SC Paderborn auf Höhenflug: Das Ding der Unmöglichkeit – FAZ

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Paderborn tanzt: Bisher haben die Ostwestfalen viel zu feiern in der Bundesliga.

SC Paderborn  -  Hannover 96

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Paderborn tanzt: Bisher haben die Ostwestfalen viel zu feiern in der Bundesliga.

Das Spiel, das es eigentlich gar nicht geben dürfte, bekommt für den FC Bayern etwas Großes, Bedrohliches, wenn man hört, wie Pep Guardiola über den Gegner der Münchner spricht. „Alles kann passieren“, sagt er. Und: „Sie sind da, sind sehr aggressiv.“ Oder: „Man hat gemerkt, warum sie auf dieser Position sind.“ Nämlich auf Platz eins in der Tabelle vor diesem fünften Spieltag in der Fußball-Bundesliga. Aber, kurzes Aufatmen: „Wir haben unsere Optionen, dieses Spiel zu gewinnen.“ Natürlich haben sie das, denn erstens sind die Bayern die Bayern, zweitens ist Oktoberfest, und zur Wiesn-Zeit gelten die zu Hause ja als beinahe unschlagbar, und drittens ist der Gegner an diesem Dienstag der SC Paderborn 07. „Der krasseste Außenseiter der Bundesligageschichte“ also, wie sie hier mal kokett ins Spiel brachten.

Uwe Marx



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Trotzdem sind sie Tabellenführer nach dem 2:0 am Wochenende gegen Hannover 96 – acht Punkte nach vier Spielen und drei Partien ohne Gegentor sind Futter für Fußball-Romantiker. Paderborn steht aktuell dafür, dass im Fußball immer noch alles möglich ist, trotz vermeintlich betonierter Finanz- und Tabellenverhältnisse. Sogar ein Spitzenspiel Bayern München gegen SC Paderborn, Vierter gegen Erster – eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.

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Der Mann hinter dem Überraschungsteam: Trainer André Breitenreiter.


SC Paderborn  -  Hannover 96

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Der Mann hinter dem Überraschungsteam: Trainer André Breitenreiter.


Und jetzt wirkt der Trainer des Favoriten aus der anderen, fernen Fußballwelt sogar so, als sei für die Ostwestfalen in deren erstem Jahr in der ersten Liga der größte vorstellbare Coup möglich – ein Sieg in München. Das ist, mal abgesehen vom mäßigen Start der Münchner in dieser Saison und dem 0:0 beim HSV am Samstag, vor allem eine Frage der Höflichkeit und des Respekts gegenüber dem nächsten Gast. Das gehört zur rhetorischen Routine, wie sie in Paderborn dann und wann noch umschifft wird. Die sprachliche Direktheit hier ist jedenfalls nicht mehr Bundesligaalltag.

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Moritz Stoppelkamp zum Beispiel, der gegen Hannover ein Tor aus mehr als achtzig Meter Entfernung erzielte, fallen viele griffige Verben ein, um zu beschreiben, was Paderborn auszeichnet – und was auch die Bayern gegen diesen respektlosen Underdog erwartet: „Wir rackern, kämpfen, spucken, beißen, kratzen.“ Sie machen’s dem Gegner also so richtig ungemütlich. Das bestätigt auch die Spieltag für Spieltag abgerufene Laufleistung dieser trotzigen Mannschaft. Oder die überfallartigen Angriffe nach Balleroberung. Paderborn will weh tun. Bisher gelingt das exzellent.

Auch Trainer André Breitenreiter – nach dem heutigen Hertha-Coach Jos Luhukay und Roger Schmidt aus Leverkusen schon der Dritte in kurzer Zeit, der den SC als Ausgangspunkt für eine Karriere in höheren Regionen nutzen könnte – hat nichts gegen kurze Sätze mit klarer Aussage. „Wir haben eine breite Brust, wir geben weiter Vollgas“, sagt er vor der Reise nach München. Warum auch nicht, nach zwei Siegen und zwei Unentschieden bisher. Dass die Bayern an normalen Tagen unerreichbar sind, dass es für Paderborn in dieser Saison um nichts anderes als Abstiegsvermeidung geht, ist in Paderborn ohnehin jedem klar. Obwohl Breitenreiter weiß, wie sich Sensationen anfühlen: Als Profi der Spielvereinigung Unterhaching – einst ebenfalls ein Synonym für Aufmüpfigkeit unter schwierigsten Bedingungen – war er im Februar 2001 dabei, als ein Sieg gegen die Bayern gelang. Breitenreiter wurde eingewechselt, Gegenspieler waren zwar keine Weltmeister, aber Kaliber wie Kahn, Scholl, Jeremies. Immerhin.

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Respekt, Respekt: Bayern-Trainer Guardiola weiß, was da auf ihn zukommt.


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Respekt, Respekt: Bayern-Trainer Guardiola weiß, was da auf ihn zukommt.


Auch Stoppelkamp kennt München ganz gut, er war zwei Jahre Spieler bei 1860, bevor er nach Paderborn kam. Als einer jener vielen Spieler hier, die nach diversen Stationen und Jahren eher zähen Fortschritts erst beim Aufsteiger so richtig in Fahrt zu kommen scheinen. Auch Guardiola musste zugeben, dass er den Klub und dessen Spieler erst zuletzt so richtig wahrgenommen habe. Aber das geht außerhalb Ostwestfalens vermutlich allen so. Wer hätte schon geahnt, dass hier sogar Nationalspieler Fahrt aufnehmen können?

Paderborn ist ein Unikum

Wie Elias Kachunga zum Beispiel, der kürzlich mit einer Berufung in die U 21 von Trainer Horst Hrubesch belohnt wurde – nachdem er zuvor schon einige Juniorenteams des DFB durchlaufen hatte. Kachunga, nach vier Spielen dreimaliger Torschütze, ist eines der Gesichter des Aufschwungs – neben Stoppelkamp und, vor allem, Trainer Breitenreiter. Allzu viele kennt man ja hier noch nicht. So oder so ist Paderborn auch auf diesem Gebiet ein Unikum. Jedenfalls was die Zusammenstellung betrifft: Alle achtzehn bisher in der Bundesliga eingesetzten Spieler sind Deutsche. Eine statistische Rarität.

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So kann’s weitergehen: Das Abenteuer Bundesliga ist für die Paderborner Fans schon jetzt ein Riesenspaß.


SC Paderborn  -  Hannover 96

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So kann’s weitergehen: Das Abenteuer Bundesliga ist für die Paderborner Fans schon jetzt ein Riesenspaß.


Die Bayern sind natürlich deutlich internationaler, und Trainer Guardiola muss nur entscheiden, wen von seinen vielen Nationalspielern er gegen Paderborn aufs Feld schickt. Ribéry ist noch nicht so weit, wie es aussieht, Robben könnte wieder mitmischen, mit Lewandowski wird, anders als in Hamburg, wieder von Beginn an gerechnet. Und so weiter, und so weiter. Was er vom Gegner zu erwarten hat, weiß der Katalane genau. „Sie gehen nach vorne, spielen Pressing, das haben sie bis jetzt gemacht, warum sollen sie wechseln?“, sagte Guardiola. Und beklagte noch ein wenig die hohe Belastung seiner Spieler im WM-Jahr und kurz nach dem Start in der Champions League. „Wir haben alle drei Tage ein Spiel und wenig Pause. Das ist nicht nur ein Problem für Bayern München“, sagte er. Stimmt. Für den SC Paderborn aber ist es sicher keines.

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SC Paderborn auf Höhenflug: Das Ding der Unmöglichkeit

SC Paderborn auf Höhenflug

Das Ding der Unmöglichkeit


Von Uwe Marx, Frankfurt

Futter für Fußball-Romantiker: Der kleine SC Paderborn rockt die Bundesliga – und beschert ihr nun sogar ein Spitzenspiel gegen den FC Bayern München. Dessen Trainer Pep Guardiola sagt: „Alles kann passieren.“

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