Trainingslager in Doha: Darf Bayern München nach Qatar? – FAZ

Fünf komplette Tage sind die Bayern dieses Mal in Qatar, am Dienstag ist schon wieder Abreise. Und so wunderten sich die Profis, dass Trainer Pep Guardiola nach lediglich fünf Übungseinheiten den Samstag zum freien Tag erklärte. Einige der Rekonvaleszenten trainierten freiwillig im Fitnessraum, absolvierten Läufe. Manuel Neuer war auch auf der Anlage der „Aspire Academy“, der Nationaltorhüter fühlt sich ja unwohl, wenn er mal nicht springt und fliegt. Mario Götze besuchte am Nachmittag mit ein paar Mitspielern das Finale des ATP-Turniers von Doha zwischen Novak Djokovic und Rafael Nadal, andere gingen golfen.

„Die Kürze des Trainingslagers finde ich richtig“, sagt Sportvorstand Matthias Sammer über die knappe Woche am Arabischen Golf und erklärt: „Kurz und knackig ist super. Du wärst nach acht, neun Tagen mit den Gedanken auch bei 1001 Nacht.“ Er lacht. Es blieb unklar, was er genau meinte. Lagerkoller wohl, die Modekrankheit der Fußballer in den 80er und 90er Jahren, als Kartenspielen eine der wenigen Möglichkeiten war, sich ein wenig abzulenken. Am Freitagabend war die Mannschaft per Schiff auf das „Banana Island Resort“ zum Dinner gebracht worden. Die wie eine Banane geformte Insel ist künstlich aufgeschüttet, natürlich. Sie liegt rund zehn Kilometer vor der Küste Dohas. Das Luxushotel samt Restaurants und Pools schafft eine Atmosphäre, als wäre der Besucher auf den Malediven.

Hätten die Profis in Qatar stattdessen nicht besser die Baustellen für die Stadien der Winter-WM 2022 besichtigen sollen? Um die Bedingungen der zahlreichen Arbeitsmigranten aus Bangladesch, Nepal oder Indien zu überprüfen? Um ein Zeichen zu setzen, dass man sich interessiert für die Frage der Menschenrechte? Natürlich ist das unrealistisch. Doch das kann man den Spielern nicht vorwerfen. Sie sind Angestellte, ihr Arbeitgeber sucht das Ziel des Wintertrainingslagers aus.

Scharfe Vorwürfe

Zum sechsten Mal seit 2011 reisen die Bayern nun nach Qatar. In ein Land, in dem laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International Lohnzahlungen immer noch verzögert und Pässe nach wie vor einbehalten werden. Man ist zu Gast bei einem Regime, das das Existenzrecht Israels nicht anerkennt und immer wieder mit Verstößen gegen die Menschenrechte von sich reden macht.

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Nie waren die Vorwürfe von vielerlei Seiten so scharf wie dieses Jahr. Die Bedenken kamen erstmals sogar aus den eigenen Reihen, von der Basis. Der „Club Nr. 12“, eine Dachorganisation von Teilen der Bayern-Fans, teilte mit: „Wir betrachten die Reise nach Qatar aufgrund der dortigen Menschenrechtsverletzungen sehr kritisch.“ Ein vorsichtiger Protest. Angekündigte, an einer Hand abzuzählende Klubaustritte fallen bei den mittlerweile weit mehr als 270.000 Vereinsmitgliedern auch nicht ins Gewicht. Die breite Masse sieht’s sportlich. Trainingslager ist Vorbereitung.

Das ist einerseits richtig. Lange hatte man in München abgewogen. Mitarbeiter des Vereins inspizierten im vergangenen Jahr Trainingsplätze und Hotels in Florida, im Dezember entschied man sich dann doch abermals für Qatar. Die Bedingungen, vor allem die 15 Rasenplätze auf dem Gelände der 2,5 Quadratkilometer großen „Aspire Zone“, sind tatsächlich weltweit einzigartig. Das Hotel „Grand Heritage“ können die Spieler in Badeschlappen zu Fuß erreichen, nervigen Busfahrten durch den Verkehr wie einst Mitte der 2000er Jahre, als man regelmäßig nach Dubai fuhr, entfallen.

Guardiola schwärmt – und schweigt

Trainer Pep Guardiola, selbst einst in Doha zwei Spielzeiten aktiv, schwärmt von den Arbeitsumständen. Außerdem habe man hier stets gute Erfahrungen gemacht. 2013 holte man das Triple. Für Sportler ist der Aberglaube eben immer noch ein relevantes Argument. Darf dies auch gelten, wenn man nach Qatar reist?

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