Atomkraft
Am Wochenende war bekannt geworden, dass es einen Zwischenfall im tschechischen Akw gab. Nun wird er als „Störfall“ bewertet.
Prag.Die tschechische Atomaufsicht hat den jüngsten Zwischenfall im umstrittenen Atommeiler Temelin als „Störung“ bewertet. Auf der internationalen Skala Ines entspreche der Vorfall der Stufe eins, teilte die Behörde am Donnerstag in Prag mit. Grund für das Problem sei eine undichte Stelle im Kühlsystem mit einem Durchmesser von einem Zentimeter gewesen. Das Leck sei am Morgen des 26. Juni entdeckt worden, hieß es weiter. Der betroffene zweite Reaktorblock ist derzeit abgeschaltet.
„Radioaktive Aktivität ist in den zirkulierenden Kühlkreislauf des zweiten Blocks geraten und ein kleiner Teil von dort in die Regenwasserkanalisation“, teilte die Behörde mit. In einem Auffangbecken auf dem Betriebsgelände sei am 27. Juni eine Tritium-Aktivität von 272 Becquerel je Liter gemessen worden. Diese sei aber innerhalb weniger Tage unter den Grenzwert für Trinkwasser von 100 Becquerel pro Liter gesunken.
Pavel Vlcak von der Bürgerinitiative OIZP aus Budweis (Ceske Budejovice) forderte: „Die Betreiber sind uns eine Erklärung schuldig, wie und warum Radioaktivität nach außen gelangen konnte.“ Auch das bayerische Umweltministerium hatte erst spät von dem Zwischenfall erfahren. In Bayern und Österreich wurde bisher keine erhöhte Radioaktivität festgestellt.
Die Panne in Temelin ist eine in einer Reihe von Vorfällen, die in den Nachbarländern immer wieder für Verunsicherung sorgt. Temelin liegt Luftlinie 165 Kilometer von Regensburg entfernt.
Wien klagt gegen Förderung
Auch in Österreich ist die Skepsis groß, zumal das Land generell zu dem Kernkraftkritikern gehört. Wien hatte Anfang des Monats beim Europäischen Gericht Klage gegen die öffentliche Förderung des geplanten britischen Atomkraftwerks Hinkley Point C eingereicht. Die Klage richtet sich gegen eine umstrittene Entscheidung der EU-Kommission vom Oktober 2014. Sie hatte beschlossen, dass Großbritannien die geplanten zwei neuen Atommeiler mit Steuergeldern bezuschussen darf.
Mit der Klage geht es Wien laut früheren Äußerungen nicht nur um den konkreten Fall: Die Klage solle nicht nur aufschiebende Wirkung für die Beihilfe haben, sondern vor allem auch eine abschreckende Wirkung auf Investoren, und zwar nicht nur in Großbritannien, sondern europaweit.
Österreich steht der Atomkraft traditionell skeptisch gegenüber. Zwar wurde in den 70er Jahren in Zwentendorf an der Donau ein eigenes Akw errichtet. Dieses ging aber nie ans Netz, weil sich die Bürger in einer Volksabstimmung im Jahr 1978 gegen die Inbetriebnahme aussprachen. (dpa/afp)
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