Uli Hoeneß akzeptiert Haft: Er geht in Gefängnis in Landsberg

Uli Hoeneß muss seine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt in Landsberg am Lech absitzen. Dies hat Gerichtssprecherin Andrea Titz am Freitag in München unter Berufung auf den Vollstreckungsplan der bayerischen Justiz mitgeteilt. Allerdings muss Hoeneß’ Verurteilung zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung zuvor rechtskräftig werden. Dies ist bisher noch nicht der Fall, weil die Staatsanwaltschaft erst Anfang kommender Woche entscheiden will, ob sie Revision gegen das Urteil einlegt. Hoeneß selbst hat auf Rechtsmittel gegen das Urteil verzichtet.

In jedem Fall gibt es für ihn keine Sonderbehandlung. Er kommt in eine normale Zelle, wie alle anderen Häftlinge auch. Über den offenen Vollzug – so dass er tagsüber das Gefängnis verlassen kann – muss entschieden werden. Eine Aussetzung der Strafe auf Bewährung ist frühestens und nur in Ausnahmefällen nach der Hälfte der Strafe möglich.  

Hoeneß kommt in dieses Gefängnis: Bilder

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Gemäß Paragraf 57 des Strafgesetzbuchs ist dies möglich, sobald „die Gesamtwürdigung von Tat, Persönlichkeit der verurteilten Person und ihrer Entwicklung während des Strafvollzugs ergibt, dass besondere Umstände vorliegen“. Üblicherweise geht es um eine Aussetzung erst nach zwei Dritteln der Haftzeit.

Wann Uli Hoeneß ins Gefängnis muss, hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst einmal muss das Urteil des Münchner Landgerichts von drei Jahren und sechs Monaten Haft rechtskräftig werden. Dafür müsste nach Hoeneß selbst auch die Staatsanwaltschaft auf eine Revision vor dem Bundesgerichtshof verzichten. Bis zum Donnerstag kommender Woche (20. März), 24.00 Uhr, hat die Behörde dazu Zeit. Lässt die Staatsanwaltschaft die Frist verstreichen, erlangt das Urteil Rechtskraft.

Die Kammer muss zudem gemäß Paragraf 275 der Strafprozessordnung spätestens sieben Wochen nach Verkündung des Urteils den Prozessparteien die schriftliche Begründung zustellen. Erst dann, also spätestens vom 1. Mai an, kann die Staatsanwaltschaft als Vollstreckungsbehörde Hoeneß die Ladung zum Haftantritt zukommen lassen. „Wenn das Urteil rechtskräftig wird, ist davon auszugehen, dass mindestens mehrere Wochen ins Land gehen werden, bis es zum Vollzug kommt“, sagte Sprecherin des Münchner Landgerichts, Andrea Titz, Sky Sport News HD.

Also könnte Hoeneß die möglichen Endspiele des FC Bayern im DFB-Pokal (am 17. Mai in Berlin) oder der Champions League (am 24. Mai in Lissabon) durchaus noch von der Tribüne verfolgen – sicher ist das aber keineswegs.

Falls die Staatsanwaltschaft doch Revision einlegt, bliebe Hoeneß noch eine längere Zeit ein freier Mann – unter der Voraussetzung, der Haftbefehl bleibt außer Vollzug gesetzt. Doch für Haftgründe wie Fluchtgefahr oder Verdunkelungsgefahr gibt es derzeit keinen Anhaltspunkt.

Gefängnis mit Geschichte – Adolf Hitler saß in Landsberg ein

Wenn Uli Hoeneß tatsächlich ins Gefängnis in Landsberg am Lech kommt, wartet auf ihn ein geschichtsträchtiger Ort. In der Justizvollzugsanstalt in der oberbayerischen Stadt saß Adolf Hitler nach seinem gescheiterten Putschversuch von 1923 an wegen Hochverrats ein. Während seiner 13-monatigen Haft schrieb er sein Pamphlet „Mein Kampf“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die US-Militärgerichtsbarkeit das Gefängnis bis 1958 als „War Criminal Prison No. 1“ (Kriegsverbrecher-Gefängnis Nummer eins). Mehrere hingerichtete NS-Kriegsverbrecher liegen auf dem Landsberger Gefängnisfriedhof. Um einem Kult um den Häftling Hitler vorzubeugen, ließen die Amerikaner den Festungstrakt entkernen – Hitlers Zelle gibt es nicht mehr.

Anstelle der Zellen steht nun der Arbeitstrakt der JVA. Die meisten der rund 600 männlichen Gefangenen sind zum ersten Mal in Haft. Zur JVA Landsberg gehört die Außenstelle für Freigänger in Andechs.

Auch Oetker-Kidnapper Dieter Zlof, der Erpresser der BMW-Erbin Susanne Klatten, Helg Sgarbi, und der frühere Geschäftsführer des Fußballvereins TSV 1860 München, Karl-Heinz Wildmoser junior, saßen in Landsberg ein. Der Münchner Klatschreporter Michael Graeter, dessen Kolumnistentätigkeit als Vorlage für die TV-Kultserie „Kir Royal“ diente, nannte das Gefängnis nach seiner Haft dort das „bayerische Alcatraz“. Tatsächlich aber sind die meisten Mörder und Schwerverbrecher in der JVA Straubing.

dpa

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