Zuletzt aktualisiert: 16.03.2014 um 16:17 UhrKommentare
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Sein legendärer Wutausbruch ist auch 16 Jahre später unvergessen. Mit “Was erlauben Strunz?” und “Ich habe fertig!” machte Giovanni Trapattoni im Frühjahr 1998 als Trainer des FC Bayern seinem Ärger Luft. Diese Wutrede machte Italiens Trainer-Legende in Deutschland zur Kultfigur.
Seine temperamentvollen Ausführungen und Anweisungen von der Seitenlinie begleiteten den Italiener genauso durch seine Karriere wie die Siege: Mit mehr als 20 Titeln – darunter die österreichische Meisterschaft 2007 mit Red Bull Salzburg – gilt “Trap” als einer der erfolgreichsten Trainer der Welt. Ans Karriereende denkt er an seinem 75. Geburtstag am Montag noch lange nicht.
Seit dem Aus als Nationalcoach Irlands nach der unter anderem gegen Österreich verpassten WM-Qualifikation legt Trapattoni eine Pause ein. Doch der Bauernsohn aus Cusano bei Mailand blieb in seiner über 40 Jahre langen Karriere nie lange ohne neuen Verein. Mehr als ein Dutzend Stationen stehen in der Vita des Maestro, neben dem AC Milan und Juventus Turin coachte er etwa den FC Bayern und Benfica Lissabon. Als Vereinstrainer gewann er alles, was es zu gewinnen gab, wurde allein siebenmal Meister in Italien.
Erfolge, die dem Liebhaber klassischer Musik als Nationaltrainer verwehrt blieben. Sein Traum, ein Titel mit Italien, erfüllte sich nicht. Bei der WM 2002 scheiterte er mit dem Team im Achtelfinale, zwei Jahre später bei der EM schieden die “Azzurri” in der Gruppenphase aus. Mit Irland schaffte er immerhin die Teilnahme an der EM 2012, bei der Trapattoni trotz des Outs seines Teams in der Gruppenphase den Rekord als ältester Trainer der EM-Historie aufstellte.
1997 wurde der zweifache Familienvater mit den Bayern deutscher Meister. Als es wenige Monate später nicht rund lief, folgte seine legendäre Abrechnung. Er warf den Spielern in einem Mix aus italienischer Grammatik und deutschen Wörtern vor, “schwach wie eine Flasche leer” gespielt zu haben.
Seine Sprachschwierigkeiten sorgten nach zwei Jahren auch für die erneute Trennung. Beim VfB Stuttgart erlebte er 2006 die erste Entlassung seiner Karriere – für den Perfektionisten eine Demütigung. “Das sind keine Gentlemen”, kritisierte Trapattoni die Verantwortlichen später. Einen weiteren Keulenschlag gab es durch die 0:7-Heimniederlage mit Salzburg gegen Rapid im Frühjahr 2008.
Doch auch das ändert nichts an Trapattonis Legendenstatus. Dabei wollte er den Fußball als Jugendlicher aufgeben, nachdem sein Vater gestorben war und er in einer Druckerei mehr Geld hätte verdienen können. Doch der jüngste Bruder von fünf Geschwistern feierte mit dem AC Milan als Spieler große Erfolge, lief 17 Mal für die Nationalmannschaft auf. 1972 folgte der Wechsel auf die Trainerbank.
Bei allen Titeln gab es auch immer wieder Kritik an Trapattonis defensivem Spielstil, seine Methoden galten zuletzt als veraltet. Doch auch das bremst den leidenschaftlichen Trainer nicht. Obwohl längst im Rentenalter, denkt Trapattoni schon über seine nächsten Aufgaben nach. “Ich will weiter trainieren”, sagte er bei seinem Abschied im September. Zuletzt hieß es, er verhandle mit dem WM-Teilnehmer Elfenbeinküste, die Gerüchte wurden jedoch dementiert.