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Das Thermometer kratzt seit Tagen an Rekordwerten. Doch nicht jeder kann im See die Füße kühlen oder in den kühlen Keller fliehen. Geschichten von Menschen, die diese Temperaturen draußen aushalten müssen.
Arbeiten bei fast 50 Grad? Unmöglich? Für Ömür Yigitel sind solche Temperaturen derzeit Arbeitsalltag. Der 36-Jährige ist Imbissbesitzer und hat zwei große Grills in seinem Wagen im südlichen Geretsried. Ein Blick auf das Thermometer gibt die Gewissheit: über 46 Grad hinter dem Verkaufstresen, näher an den Grills fast 50. Auszuhalten nur, wenn Yigitel aus seinem Imbisswagen flüchtet und den Schatten eines Baumes sucht.
Dort hat er einen kleinen Tisch und zwei Stühle aufgestellt. Nur wenn Kunden kommen, wagt er sich in die Gluthitze. Die bevorzugten derzeit eher ein kühles Getränk anstelle des Döners, sagt er. Abhilfe für sich selbst, weiß er nicht: “Ich habe leider nichts zur Abkühlung. Ein Ventilator bläst einem ja nur die warme Luft entgegen”, sagt er lachend. Zumindest äußerlich scheint Yigitel die Hitze gut zu vertragen: Es ist kein Tropfen Schweiß auf seiner Stirn zu sehen.
Die Temperaturen kratzen am Hitzerekord
Es ist Sommer in Bayern – und er zeigt gerade, was er kann: Mit um die 35 Grad ist der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen am Freitag in das Wochenende gestartet. Die ewigen Rekordtemperaturen werden zwar nicht fallen, aber weit davon entfernt sind die aktuellen Werte auch nicht. In den Cafés am Isarufer in Bad Tölz sind die Schattenplätze voll und das Eis tropft vom Becher, noch bevor es am Tisch ist.
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In die pralle Sonne trauen sich nur wenige. Einer davon ist Dirk von Olnhausen. Der 51-jährige Café-Angestellte muss in der Spätschicht arbeiten. Er wohne in der Nähe der Isar und das nutze er eben aus, sagt er und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Gerade die Uferkiesel hat die Mittagssonne ordentlich aufgeheizt: über 44 Grad zeigt das Thermometer, Tendenz minütlich steigend. Arbeitsbeginn ist 14 Uhr, bis dahin genießt von Olnhausen die Hitze – oder er erträgt sie vielmehr. Die Isar verschafft die Abkühlung für zwischendurch. Kühlere 17 Grad im ganz flachen Gewässer, in der Flussmitte nochmals deutlich erfrischender.
Die Hitze-Tour geht weiter Richtung Süden bis Lenggries. Schon von Weitem sind dutzende Gleitschirmflieger am Himmel zu erkennen, die von Brauneck aus gestartet sind. Nur wenige wagen bei Temperaturen von 33 Grad den Aufstieg auf die rund 1550 Meter zu Fuß. Gerade mit den schweren Rucksäcken, die manche bei sich tragen, ein Höllentrip. Aber auch die Fahrt mit der Gondel ist nicht so angenehm, wie erhofft: kein Wind, enger Sitzabstand, 15 Minuten Fahrt, der Schweiß rinnt.
An der Bergstation angekommen die nächste Qual: zu Fuß die letzten Höhenmeter zum Gipfel und dem Startplatz der Gleitschirmflieger. Es wird schnell klar: trotz der Höhe praktisch kein Temperaturunterschied zum Tal. Aber für die Flugsportler muss das Wetter ideal sein. Hitze, das heißt auch gute Thermik, denkt der Laie.
Auf den Bergen zu heißt für Gleitschirmflieger
Gleitschirmflieger Martin Schalk aus Augsburg klärt auf: “Die Thermik ist an sich nicht von der Temperatur abhängig. Viel wichtiger sind die Luftschichten, die müssen passen. Dann ist es eigentlich egal, wie heiß es ist.” Sein Gleitschirmkollege Uli Becker aus München ergänzt: “Entscheidend ist für uns der Temperaturgradient, das heißt, der Unterschied zwischen Berg und Tal. Am besten wär’s, wenn es am Gipfel trocken und kühl ist und im Tal dagegen heiß.” An diesem Wochenende: Fehlanzeige, Hitze überall. Die Beiden steigen ab.
Es wird Nachmittag: Die Temperaturen erreichen ihre Höchstwerte. Wo ist es unter diesen Umständen in Bayern am angenehmsten? Im Biergarten natürlich. Die großen Kastanienbäume spenden genug Schatten und ein leichter Wind weht über die Bänke. Auszuhalten, aber zum endgültigen Wohlbefinden fehlt dann doch noch ein kühles Getränk. Das frisch gezapfte Helle lässt die Temperaturen von über 34 Grad nämlich zunächst einmal kalt: unter 12 Grad zeigt der Test. Nach nur wenigen Minuten ist es getrunken. Der Körper lechzt regelrecht nach einer Abkühlung von innen. Und schließlich soll das Bier ja nicht warm werden.
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