Euskirchen.
Als Comedian Cloozy Haber die sieben Anwärter um den 7. Euskirchener Kleinkunstpreis nach ihren Darbietungen alle noch einmal vorstellte, da ließ sich der Gewinner schon erahnen. Manuel Wolff erhielt tosenden Applaus und begeisterte Zurufe aus dem Publikum. Das stimmte auch dieses Mal darüber ab, wer den Titel und das Preisgeld in Höhe von 1111 Euro mit nach Hause nehmen durfte. Die mehr als 500 Gäste, die am Samstag ins City-Forum gekommen waren, machten ihre Kreuze auf den Stimmzetteln schließlich mehrheitlich für Wolff.
Mit Kabarett, Musik und Comedy boten die Künstler ein breitgefächertes und kurzweiliges Programm. Weil das Kabarett-Duo Stefanie Seeländer und Uli Schmid krankheitsbedingt die Teilnahme kurzfristig absagen musste, rückte Nachwuchs-Comedian Ricarda Rottweil nach. Die 25-jährige Darmstädterin machte sich unter anderem darüber Gedanken, dass auch sie allmählich den Teenager-Schuhen entwachsen sei: „Jetzt gibt es an der Fleischtheke keine Wurstscheibe mehr umsonst.“
Hubert Werner ist unter anderem in Bayern schon bekannt, dort moderiert er täglich die Comedy-Radioshow „Daily Hubert“. Die Medien sind sein Hauptthema. „Ist GZSZ eigentlich eine ansteckende Geschlechtskrankheit?“, fragte sich Werner bei seinem Streifzug durch das „Vollidioten-TV“. Nach diesem bitterbösen Ausflug in die Medienwelt betrat Parvaneh Hamidi die Bühne. „Ich habe einen schrägen Humor, weil ich aus einem schrägen Land komme, wo in den Universitäten gebetet und in den Moscheen Politik gemacht wird“, erklärte die gebürtige Iranerin. „Überleben ist alles“ lautet der Titel ihres Programms, in dem sie vor allem einen kuriosen Blick auf die Tyrannen dieser Welt eröffnet. „Ahmadinedschad wollte eigentlich Opernsänger werden. Also unser kleiner Adolf Hitler mit einer Stimme wie Daniel Küblböck.“
Im Anschluss empfahl Diplom-Ingenieur Tom Ehrlich die neuen Errungenschaften der Lasertechnik für den Hausgebrauch. „Der Laser-Dosenöffner schneidet den Deckel von der Dose, ohne scharfe Kanten zu erzeugen. Super! Leider schneidet er dabei auch den unteren Teil der Dose weg, und den Tisch und den Fußboden.“
„Casablanca“ und „Rocky“
Auch das bayerische Duo „Karli und Anneliese“ legte sich mächtig ins Zeug. Bei einem Streifzug durch bekannte Filme wie „Casablanca“ und „Rocky“ sammelten sie Tipps für eine gute Ehe. Als schließlich auch keine Zaubershow half, das Verhältnis der beiden zu verbessern, griff Anneliese tief in die Trickkiste und zauberte ihrem Karli weibliche Reizwäsche auf den Körper. Unter dem tosenden Applaus der Zuschauer musste dieser nun wie ein Showgirl tanzen. Das Comedyduo landete damit auf dem dritten Platz. Den zweiten Platz belegte Klaus Renzel. Seine Mischung aus Gesichtsakrobatik, heißem Flamenco-Gezupfe auf der Gitarre und Stand-up-Comedy kam bei den Zuschauern sehr gut an. Auf seiner Glatze befestigte er dabei minütlich neue Utensilien – von der sinnlichen Rose bis hin zu klatschenden Händen, die sich wie Kastagnetten anhörten.
Gewinner Manuel Wolff überzeugte mit einer gelungenen Musik-Comedy-Darbietung am Klavier. Er verpackte sämtliche Kuriositäten des Alltags in mitreißend komische Lieder. Dass er aber auch ohne Klavier die Lacher auf seiner Seite hat, bewies Wolff nach der Verleihung des Preises. Für die Zugabe drückte er kurzerhand Bürgermeister Dr. Uwe Friedl die Trophäe in die Hand, schnappte sich das Mikrofon und berichtete von seinem früheren Job auf einem Kreuzfahrtschiff.
„Da beschwerte sich ein Gast, er habe eine Kabine mit Sonnenlicht gebucht. Jetzt sei aber Schatten auf seiner Seite, ob der Kapitän nicht mal das Schiff drehen könne?“ Auch eine lange Liste der dümmsten Fragen habe Wolff während dieser Zeit anfertigen können. „Wer steuert denn jetzt das Schiff?“, fragte eine Frau, als ihr der Kapitän im Restaurant begegnet sei. „Und als jemand wissen wollte, ob das Toilettenwasser wohl Süß- oder Salzwasser sei, konnte ich nur entgegnen. Keine Ahnung, probieren Sie es aus!“
Mehr als 80 Künstler hatten sich beim Verein „Frauen helfen Frauen“ um die Teilnahme beim Kleinkunstpreis beworben. Der Verein ist Ausrichter der Veranstaltung, die Schirmherrschaft übernahm auch in diesem Jahr wieder Bürgermeister Dr. Uwe Friedl, die Regionalgas Euskirchen stiftete das Preisgeld. Der Kleinkunstpreis ist gleichzeitig eine Benefizveranstaltung, denn der Erlös des Abends kommt den Einrichtungen und Beratungsstellen von „Frauen helfen Frauen“ zugute.
Die Vorauswahl für den Kleinkunstpreis trafen Gaby Bärenklau, Heike Gerhardt und Christel Rodemers-Thomas, die alle beim Verein tätig sind. „Wir suchen nach Künstlern, die etwas Eigenes und Individuelles bieten und nicht nur Witze von der Stange“, erläuterte Bärenklau. Zudem sollen sich die Zuschauer gut unterhalten fühlen. Bärenklau zeigte sich sehr zufrieden mit der diesjährigen Auswahl. Das bestätigten auch die Besucher, die nach mehr als zweieinhalb Stunden Programm mit Zwerchfell den Heimweg antraten.