“Bayern ist ein wundervolles Land” betonte Heimatminister Markus Söder bei der Regierungserklärung zu seiner Heimatstrategie Ende vergangenen Jahres. Und damit das so bleibt gibt das Heimatministerium Regeln vor, wo auf bayerischem Boden gebaut werden darf. Ein paar dieser landeplanerischen Regeln sollen aber gelockert werden. Thomas Frey, Regionalreferent des Bund Naturschutzes in Schwaben, befürchtet, dass dadurch zum Beispiel die Allgäuer Idylle am Riedberger Horn zerstört werden könnte.
Streit ums Riedberger Horn
Die Liftanlagen am Riedberger Horn enden heute noch deutlich unter dem Gipfel.
Zu beiden Seiten des markanten Gipfels gibt es bereits kleine Skigebiete. Allerdings enden die Liftanlagen bisher deutlich unter dem Gipfel. Und um vom Skigebiet in Grasgehren in das benachbarte Skigebiet Balderschwang zu kommen braucht man bisher ein Auto oder muss zehn Minuten mit dem Skibus fahren. Sehr zum Ärger der Gemeinden und Liftbetreiber. Die wollen seit Jahren neue Liftanlagen und Pisten, um die beiden Skigebiete zu verbinden. Für sie geht es um die Existenz.
“Wir brauchen diese Verbindung oder ich sag mal diese Skigebietsoptimierung, weil sonst bekommen wir auf Dauer ein Riesenproblem.”
Berni Huber, Geschäftsführer der Lifte in Grasgehren
Berni Huber kämpft als ehemaliger Profiskifahrer für die neuen Lifte. Gleichzeitig betont er, dass die jetzt beantragte Variante so umweltschonend wie möglich sei. Bisher waren die Chancen für neue Lifte am Riedberger Horn eher schlecht. Denn die neuen Lifte und Pisten sind im besonders geschützten Alpenraum geplant. Deshalb setzen die Befürworter jetzt auf ein so genanntes Zielabweichungsverfahren. Damit können Projekte, die eigentlich gegen die Spielregeln der Landesplanung verstoßen, trotzdem vom Heimatministerium erlaubt werden. Thomas Frey vom Bund Naturschutz sieht darin ein Instrument, “um diese wenigen Regeln, die es noch gibt, auch noch obsolet zu machen oder aufzulösen. Also im Prinzip in diese Ruhezonen, die wir jetzt haben, auch noch alles reinbauen zu können.”
Naturschützer befürchten, dass in den Schutzgebieten der Alpen bald die Bagger anrollen.
Auf Nachfrage versicherte das Heimatministerium UNKRAUT, dass die geplanten Änderungen keine Auswirkungen auf geplante Tourismusprojekte in den Alpen haben werden. Trotzdem fürchten Naturschützer, dass Dank Heimatstrategie bald auch in den eigentlich streng geschützten Ruhezonen in den Alpen die Bagger anrollen könnten. Am Riedberger Horn wäre das wohl das Ende für die dort lebenden Schnee- und Birkhühner.
Mehr Gewerbegebiete Dank “Heimatstrategie”?
Gewerbegebiete sollen dank der “Heimatstrategie” leichter genehmigt werden können.
Prinzipiell zielt die Heimatstrategie aber vor allem auf die leichtere Genehmigung von Gewerbegebieten. Dabei verbraucht Bayern bereits jetzt am meisten Fläche in Deutschland. Kritik an der Heimatstrategie gibt es deswegen sogar aus der Partei des Heimatministers. “Für uns ist die Zielrichtung einer konservativen Partei hier betroffen.” sagt Josef Göppel, Vorsitzender des Arbeitskreises Umweltsicherung und Landesentwicklung der CSU. Göppel graut es vor allem vor neuen gesichtslosen Gewerbegebieten entlang der Autobahnen.
Andererseits freuen sich viele Bürgermeister über die angekündigten Lockerungen. Im Landkreis Lindau zum Beispiel wollen vier kleine Gemeinden im Argental zusammen ein interkommunales Gewerbegebiet ausweisen. Der Gestratzer Bürgermeister Johannes Buhmann sieht vor allem die wirtschaftlichen Chancen: “Es geht hier um unsere Region, um unser Argental für die Jugend auch künftig interessant zu gestalten. Und da braucht man ein Minimum an Angebot auch für unsere heimischen Betriebe.”
Beim Bund Naturschutz sieht man das allerdings ganz anders: Ein Stück wertvolle Allgäuer Kulturlandschaft würde durch das geplante Gewerbegebiet verloren gehen, sagt Thomas Frey. Er kritisiert vor allem den angedachten Standort “auf der grünen Wiese”. Eigentlich ist bisher auch vorgeschrieben, dass neue Gewerbegebiete nur an Siedlungen “angebunden” ausgewiesen werden dürfen. Bis jetzt zumindest. Schriftlich heißt es aus dem Heimatministerium dazu: “Die Beschränkungen für neue Gewerbegebiete durch das Anbindegebot sollen gelockert werden.”
Heimatminister Markus Söder.
Deshalb setzen die Fürsprecher des intrakommunalen Gewerbegebiets im Argental auf den Heimatminister. Der Bund Naturschutz dagegen fürchtet, dass durch Söders “Heimatstrategie” am Ende genau das zerstört wird, was sie dem Namen nach eigentlich schützen sollte.
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