So ähnlich wie selten zuvor

Bayern gegen Dortmund – mal wieder. Das aufgrund der Häufigkeit der Duelle zum deutschen Clasico verklärte Spiel findet zum 16. Mal in den letzten fünf Jahren statt. Es ist angesichts der Tabellenkonstellation in der Bundesliga für viele bereits das möglicherweise vorentscheidende Duell um die deutsche Meisterschaft. Wohlgemerkt am 8. Spieltag.

Auch wenn diese Endgültigkeit in der Titelfrage naturgemäß von beiden Trainern im Vorfeld abgestritten wurde, ist die Begegnung am Sonntagabend in der Allianz Arena eben aufgrund der Konstellation auf den Trainerbänken kein Match wie die vielen zuvor.

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Auf Dortmunder Seite wird nämlich erstmals seit sieben Jahren nicht Jürgen Klopp in München an der Seitenlinie stehen. Unter dem ehemaligen Coach gestaltete sich die Dortmunder Herangehensweise an das Spiel des Rekordmeisters in den meisten Fällen auf dieselbe Art und Weise, gerade auswärts.

Tuchel: “Wir müssen mutig spielen”

Der BVB verteidigte den hohen Ballbesitzanteil der Münchner nach vorne, doppelte dabei die schnellen Außenspieler des Gegners, spielte bei Ballgewinn sofort schnörkellos in die Spitze oder kämpfte dort um den zweiten Ball.

Die Spielidee bei den Schwarzgelben hat sich unter Thomas Tuchel nun geändert. Die Borussia spielt in Ballbesitz dominanter und vor allem bedachter. Die gesamte Mannschaft steht offensiver im Feld, die Angriffe werden jetzt mit längeren Stafetten und damit größerer Geduld vorbereitet. Der intensive Umschaltfußball unter Klopp ist Geschichte, wenn auch Konterattacken und aggressives Gegenpressing weiterhin taktische Bestandteile des BVB blieben.

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Gegen die Bayern wird Tuchel sich jedoch erstmals in seiner Dortmunder Zeit mit weniger Ballbesitz als der Gegner abfinden müssen. “Ich freue mich jetzt nicht, dass wir mal weniger Ballbesitz haben werden und denke gar nicht daran, ob uns irgendetwas entgegenkommt. Wir müssen mutig spielen – das gilt auch für morgen”, sagte der Borussen-Trainer am Samstag.

Druck auf Alonso

Der FCB ist in dieser Saison vor allem dann gefährlich, wenn er – meistens in Person von Xabi Alonso – zügig auf die schnellen Außenspieler Douglas Costa und Kingsley Coman verlagern kann, damit diese mit Tempo ins Eins-gegen-eins gehen.

Auch unter Klopp war es ein beliebtes Mittel, Alonso frühzeitig anzulaufen, um solche Pässe ins Angriffsdrittel zu verhindern und gerade Sturmspitze Robert Lewandowski vom Spiel abzuschneiden. Tuchel wird um diese Maßnahme ebenfalls nicht umher kommen. Aubameyang könnte mit kurzen Sprints immer wieder für ersten Druck auf den Spanier sorgen.

Die “Verlagerungsproblematik” aus Dortmunder Sicht könnte zudem dafür sorgen, dass sich der BVB, wie zuletzt auch in nicht eingespielter Formation bei PAOK Saloniki praktiziert, grundsätzlich tiefer staffelt und mit Flügelspielern wie Außenverteidigern nicht so hoch steht wie sonst.

Längere BVB-Ballzirkulation als zuletzt

Dennoch ist davon auszugehen, dass die Gäste beim eigenen Spielaufbau deutlich klarer als in den Vorjahren auch auf eigenen Ballbesitz aus sein beziehungsweise die Kugel länger in den eigenen Reihen halten werden.

Ballzirkulation ist für Tuchel unabdingbar, das wird sich auch gegen einen solch starken Kontrahenten nicht wesentlich verändern. Dortmunds Trainer lässt die Angriffe seines Teams länger vorbereiten als noch Klopp. In München wird jedoch noch wichtiger als sonst sein, die Zuspiele in die Tiefe so ausfallen zu lassen, dass der Passempfänger in den Halbräumen sofort hohes Tempo gehen kann.

Was diese Facette angeht, sind sich beide Teams somit so ähnlich wie selten zuvor. Tuchels noch ungeschlagener BVB befindet sich allerdings weiterhin in der Findungsphase, die Qualität des Gegners und die Anpassungen daran werden so hoch ausfallen wie bisher noch nie unter dem neuen Übungsleiter. “Um eine Chance zu haben, müssen wir alle Facetten unseres Spiels in der maximalen Ausprägung zeigen”, prognostiziert Tuchel.

Duell der Trainer

Doch wie auch immer Tuchel sein Team ins Rennen schicken wird – auf der Gegenseite hat Pep Guardiola zuletzt häufiger bewiesen, dass er taktische Ungereimtheiten zu Beginn des Spiels im weiteren Verlauf auflösen und den Begebenheiten anpassen kann. Es ist damit nicht unwahrscheinlich, dass sich die Anordnungen der jeweiligen Spieler gleich mehrfach während der Partie verändern.

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Es ist also auch ein Duell der beiden Coaches, die sich gegenseitig enorm schätzen. Tuchel gab vor der Partie noch einmal Einblicke in sein Treffen mit Guardiola, als beide in einer Münchner Bar zusammen über Fußball diskutierten.

“Man tauscht sich aus, spricht über Ideen und das Spiel im Allgemeinen. Grundsätzlich ist es sehr interessant, wenn man solche Dinge aus erster Hand erfährt. Wir hatten zwei sehr schöne Abende, die mir für meine Selbstreflexion sehr geholfen haben”, erzählte Tuchel.

Ob sie ihm auch für seine erste Begegnung mit Pep als Trainer einer hochwertig besetzten Mannschaft halfen und den Kampf um Tabellenplatz eins spannend hielten, weiß man erst am Sonntag um halb acht abends.

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