Sammer fordert von Bankdrückern Teamgeist

Nach dem ersten Sieg im neuen Jahr gönnte Pep Guardiola seinen Stars einen ganzen freien Tag – ein Novum in einem Trainingslager des FC Bayern.

Das 2:0 am Vorabend beim Test gegen den sudanesichen Fußball-Meister Al-Merrikh im All Sadd Stadion von Doha war aber nicht der Grund. Der Trainer wollte seine Stars nach intensiven Übungseinheiten mit höchster Qualität durchschnaufen lassen vor dem Endspurt des Wintercamps im sonnigen Katar.

„Heute genießen wir den Tag – und morgen geht es wieder raus zum Training”, sagte Sportvorstand Matthias Sammer. Und launig fügte der Ex-Profi im Mannschaftshotel hinzu: „In der DDR gab’s das nicht! Da haben wir im Trainingslager viermal am Tag trainiert.”

Die Zeiten haben sich gewandelt, auch beim FC Bayern. Dort könnte sich zum Rückrundenstart erstmals in dieser Saison die Situation ergeben, dass bis auf den seit über einem Jahr fehlenden Holger Badstuber alle Spieler fit sind. Auch Bastian Schweinsteiger und Arjen Robben stehen vor dem Comeback. In zwei Wochen werden in Mönchengladbach zahlreiche namhafte Akteure draußen sitzen.

„Es gibt kein Problem, wenn alle gesund sind”, wiegelt Sammer ab. „Wir müssen weg von dem Denken, wir haben zehn Stammspieler und der Rest sind Ergänzungsspieler, das ist veraltet.” Er fordert, „Teamgeist auch zu leben, wenn man mal auf der Bank sitzt”.

Sogar Arjen Robben, nicht gerade der Prototyp des einsichtigen Bankdrückers, sieht den Luxuskader „nur positiv”. Er ist lange genug dabei und weiß aus eigener schmerzhafter Erfahrung um den Lauf des Hochleistungsgeschäfts Fußball. „Es wird leider immer wieder etwas passieren. Wir haben in der Hinrunde auch alle gebraucht im Kader”, erinnerte Robben an die vielen Verletzten. Schweinsteiger, Götze, Thiago, Martínez, Shaqiri, Pizarro, Robben, dazu kürzere Zeit Lahm und Ribéry – die Liste der Ausfälle war lang. „Es waren immer mindestens zwei Mann verletzt, seit ich hier beim FC Bayern bin”, bemerkte Sammer, der seit 18 Monaten in München arbeitet.

Der Sportvorstand sieht den Bundesliga-Herbstmeister nach dem Fünf-Titel-Jahr 2013 wieder in einer „super Ausgangsposition”. Ihn plagen „keine Zweifel” an weiteren Erfolgen. „Was haben wir als Club für Möglichkeiten, in diesem Jahr noch mal Geschichte zu schreiben”, bemerkte er angesichts einer super funktionierenden und überragend besetzten Mannschaft. Auch die Neuzugänge Mario Götze und Thiago sind nun voll integriert. „Mario ist hier in einer bemerkenswerten Verfassung. Beide sind außergewöhnliche Superspieler”, so Sammer.

Viel zu „verbessern” sei nicht, findet Abwehrspieler Dante. „Wir müssen nur das, was wir 2013 geleistet haben, über Jahre schaffen.” Manuel Neuer versichert: „Wir sind weiter hungrig.” Der Torwart raubt den abgehängten Liga-Rivalen aus Leverkusen, Gladbach und Dortmund jede Illusion: „Wir trainieren erst ein halbes Jahr mit Pep Guardiola – und er ist lange noch nicht am Ende mit uns.”

Wer das erste Trainingslager mit Guardiola vor Saisonbeginn am Gardasee beobachtete, erkennt in Katar einen Qualitätssprung. Das Training ist komplexer, das Niveau noch höher, die taktischen Anforderungen an die Spieler wachsen weiter. „Die Automatismen greifen immer mehr”, sagte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger.

Guardiola setzt stets „neue Reize”, wie Nationalspieler Jérome Boateng das ständige Fördern und Fordern beschreibt. Beim Sieg gegen Al-Merrikh, bei dem Julian Green (35. Minute) und Claudio Pizarro (53.) die Tore erzielten, ließ der Trainer seine Mannschaft in der ersten Hälfte erstmals in einem 4-2-4-System agieren mit Philipp Lahm und Toni Kroos als Doppel-Sechs zwischen der Abwehrkette und einer offensiven Viererreihe ohne zentralen Stürmer.

„Pep ist immer wieder darauf bedacht zu spüren, wie weit die Mannschaft ist”, erläuterte Sammer. Er kenne das Team jetzt besser und könne sie mit neuen Trainingsinhalten konfrontieren. „Erfolg ist steuerbar”, glaubt Sammer, harte Arbeit das Erfolgsgeheimnis: „Der Pokal kommt zu dir, wenn du ihn verdient hast!”

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