Die Sonne schien, als Trainer Thomas Tuchel die Fußballer von Borussia Dortmund zur ersten Übungseinheit im neuen Jahr versammelte. Die Vorbereitung auf die Rückrunde beginnt bei Schwarz-Gelb. Mit dem zweiten Tabellenplatz und der zweitbesten Hinrunde der Vereinsgeschichte ist dem BVB Bemerkenswertes gelungen. Aber niemand darf glauben, dass die Macher deswegen schon allzu zufrieden wären. Tuchels Aufgabenliste für die Bayern-Jagd ist beträchtlich.
Matthias Ginter hat sich beim BVB in den Fokus gespielt. Für die Rückrunde hat der Rechtsverteidiger ambitionierte Ziele mit seinem Club.
Die Big-Point-Mentalität
Nicht nur einmal offenbarte die Mannschaft zu ungünstigen Zeitpunkten erhebliche Schwächen. Das 1:5 in München hatte verheerendes Ausmaß. Ein besseres Ergebnis hätte ein Zeichen gesetzt, mithalten zu können. Ähnliches gilt für das letzte Hinrundenspiel beim 1. FC Köln, das die Borussia nach langer 1:0-Führung in den letzten zehn Minuten noch aus der Hand gab.
Der Ärger darüber ist bei Matthias Ginter noch zu spüren. „Da war vielleicht nicht mehr der unbedingte Wille da, ein dreckiges 1:0 über die Zeit zu bringen“, klagt der Verteidiger. Weil die Partie verloren ging, haben die Bayern acht Punkte Vorsprung. Denn die haben die Big-Point-Mentalität, die dem BVB noch fehlt. Trainer Thomas Tuchel sieht seine Mannschaft aber „auf einem guten Weg, eine Haltung zu entwickeln“, wie sie Spitzenmannschaften auszeichnet. Beweistermin: Das Rückspiel gegen Bayern findet am 5. März in Dortmund statt.
Die Gegentore
23 Treffer kassierte Dortmund in der Bundesliga-Hinrunde – für einen Tabellenzweiten ist das ein schwacher Wert. Die Über-Bayern liegen bei acht, aber selbst Mannschaften wie Mainz und Köln weisen im Vergleich mit dem BVB den gleichen oder sogar einen besseren Wert auf. Das ist bedenklich. Dabei zeichnet sich ein Muster ab: Schwarz-Gelb spielt nach vorn, drängt auf ein eigenes Tor – und fängt sich dann einen Konter ein. „Daran müssen wir arbeiten“, sagt Ginter. Dominanter soll das Spiel seiner Meinung nach werden und besser gegen schnelle Angriffe abgesichert werden.
Für die 17-jährigen Nachwuchskräfte Felix Passlack und Christian Pulisic geht es bei Borussia Dortmund von der U19-Mannschaft rauf zu den Profis.
Die Gold-Jungs
Felix Passlack und Christian Pulisic, zwei 17-jährige Talente, wurden aus der A-Jugend zu den Profis befördert. Sie reisen am Donnerstag mit ins Trainingslager nach Dubai und sollen zukünftig immer mit der A-Mannschaft trainieren. Passlack hinterließ schon im jüngsten Winter-Trainingslager vor einem Jahr einen bleibenden Eindruck. Er ist der Kapitän der U17-Nationalmannschaft, er wurde vom DFB als bester Nachwuchsspieler mit der Fritz-Walter-Medaille ausgezeichnet. Als Balljunge schlich er sich noch im November ins Stadion, um die Partie des BVB gegen Schalke zu sehen. Er bildet die Speerspitze eines Dortmunder Gold-Jahrgangs, der es längst ins Bewusstsein des Klub-Bosses geschafft hat.
„Da sind fünf, sechs Spieler, denen wir allen den Sprung in die Profimannschaft zutrauen. Die Spieler wissen, dass wir eine klare Wertschätzung für sie haben“, sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Der Stratege
Der monatelang verletzte Nuri Sahin, der als Idealtyp in Tuchels Ballbesitzfußball gilt, trainierte wieder mit. Mit ihm in zentraler Rolle holte der BVB die erste von zwei Meisterschaften unter Jürgen Klopp. Auch Tuchel sehnt die Rückkehr des passsicheren Mittelfeldstrategen herbei. „Wir warten auf ihn“, betonte er stets. Sahin behutsam ins Ensemble einzubauen, wird Tuchels Aufgabe sein. Dann könnte der BVB noch besser werden.