Von Andreas Schirmer und Thomas Eßer, dpa
Düsseldorf (dpa) – An der Transferbörse der Fußball-Bundesliga geht es schon vor dem Saisonfinale hoch her. Wer kommt zur neuen Saison? Wer muss gehen? Hinter den Kulissen wird längst gefeilscht und verhandelt, es wird öffentlich spekuliert.
Eine stattliche Anzahl von Ab- und Zugängen bei den 18 Clubs ist aber schon fix. Der VfL Wolfsburg lässt sich die Verpflichtung von Nationalstürmer Max Kruse (Borussia Mönchengladbach) zwölf Millionen Euro kosten – und das Herz von Dieter Hecking höherschlagen: «Da ist die Freude beim Cheftrainer groß.»
Etwas schweren Herzens kehrt Weltmeister Christoph Kramer nach zweijähriger Ausleihe von Gladbach zu Bayer Leverkusen zurück. Der Werksclub machte es ihm mit der Verlängerung seines Vertrags bis 2019 noch schmackhafter. Kramer wird wohl Gonzalo Castro ersetzen, der von Borussia Dortmund umworben sein soll und bei einem vorzeitigen Vertragsausstieg ungefähr zwölf Millionen Euro in die Bayer-Kasse bringen würde. Eine Summe, mit der man sich Kevin Volland von 1899 Hoffenheim leisten könnte.
Freiwillig beenden Bayer-Kapitän Simon Rolfes (33) und BVB-Dauerbrenner Sebastian Kehl (35) ihre Karrieren. Seinen Abschied vom BVB hat auch Ilkay Gündogan angekündigt. Der westfälische Verein darf mit einem Transfererlös von rund 20 Millionen Euro rechnen. Nach der Krisensaison 2014/2015 und dem Ausscheiden von Jürgen Klopp steht der BVB-Kader unter der Regie des neuen Trainers Thomas Tuchel vor einem Umbruch.
Der italienische Stürmer Ciro Immobile wird gehen dürfen und rund 15 Millionen Euro bringen. Im Gespräch ist, dass die Einnahmen in Johannes Geis (Mainz) und Castro, die zusammen etwa 24 Millionen Euro kosten sollen, investiert werden.
Ein größeres personelles Revirement ist nach den Halbfinal-Knockouts im DFB-Pokal und in der Champions League bei Meister Bayern München zu erwarten. Welche Zukunft haben Franck Ribéry, Bastian Schweinsteiger, Xabi Alonso oder Dante noch an der Isar? Fest steht nur: Jung-Profi Mitchell Weiser und Stürmer-Routinier Claudio Pizarro werden wohl keine Verträge mehr erhalten. Joshua Kimmich kommt von RB Leipzig für geschätzte sieben Millionen Euro, die als abgebender Verein der VfB Stuttgart erhält, nach München.
Mehr müssten die Bayern berappen, wenn sie Gündogan und vor allem Kevin De Bruyne holen wollen. Der belgische Nationalspieler hat in Wolfsburg immerhin noch einen Vertrag bis 2019. Sein Spielerberater Patrick De Koster hat indes jüngst bestätigt, informelle Kontakte mit den Bayern, aber auch Manchester City und Paris Saint-Germain zu haben.
Einen Neustart wird es auch bei Hannover 96, dem Hamburger SV und Schalke 04 geben, der sich auf nicht alltägliche Art von Spielern trennen will: Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam sind freigestellt, eine Rückkehr ist ausgeschlossen. Außerdem laufen die Verträge mit Christian Fuchs, Jan Kirchhoff und Tranquillo Barnetta aus. Ob Weltmeister Sami Khedira von Real Madrid zu den wieder intensiv mit sich selbst beschäftigten Königsblauen wechseln mag? Schalke-Chef Clemens Tönnies glaubt, dass das «zu einem hohen Prozentsatz» der Fall ist.
Eine neue Ära wird auch beim HSV anbrechen. Auf jeden Fall ist es eine Zukunft ohne Rafael van der Vaart, Marcell Jansen und Ivo Ilicevic. Bei Hannover 96 geht Kapitän Lars Stindl von Bord und heuert in Mönchengladbach an, das für die feste Verpflichtung der Chelsea-Leihgabe Thorgan Hazard schon im Februar acht Millionen Euro auf den Tisch gelegt hatte.
Eher unwahrscheinlich ist, dass Manager Dirk Dufner den neuen 96-Kader zusammenstellen wird. Möglich ist hingegen, dass Sascha Lewandowski als Jugendkoordinator bei Bayer 04 ausscheidet und in an der Leine nach zwei Probeläufen in Leverkusen sein Comeback als Profitrainer feiert.