk.
Bes. Vorkommnis: Lewerenz (Würzburg) scheitert mit einem Foulelfmeter an Maus (38.).
Schiedsrichter: Brütting (Effeltrich).
Zuschauer: 1725.