München – Entgegen eigener Beteuerungen wollte der FC Bayern Kevin De Bruyne wohl doch – gab aber am Ende auf.
Diese 62 Tage, in denen im Fußball nahezu alles erlaubt ist, sind heute rum. Sie sind verlaufen wie immer: Es wurde viel geredet, viel dementiert, viel spekuliert, viel wieder verworfen – und am Ende der Transferfrist wurde tatsächlich doch auch gewechselt. Die Bilanz des FC Bayern, der seine Planungen mit dem Wechsel von Kingsley Coman am Sonntag abgeschlossen hatte: Insgesamt 86 Millionen für Arturo Vidal (37), Douglas Costa (30), Joshua Kimmich (8,5), Coman (Leihgebühr: 7) und Sven Ulreich (3,5). Und angeblich wäre fast noch eine erhebliche Summe hinzugekommen.
Es war klar, dass Martin Winterkorn sich irgendwann in diesen 62 Tagen, in denen eben alles erlaubt ist, mal zu Wort melden würde. Und es ist auch logisch, dass der Vorstandsvorsitzende von VfL Wolfsburg-Besitzer VW, der beim FC Bayern im Aufsichtsrat sitzt, den Rekord-Transfer von Kevin de Bruyne zu gegebener Zeit kommentieren würde. Was jedoch trotzdem verwunderte, ist die Tatsache, dass Winterkorn in seinem Statement zum rund 75 Millionen Euro teuren Wechsel zu ManCity ausplauderte, dass die Bayern doch Interesse an einer Verpflichtung des umworbenen Belgiers gehabt hätten. Und das, obwohl man das in München in den letzten Wochen vehement dementiert hatte.
„Man ist irgendwann machtlos gegen solche Summen. Selbst Bayern München, das interessiert war, hat am Ende gesagt: ,Gegen solche Summen können wir im Moment nicht antreten’“, sagte Winterkorn der „Bild“. Eine Aussage, die nun der von Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gegenüber steht, der erst vor zwei Wochen beteuert hatte, „dem VfL Wolfsburg sicher keine Kopfzerbrechen zu bereiten“: „Der Spieler ist ja auch nicht auf dem Markt. Wir werden da zu 100 Prozent nicht reingrätschen.“
Es ist wahrscheinlich, dass man zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Poker ausgestiegen war – und anderweitig geplant hat. Denn auch Matthias Sammer hatte nach dem 3:0 im Topspiel gegen Bayer Leverkusen am Samstag gesagt, dass man „als Klub nicht mehr mithalten“ könne mit den Summen, die in der Premier League inzwischen gang und gäbe sind. Der Sportvorstand sprach sich allerdings dafür aus, nicht nur Schattenseiten des finanziellen Booms in England zu sehen. „Das Geld kommt jetzt zu uns. Ist das so schlecht?“ Chancen sieht er vor allem „für die Stabilisation der Liga und die Nachwuchsförderung“.
Winterkorn ist kritischer. Er mahnte die Bundesliga, sich zu überlegen, „wie man den Ausverkauf in Zukunft verhindert“. Denn die Millionenbeträge, die im Januar – in den nächsten 31 Tagen, in denen alles erlaubt sein wird – für die Topspieler geboten werden, sind mit Sicherheit nicht geringer. Auch nicht die für Spieler des FC Bayern.
hls
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