Fr den ersten Showeffekt hatten die Gastgeber bereits vor dem Anpfiff gesorgt. Ein Adler schwebte ein. Den Raubvogel hatte Lorik Cana organisiert und die Leihgabe seines Klubs Lazio sozusagen fr bergeordnete albanische Interessen eingesetzt. Mehr Aufregendes hatte der Aussenseiter bis kurz vor Schluss nicht mehr zu bieten. Der Penalty Salihis zum 1:2 (89.) schnte aus seiner Optik wenig und gefhrdete den dritten WM-Vorstoss der SFV-Auswahl in Serie in keiner Weise mehr.
Die Overtime berstand Ottmar Hitzfelds Equipe ohne das geringste Problem. Mit den Treffern von Xherdan Shaqiri und Michael Lang, der bei seiner Premiere in der Ausscheidungsphase mit dem 2:0 gleich Massgebliches zum Highlight des Fussball-Jahres beitrug, hatte der souverne und seit bald 17 Monaten ungeschlagene Leader der Gruppe E lngst die Basis zur definitiven Qualifikation fr die Endrunde in Brasilien gelegt.
Die Schweizer Nationalmannschaft hat sich fr die Fussball-WM in Brasilien qualifiziert. Die Schweiz gewann gegen Albanien 2:1.
Am Ende umarmten sich alle. Die geschlagenen Albaner beglckwnschten den Gegner mit den vielen «Balkan-Connections». Und draussen herzte Ottmar Hitzfeld seinen Stab, derweil die zweite Reihe der Schweizer bereits einen Kreis gebildet hatte – die Bilder passten zum wunderbaren Abend in Tirana, an dem die mental robusten Gste bei erster Gelegenheit ihren Matchball verwertet hatten.
Shaqiri massgebend
Albanien, mit den beiden Debtanten Amir Abrashi und Shkelzen Gashi von GC in der Startformation, setzte in der Startphase primr auf Hrte. Der frhere Schweizer U21-Stammspieler Abrashi attackierte Inler schon nach ein paar Sekunden, Aussenverteidiger Lila verschonte den «Wolfsburger» Rodriguez ebenso wenig. Das eher rustikale Stilmittel beeindruckte die Gste indes wenig – und das Publikum verhielt erstaunlich ruhig, von der gefrchteten Atmosphre war jedenfalls wenig zu spren.
Die Schweizer ihrerseits entgegneten der Intensitt auf dem Feld in der ersten Hlfte relativ abgeklrt. Und obschon sich ihre Risikobereitschaft zunchst in Grenzen hielt, gelangten sie dank der spielerischen Raffinesse Shaqiris zu zwei erstklassigen Szenen. In der 20. Minute setzte Valentin Stocker einen perfekt «gechippten» Ball des Bayern-Professionals unbedrngt an den Pfosten. hnlich unvorteilhaft verhielt sich Granit Xhaka wenig spter in einer 1:1-Situation im Strafraum.
Shaqiri stand nicht nur seines Ideenreichtums wegen immer wieder im Fokus. Den 22-Jhrigen bearbeiteten die Einheimischen permanent – mit Fouls, mit Gesten. Und selbst auf dem Weg in die Garderobe wurde er vom Trainerassistenten der «Shqiponjat» verbal provoziert. Der Regisseur mit familiren Wurzeln im Kosovo liess die Einschchterungsversuche abperlen. Zu schaffen machten ihm einzig muskulre Probleme im rechten Oberschenkel.
Unmittelbar vor der Pause signalisierte er gar, nicht mehr lange weiterspielen zu knnen. In Absprache mit Hitzfeld verlngerte Shaqiri seine (Leidens-)Zeit im «Qemal Stafa». Der Poker lohnte sich. Trotz sichtbarer Beschwerden reagierte der Mnchner Jungstar in der 48. Minute nach einem missratenen Schuss Xhakas schneller als die gesamte gegnerische Defensive – und markierte wie im Hinspiel in Luzern das kursweisende 1:0.
Benaglios Paraden und der Lattenschuss Roshis
Der achte Treffer im 30. Einsatz fr die Schweiz war zugleich die Schlusspointe des besten Schweizers. Die Schmerzen zwangen ihn zum vorzeitigen Abgang – aus Sicht der frustrierten Albaner zu spt, das Timing der Schweizer hingegen passte perfekt.
Mhlelos war der Vorteil indes nicht zu verwalten. Die Albaner, schon vor ihrem letzten Heimspiel der Kampagne dreimal in Folge sieglos, mobilisierten im rger ber den Rckstand pltzlich enorm viel Speed. Wellenartig griffen sie in ihrer Verzweiflung an, traten einen Corner (10:2 am Ende) nach dem nchsten. Vor Diego Benaglio huften sich die unbersichtlichen Situationen. Innerhalb weniger Minuten verhinderte der brillante Keeper der Schweizer mehrfach das womglich ungemtliche Comeback des angeschlagenen, aber ausnahmslos leidenschaften Herausforderers. Und das Glck der kampfstarken Schweizer war, dass Joker Roshi in jener strmischen Phase nur die Latte traf.
Stabil und schwer zu beeindrucken
Die Schweizer verschafften sich den Zutritt zur global bedeutendsten Fussball-Bhne im Stil einer international etablierten Auswahl. Im Sog des Mnchner Triple-Gewinners Xherdan Shaqiri positionierte sich die SFV-Auswahl auf einem bemerkenswert hohen Standard. Zwei Jahre nach dem Scheitern in der EM-Qualifikation darf die Equipe von Ottmar Hitzfeld fr sich in Anspruch nehmen, in der Skala der Popularitt mittlerweile auf hnliche Werte zu kommen wie das Team aus der ra von Nationalcoach Kbi Kuhn.
Nicht nur die Art und Weise, wie die Mannschaft der in jeglicher Beziehung erheblichen Belastungsprobe auf dem Balkan standgehalten hat, ist beeindruckend, sondern auch das punktgenaue Timing, die Qualitt, die Offerte der gnstigen Auslosung zu verwerten. Whrend Jahren war Schweizer Equipen ja angelastet worden, mit der Favoritenrolle nicht klarzukommen. Nun demonstrierte sie in den massgebenden Situationen Nervenstrke und erfllte die Vorgaben der lange kritischen ffentlichkeit.
Auf Zuflle oder berdurchschnittlich viele Glcksmomente war Hitzfeld Mannschaft nicht angewiesen. Der Ball rollte nicht partout fr die Schweizer. Verletzungen, Probleme im Klub, Sperren gegen den Coach, eine desastrse Schlussphase gegen Island (4:4 nach 4:1-Fhrung), quasi ein «Derby» gegen Albanien – ganz eben verlief der Weg nach Brasilien sicher nicht. Zur Kurskorrektur setzten die taktisch klugen Entscheidungstrger aber nie zu spt an.
Nach bald 17 Monaten ohne Fehltritt ist berdies eine Stabilitt erkennbar, die nicht so leicht zu erschttern ist. Wer in bald drei Jahren in 25 Spielen nur dreimal verloren und diverse namhafte Konkurrenten besiegt hat, unter ihnen der Rekord-Weltmeister Brasilien, ist ohnehin nur schwer zu beeindrucken. An sich vorzgliche Perspektiven fr die kommende Endrunde in der Fussball-Traumdestination.
Gesprche mit Hitzfeld
Klar ist nun auch, dass der Verband unmittelbar nach dem Schlusspunkt gegen Slowenien mit Hitzfeld um eine zeitnahe Verlngerung des Vertrags verhandeln wird. Signale, ob der 64-jhrige Erfolgscoach seine Partnerschaft mit dem SFV um eine dritte Amtszeit bis zur EM 2016 ausdehnen will, drangen bisher nicht gegen aussen. In der Berner Zentrale forcierte man in dieser Angelegenheit nichts – nach bereinstimmenden Angaben auf gegenseitigen Wunsch hin. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit drngt sich aber geradezu auf. Dem SFV stehen die nchsten kursweisenden Wochen bevor.
Die Auslosung findet am 6. Dezember 2013 um 17 Uhr (MEZ) im Bundesstaat Bahia in Brasilien statt.
Albanien – Schweiz 1:2 (0:0)
Qemal Stafa, Tirana. – 20’000 Zuschauer. – SR Proena (Por). – Tore: 48. Shaqiri (Xhaka) 0:1. 78. Lang 0:2. 88. Salihi (Foulpenalty/Foul Benaglio an Roshi) 1:2.
Albanien: Berisha; Lila, Mavraj, Cana, Agolli; Kace; Gashi (55. Roshi), Abrashi (64. Hyka), Bulku, Rama (85. Mehmeti); Salihi.
Schweiz: Benaglio; Lang, Schr, Von Bergen, Rodriguez; Behrami, Inler; Shaqiri (53. Mehmedi), Xhaka, Stocker (68. Fernandes); Seferovic (89. Dzemaili).
Bemerkungen: Schweiz ohne Lichtsteiner (verletzt). Schweizer Ersatzspieler: Wlfli, Sommer, Kasami, Ziegler, Barnetta, Drmic, Derdiyok, Djourou, Senderos. 20. Kopfball von Stocker an den Pfosten. 76. Lattenschuss von Roshi. Verwarnungen: 48. Cana (Reklamieren). 56. Von Bergen (Foul/im nchsten Spiel gesperrt). 80. Schr (Foul). 88. Benaglio (Foul).
Die qualifizierten Teams
Europa (13 WM-Teilnehmer): SCHWEIZ, Italien, Holland, Belgien, Deutschland.
Asien (4 oder 5): Australien, Japan, Iran, Sdkorea.
Sdamerika (5 oder 6): Brasilien (Gastgeber), Argentinien.
Afrika (5): noch kein qualifiziertes Team
Nord- und Mittelamerika (3 oder 4): USA, Costa Rica.
Ozeanien (0 oder 1): noch kein qualifiziertes Team