In die Vergangenheit entführt werden die Besucher jetzt auf Schloss Aschach. Mit der Sonderausstellung „Griffel, Füller, Tintenkiller – Volksschulen im ländlichen Bayern 1945 – 1970“ wird eine Retrospektive über diese Zeit gezeigt, die sehr dynamisch war und in der sich sowohl aus pädagogischer als auch aus bildungspolitischer Sicht sehr viel änderte. Es wird gezeigt, wie sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Schulen auf den Dörfern von alten Schulhäusern mit einem oder höchstens zwei Klassenräumen zu modernen, funktionalen Schulneubauten entwickelt haben.
Saß man nach 1945 zunächst in den Dorfschulen noch in den alten Holzbänken – Kinder aller Altersstufen wurden in einem Klassenraum unterrichtet – so boten die neuen Verbandsschulen großzügige Räume und Funktionsräume wie moderne Turnhallen, Hallenbäder, Werkräume, Sprachlabor, Schulküchen usw.
In der Ausstellung lässt sich dieser Wandel bildhaft nachvollziehen. Zahlreiche Ausstellungsobjekte demonstrieren diese Veränderungen und entführen in eine Zeit, in der Vieles im Wandel war. Die Sonderausstellung ist das Ergebnis der Zusammenarbeit mehrerer bayerischer Museen. Ebenso ist ein Begleitband erschienen.
Die Ausstellungseröffnung wurde von Schülern der Städtischen Musikschule Bad Kissingen unter der Leitung von Thomas Friedrich untermalt. Mit ihrer witzigen Percussionshow begeisterten sie das Publikum und sorgten für großen Applaus. Bezirksheimatpfleger Klaus Reder ging darauf ein, dass die Zeit nach 1945 ein Ende der Konfessionsschulen bedeutete, was große bildungspolitische Kämpfe nach sich zog.
Die demografische Entwicklung und der Rückgang der Kinderzahlen sorgten dafür, dass ortsübergreifende Verbandsschulen gegründet wurden. „Die Schule war schon damals fortlaufendem Wandel ausgesetzt. Die Ausstellung zeigt, dass schon zu allen Zeiten ein gewisser Kampf in der Schulpolitik geführt wurde und kann dabei zu mehr Gelassenheit beitragen“, meinte Reder.
Sabine Fechter, Museumsleiterin des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen freute sich, dass die verschiedenen Museen bei der Konzeption sehr gut zusammengearbeitet haben: „Die Museen lieferten zahlreiche Exponate und erstellten gemeinsam den Begleitkatalog.“ Man wolle bei der Ausstellung unter anderem die kulturellen Werte der Region darstellen.
Museumsleiterin Annette Späth sprach von einem enormen Wandlungsprozess, den die Schulen von 1945 bis 1970 erfahren hätten. „Im Fokus stehen in der Ausstellung die ländlichen Volksschulen in Bayern“, erläuterte Späth. Die Entwicklung in den Schulen nach 1945 sei nur selten Gegenstand von Ausstellungen gewesen. „Diese Lücke schließen wir heute“ meinte die Museumsleiterin.
Die Zeit nach 1945 sei von einem durchgreifendem Umbruch und einem Neubeginn geprägt gewesen: neue pädagogische Konzepte hätten Einzug gehalten, überall seien neue Schulen gebaut worden. Es galt, auch die heimatvertriebenen Flüchtlingskinder zu integrieren. Da nach 1945 allerorten Lehrermangel herrschte, wurden diese in Schnellkursen ausgebildet und pensionierte Lehrer reaktiviert.
Im Jahr 1968 wurden in Bayern schließlich die konfessionsgebundenen Schulen abgeschafft. Überhaupt waren die 60-er Jahre eine Zeit großen Wandels und sorgten für einen großen Schritt in der modernen Pädagogik. „Die Schüler sollten zu mündigen Bürgern erzogen werden“, erklärte Späth. Interessant war der Besuch der Ausstellung, der sich der Eröffnung anschloss. Viele Besucher fühlten sich in die eigene Schulzeit zurückversetzt, als sie die Gegenstände betrachteten.
Öffnungszeiten:
Di – Sa: 15.30 – 17 Uhr; So und Feiertage: 12.30 – 14 Uhr und 15.30 – 17 Uhr; die Ausstellung ist bis 31. Oktober 2014 zu sehen