Studie sieht Bayern hinterherhinken

München Es hat wegen der Osterferien gut zwei Wochen gedauert, bis die Studie der Unternehmensberatung McKinsey zur Zukunftsfähigkeit Bayerns im globalen Wettbewerb die Akteure in der Landespolitik erreicht hat. Dabei lassen die Erkenntnisse der Marktexperten durchaus aufhorchen. Bayern stehe gegenwärtig zwar top da, doch bei den für die künftige Entwicklung bedeutenden Indikatoren wie Einkommensverteilung, Start-up-Quote, Bildungsmobilität, Internetzugang und Ressourcenproduktivität komme der Freistaat “im nationalen Vergleich nicht über das Mittelmaß hinaus”, heißt es in der Studie “Bayern 2025 – Alte Stärke, neuer Mut”. Auch international bleibe Bayern “insgesamt zurück”. Die Folge: Ohne Reaktion der Politik seien 40 Prozent der bayerischen Arbeitsplätze bedroht. “Das bayerische Erfolgsmodell ist in Gefahr, der Handlungsdruck ist groß”, schrieben die McKinsey-Leute.

Die Grünen nutzten gleich den ersten Arbeitstag nach der Osterpause zu einer politischen Bewertung der Studie. “Das ist nicht nur ein Schuss, das ist eine ganze Salve vor den Bug der Staatsregierung”, erklärte Fraktionschef Ludwig Hartmann. Seine Kollegin Margarete Bause attestierte der Staatsregierung eine “Mischung aus Selbstgefälligkeit, Mutlosigkeit und Ideenlosigkeit”. Wenn es sich die CSU weiterhin nur im Hier und Jetzt bequem mache, “dann wird sie unsanft aus ihrem Zufriedenheitsnickerchen aufwachen”, prognostizierte Bause. In der Sache fühlte sie sich von McKinsey bestätigt. Denn deren Empfehlungen gehörten “zum Kernbestand grüner Programmatik”: “Schwarze Zahlen schreiben wir in Zukunft nur dann, wenn wir grüne Ideen umsetzen.”

Weil die McKinsey-Studie so gar nicht zur jahrezehntelang geübten Hochglanz-Rhetorik der Staatsregierung vom ewigen Spitzenstandort Bayern passt, hat ein offenbar über die Maßen verärgerter Horst Seehofer seine Wirtschaftsministerin Ilse Aigner beauftragt, eine Art Gegenpapier zu erstellen. In der gestrigen Ministerratssitzung legte es Aigner dann vor. Es kommt wenig überraschend zu dem Ergebnis, dass Bayern für die Zukunft bestens aufgestellt ist. “Es ist Selbstverständnis bayerischer Politik, sich frühzeitig auf neue Trends einzustellen”, konterte Aigner den McKinsey-Leuten und verwies auf die laufende Digitalisierungsstrategie, die Förderung von Unternehmensgründungen und die verstärkte internationale Ausrichtung des Freistaats.

Noch deutlicher wurde CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer. “Es ist nicht zutreffend, dass Bayern auf die Zukunft bezogen nur Mittelmaß ist”, knöpfte er sich eine zentrale Aussage der McKinsey-Studie vor. Überall dort, wo deren Verfasser Handlungsbedarf ausgemacht hätten, habe man längst reagiert. Das schnelle Internet sei auf dem Weg, die Bildungsreformen liefen und in Sachen Integration sei Bayern ein Vorbild. “Die Themen der Zukunft werden in Bayern aufgearbeitet wie in keinem anderen Land”, versuchte Kreuzer die Deutungshoheit zurückzugewinnen.

CSU-Wirtschaftssprecher Erwin Huber betonte, dass CSU und Staatsregierung in der Vergangenheit stets die richtigen Weichen für Bayern gestellt hätten. Sonst stünde der Freistaat heute nicht so gut da. Und auf die in einer Aktuellen Stunde des Landtags von SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher vorgetragene Kritik, die absolute CSU-Mehrheit führe in Bayern ganz offenbar zu “Trägheit und Tatenlosigkeit”, meinte Huber trocken: “Es steht nirgends in der Studie, dass wir für die Zukunftsfähigkeit Bayerns einen Regierungswechsel brauchen.” Das war in der Tat keiner der 15 von McKinsey aufgegriffenen Handlungsfelder.

Das ist eine ganze Salve vor den Bug der Staatsregierung.

Grünen-Fraktionschef

Ludwig Hartmann

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