Nachdem 2013 Politik, Verbände und die Bahn die Planungsarbeiten neu und verstärkt wieder aufgegriffen haben, ist das Damoklesschwert einer „Nordspessarttrasse“ mehr als akut, stellte die stellvertretende Vorsitzende, Obersinns Bürgermeisterin Lioba Zieres, bei der Veranstaltung zum 15-jährigen Bestehen der Initiative Pro Spessart (IPS) in der Mehrzweckhalle fest. Keinesfalls wolle man ein Jubiläum feiern, sondern nur an den langen Kampf gegen den geplanten Bau der früher Mottgersspange genannten Bahntrasse erinnern. „Wir brauchen noch einen langen Atem“, rief Zieres den rund 55 anwesenden Mitgliedern zu.
Zieres hatte die Moderation für den erkrankten Vorsitzenden, Rainer Schreiber, übernommen und erinnerte bei der Totenehrung besonders an den verstorbenen IPS-Gründer Eckhard Küppers. In ihrer Laudatio hob sie den schützenswerten Lebensraum des Spessarts heraus.
Den Festvortrag hielt der Kreisvorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz, Hartwig Brönner, zum Thema „Unser Spessart – Schatztruhe der Biodiversität“. Er forderte, die hohe Artendichte und die Lebensgrundlage für die Tiere im 2440 Quadratkilometer großen bayerischen und hessischen Spessart zu erhalten. Brönner stellte in Bildern die Schönheiten der Region heraus und ging besonders auf den Schutz der Brutvögelarten und deren Standortkartierung ein.
Der Bahnstreik verhinderte anschließend den Vortrag von Christian Behrendt vom Fahrgastverband Pro Bahn. Die stellvertretende Landrätin von Main-Spessart, Sabine Sitter, würdigte die Arbeit der Initiative seit nunmehr 15 Jahren. Sie begrüße es, sagte Sitter, dass man nicht nur einfach gegen ein Projekt sei, sondern gemeinsam eine tragfähige Lösung erarbeitet. „Der Landkreis zieht gemeinsam mit der IPS am gleichen Strang.“
Helga Koch ließ die Historie der am 12. November 1999 gegründeten Bürgerinitiative Revue passieren. So wurden neben einer imposanten Zahl von Veranstaltungen besonders Politiker bis zu den beiden Ministerpräsidenten Horst Seehofer (Bayern) und Volker Bouffier (Hessen) sowie Kanzlerin Angela Merkel zur Problematik persönlich kontaktiert und mit Arbeitspapieren versorgt.
Nach Aussage dieser Politiker arbeitet die Bahn intensiv an einer Lösung für die total überlastete Strecke im Kinzigtal und spielt dabei mit dem Gedanken, durch den Nordspessart einen Anschluss an die Schnellbahnlinie Würzburg-Fulda zu schaffen. Erfreulicherweise hätten die Ergebnisse von „Stuttgart 21“ Politik und Bahn bewogen, jetzt Verbände wie die IPS in die Planungen einzubinden.
„Wir wehren uns gegen den Namen Mottgersspange und sprechen nur von Nordspessarttrasse, da wir eine Vorabfestlegung ablehnen“, sagte Helga Koch. „Nach wie vor liegt das Gebiet bei Obersinn in einem der aktuellen, von der Bahn vorgelegten sieben möglichen Trassenkorridore zwischen Gelnhausen und der Neubaustrecke“, stellte sie fest.
Der grüne Landtagsabgeordnete Thomas Mütze aus Aschaffenburg freute sich über die Ablehnung aller bayerischen Parteien der Pläne der Nordspessartrasse. Zweifelsohne sei die Ertüchtigung der Kinzigtalstrecke zwingend notwendig. Ebenfalls gelte es, die Streckentrasse von Aschaffenburg/Nantenbach/Würzburg attraktiv zu machen und mit der Umfahrung des Schwarzkopftunnels sei der erste Schritt getan. „Wir müssen beide Strecken zusammen betrachten“.
Edgar Kreuzer, Leiter des Amtes für Umwelt und Naturschutz im Main-Kinzig-Kreis, bestätigte die intensiven Gespräche über den Ausbau der Kinzigtal-Bahn bis Gelnhausen. Er riet aufzupassen, dass die hessischen und bayerischen Bürgerinitiativen nicht gegeneinander ausgespielt würden.