Heute 12:00:00
Landkreis Rotenburg.
„So kann man nicht mit uns umgehen“, kritisiert Landrat Hermann Luttmann die Informationspolitik des Stromnetzbetreibers Tennet. Der legte nun seine Pläne einer Nord-Süd-Trasse vor, um norddeutsche Windenergie nach Bayern zu bringen. Süd-Link, so der Name der Verbindung, führt auch durch den Landkreis Rotenburg.
Viele Bürger werden interessiert und besorgt auf die Landkarte schauen, nachdem der niederländische Konzern Tennet seinen Vorschlag für eine Nord-Süd-Stromtrasse bekanntgegeben hatte. Die 800 Kilometer lange Verbindung soll in Wilster in Schleswig-Holstein beginnen und in Grafenrheinfeld in Bayern enden. Im Verbreitungsgebiet der Rundschau soll Süd-Link westlich an Klein und Groß Meckelsen vorbeiführen und dann zwischen Hamersen und Elsdorf die A1 überqueren. In der Folge werden die Strommasten laut Tennet-Plan westlich von Sothel aufgestellt. Im weiteren Verlauf soll die Trasse sehr dicht an Abbendorf vorbei Richtung Sottrum verlaufen und dabei südlich Mulmshorn passieren und zwischen Höperhöfen und Schleeßel verlaufen. Vor Sottrum macht die Trasse einen Knick und verläuft Richtung Süden zwischen Hassendorf und Waffensen vorbei, passiert Ahausen im Westen und Unterstedt im Osten, genau wie Westerwalsede und Süderwalsede.
„Wenn wir im Norden Strom produzieren, den wir im Süden brauchen und der als Gleichstrom verschickt werden soll, dann brauchen wir neue Trassen. Das ist Bundessache aber politischer Konsens. Dabei kommt man an unserem Landkreis eigentlich nicht vorbei, deswegen verwundert es mich nicht, dass wir betroffen sind“, sagt Luttmann nun gegenüber der Rundschau.
Dennoch kritisiert er Tennet für dessen Informationspolitik: „Ich habe am vergangenen Montag eine Einladung zu einer Informationsveranstaltung bekommen, die jetzt am Dienstag stattfindet. Ansonsten wurde ich nur einmal von einem Tennet-Mitarbeiter angerufen. Einen weiteren Versuch gab es nicht, nachdem er mich nicht erreicht hatte.“ Wenig Verständnis zeigte Luttmann dafür, dass Tennet mit seinen Plänen an die Öffentlichkeit geht, bevor die betreffenden Landkreise informiert wurden. Daher könnte er auch nicht sagen, wie das weitere Verfahren aussieht. „Das hätte ich auch gern gewusst. Ich nehme an, dass wir das am Dienstag erfahren. Wie ich gelesen habe, möchte Tennet schon dieses Jahr mit Bürgerinformationen beginnen.“ Diese Aussage Luttmanns war kurz vor Redaktionsschluss schon überholt. Grund: Tennet hat die Informationsveranstaltung aufgrund der aktuellen politischen Diskussion – wohl wegen der kritischen Äußerungen von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer – kurzfristig abgesagt. Stattdessen finden Informationsbesuche bei den betroffenen Landräten statt – Luttmann wird am Mittwoch informiert, heißt es von der Kreisverwaltung.
Fest stehe aber, dass ein Beteiligungsverfahren stattfinden wird, bei dem auch die Öffentlichkeit zur Teilnahme aufgerufen wird. „Stuttgart 21 ist das beste Beispiel, dass so etwas ernst genommen werden sollte“, so Luttmann, der ankündigte, der Landkreis werde sich in diesen Prozess einbringen.
Wie seine eigene Meinung zum nun geplanten Trassenverlauf ist, wollte Luttmann mit Verweis auf die mangelhafte Informationspolitik Tennets nicht sagen: „Ich weiß ja zum Beispiel nicht, ab welcher Entfernung zu Wohnbebauung die Leitungen unterirdisch verlegt werden. Fest steht aber, dass die Bürger auf dem Land die Belastungen der Energiewende zu tragen haben – sei es bei der Erzeugung oder dem Transport des Stroms. Wenn wir die Energiewende aber wollen, dann kommen wir um solche Trassen nicht herum.“
Dennoch rechnet der Landrat damit, dass die Pläne für Unmut sorgen werden: „Ich habe bisher nichts gehört, aber nun ist der schwarze Strich des Trassenverlaufs in der Landschaft. Ich gehe also davon aus, dass sich bald Bürgerinitiativen gründen werden.“
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