Ude holt Ex-Asylbewerber ins Team

Immerhin ein Problem ist Christian Ude bald los: Am kommenden Sonntag soll der Münchner Oberbürgermeister, der seit gut einem Jahr mit der sperrigen Bezeichnung des zwar vom SPD-Vorstand benannten, mangels Parteivotum aber offiziell nur „designierten“ Spitzenkandidaten für die Landtagswahl auf einem Sonderparteitag endlich auch offiziell aufs landespolitische Schild gehoben werden.

Darüber hinaus hat sich allerdings in den vergangenen Wochen ein wenig Ernüchterung breitgemacht rund um Udes Kandidatur. Das zweijährige „Crescendo“, das der Hoffnungsträger vor Jahresfrist angekündigt hatte, war zuletzt ein wenig leise geworden: In Umfragen stagniert die SPD derzeit bei rund 21 Prozent, während die CSU wieder von der absoluten Mehrheit träumen darf. Auch Ude selbst würden derzeit nur gut 35 Prozent gerne als Ministerpräsidenten sehen – CSU-Amtsinhaber Horst Seehofer kommt dagegen auf 51 Prozent.

Und auch das für einen Machtwechsel notwendige Dreierbündnis, zu dem neben den Grünen auch die Freien Wähler gehören müssten, war zuletzt von der dafür notwendigen Zustimmung ebenso weit weg wie von der für eine glaubwürdige Alternative entscheidenden Einträchtigkeit in zentralen Fragen.

Christian Ude ist lange genug in der Politik, um zu wissen, dass es derzeit nicht richtig rund läuft für seine Kampagne. Er ist allerdings auch Politprofi genug, um sich das nicht anmerken zu lassen. „Die CSU darf ruhig noch einige Umfragen gewinnen“, sagt er deshalb fast trotzig: „Umso lustiger wird der Wahlabend.“ Entschieden werde die Wahl erst auf der Zielgeraden, macht sich Ude Mut. Auch bei der Landtagswahl 2008 sei der CSU noch zwei Wochen vor der Abstimmung ein Wahlsieg prognostiziert worden. „Und wir fangen ja erst am nächsten Wochenende an“, fügt er mit Blick auf den Nominierungsparteitag an.

Zudem empfiehlt der Spitzenkandidat in spe einen differenzierteren Blick auf die politische Lage in Bayern: „Wir haben zuletzt alle Wahlen, die wir gewinnen wollten, gewonnen“, findet Ude – und nennt als ein Beispiel die Landratswahl im Landkreis Schweinfurt. Und was seine persönliche Popularität betrifft: 35 Prozent als gewünschter Ministerpräsident? Es sei „lange her“, dass ein SPD-Kandidat solch einen Wert erreicht habe, lobt sich Ude.

Punkten will der SPD-Herausforderer in den nächsten Wochen auch mit seinem Wahlkampfteam: Zuletzt hatte Ude den Audi-Manager Werner Widuckel als Wirtschaftsexperten sowie die Internet-Expertin Doris Aschenbrenner vorgestellt. Der Philosophie-Professor Julian Nida-Rümelin soll zudem die Hochschulpolitik der schwarz-gelben Staatsregierung ins Visier nehmen.

Am Montag nun präsentierte Ude den gebürtigen Libanesen Mahmoud Al-Khatib, mit dem die Bayern-SPD die CSU-Asylpolitik attackieren will. Al-Khatib, als Kind selbst acht Jahre in einer Asylunterkunft, hat in Deutschland eine Vorzeigekarriere als Prädikatsjurist und heutiger Personalchef der Universität Regensburg hingelegt.

„Das, wovon ich spreche, habe ich am eigenen Leibe erlebt“, sagt der redegewandte 38-Jährige. Er habe selbst erfahren, dass beim Umgang mit Migranten „die Menschenwürde nicht immer da steht, wo sie stehen müsste“. Bayern müsse in der Asylpolitik „weg von der menschenunwürdigen Haltung der ‘Förderung der Rückkehrbereitschaft’“. Zwar gelte das Prinzip „Fördern und Fordern“. Doch müsse man „Asylbewerber auch als Bereicherung sehen“.

Dass Al-Khatib in der Landespolitik ein unbeschriebenes Blatt ist, störe ihn nicht, beteuerte Ude. „Der Name sagte mit zunächst auch nichts“, räumt er freimütig ein: „Doch jetzt bin ich begeistert.“

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