Köln –
Liebe Eventottos, Kurvensteher, Mitklatscher, Seele-aus-dem-Leib-Brüller! Wunderbar, hätten wir die Bayern für dieses Jahr auch wieder geschafft. Mund abputzen, jetzt gibt es wieder Fußball.
Es gibt wohl kaum ein Spiel in der Saison, das mich emotional so kalt lässt, wie das Duell mit dem FC Bayern. Gut, früher hat man im Vorfeld immer mal wieder an die Sensation geglaubt. Hatte so schmutzige Gedanken wie: „Vielleicht sind wir heute mal die dicke Überraschung!“, oder „Heute ärgern wir die großen Bayern.“
Als gebürtiger Kölner, Jahrgang 1985, wurde Mirko Born schon früh für den richtigen Verein erzogen. Die glorreichen Zeiten des FC nur aus Erzählungen kennend, kann er nur Auf- und Abstiegskampf. Ein Titel jeglicher Art würde ihn mental wohl völlig überfordern. Dennoch hat er seit 15 Jahren seinen Stammplatz in der Südkurve. In seiner Kolumne “Born staubt ab” setzt er sich völlig voreingenommen mit dem Spieltagsgeschehen auseinander.
Nein, nicht in diesem Jahr. Diese brutale Bayern-Dominanz erstickte früh jeden vorlauten Gedanken daran, was Zählbares aus dem Schlauchboot mit nach Köln zu nehmen. Hinfahren, Teilnehmerurkunde abholen, wieder nach Hause. Vielen Dank für die Gastfreundschaft, bis nächstes Jahr dann.
Gemütlicher Feierabend auf dem Sofa
Aber was soll‘s! Der Ball rollt nun mal trotzdem. Und solange der FC irgendwo in Leibchen über den Platz huscht, kann ich mich dem nicht entziehen. Freitag, Feierabend! Also: Gemütliche Hose an, Stadiongedeck aus dem Kühlschrank holen, die Füße auf den Tisch. Mögen die Spiele beginnen!
Da sitze ich nun, nippe an meiner Männer-Limo und harre den Dingen, die da so kommen. Als die Aufstellungen eingeblendet werden fühle ich mich, wie meine Herzallerliebste beim Walking-Dead-Marathon, will mir die Decke bis zu den Ohren ziehen.
Timo Horn, Note 2: Warf sich in alles, was in seiner Reichweite war, hielt einmal mehr hervorragend.
Seine Statistik:
gehaltene Bälle: 6/9
Ballkontakte: 37
abgefangene Flanken: 1
Pässe zum Mitspieler: 10/27
Foto: dpa
Frei nach den FC-Obrigkeiten: Wenn wir lange genug die Null halten, wird eine üble Klatsche von Minute zu Minute unwahrscheinlicher. Oder wie ich es nenne: Hauptsache, man macht sich nicht komplett zum Fußball-Horst.
Schweinsteiger per Kopf, Sky mit dem Fuss
Es dauert genau zwei Minuten. Ecke, Schweinsteiger, Tor! Emotionslos nehme ich das 0:1 hin, spüle einen leisen Seufzer mit einem Schluck aus der Pulle runter und zucke mit den Schultern. „Haben wir denn was anderes erwartet?“
Kaum zu Ende gedacht, dröhnen mir schon wieder die White Stripes entgegen. Dööööö-DöDöDö-DöDööDöööööööööö! 2:0. Nach zehn Minuten. Ribéry. Die FC-Buxen bis zum Anschlag voll, mittendrin Timo Horn, der wie ein gestresster Kolibri durch den Strafraum flattert. Ohoh! Das kann richtig bitter werden.
Das weiß auch Sky-Kommentator Wolff Fuss. Mit jedem Bayern-Angriff kommentiert er den endgültigen Untergang der Domstadt herbei und erntet bei mir damit in etwa so viele Sympathie-Punkte, wie vor einer Woche ein gewisser Günter Perl.
Wie wär’s mit Umschalten? Für Born eine Option? Wie Anthony Ujah schließlich die Emotionen zurück ins Wohnzimmer brachte: auf der nächsten Seite geht’s weiter!