Richter und Verteidiger: Freunde klarer Worte im Hoeneß-Prozess

Richter Rupert Heindl und Anwalt Hanns W. Feigen sitzen im Prozess gegen Uli Hoene an unterschiedlichen Seiten des Gerichtssaals – doch sie haben eine Gemeinsamkeit: Beide mgen klare Worte.

Von Britta Schultejans, dpa | 11.03.2014


Rupert Heindl muss letztlich die Entscheidung fllen. Foto: Christof Stache

Die Zukunft von Uli Hoene liegt in ihren Hnden. Richter Rupert Heindl muss herausfinden, was von der Selbstanzeige des FC-Bayern-Prsidenten zu halten ist. Und vom berraschenden Gestndnis, noch viel, viel mehr Steuern hinterzogen zu haben.

Sowie davon, dass er entscheidende Unterlagen erst im letzten Moment vor dem Prozess vorlegte. Hoene’ Anwalt Hanns W. Feigen will dafr sorgen, dass sein Mandant in einem mglichst vorteilhaften Licht erscheint – und dass dem berhmten Fuball-Funktionr die drohende Gefngnisstrafe erspart bleibt. Beide Mnner haben etwas gemeinsam: Sie sind Freunde deutlicher Worte.

Schon vor dem spektakulren Steuerprozess galt Richter Heindl als harter Hund. Medien betitelten ihn als “Knallhart-Richter”. Dass er das tatschlich sein kann, zeigte er an den ersten Verhandlungstagen im Mnchner Justizpalast. Noch bevor der Prozess berhaupt erffnet wird, rgt er ein Magazin, das ungefragt Fotos von ihm verffentlicht hatte – obwohl er das doch erklrtermaen vor dem Hoene-Prozess nicht wollte.

Als einmal – verbotenerweise – ein Handy klingelt, erinnert er mit ernster Miene an die “Spielregeln”. Auch dass aus dem Gerichtssaal getwittert wird, missfllt ihm. Und als es ihm im Zuschauerraum einmal zu laut wird, sagt er: “Ich wei, dass es sicher nicht besonders interessant ist fr Sie, aber fr uns ist es interessant.”

Heindl erhebt bei solchen Ermahnungen kaum die Stimme. Das muss er auch nicht. Mit klaren, ruhigen Ansagen verschafft er sich mhelos Respekt und Autoritt. Immer bleibt der Richter mit der Glatze, der stets eine weie Fliege unter seinem Talar trgt, dabei freundlich. Er gratuliert dem Angeklagten Hoene sogar, weil der erst vor kurzem Opa geworden ist – es ist ein lockerer Moment fr den angespannten Vereinschef.

Manchmal lchelt Heindl auch sffisant – etwa wenn er Hoene fragt, wann genau er beschlossen habe, zur Steuerehrlichkeit zurckzukehren, nachdem er zuvor zweistellige Millionensummen hinterzogen hatte. Es ist die entscheidende Frage in diesem Verfahren.

Heindl ist ein genauer, konzentrierter Zuhrer und niemand, der im Verdacht steht, Sachverhalte und Zahlen oberflchlich zu betrachten. Die Rosenheimer Steuerfahnderin, die sich derzeit durch rund 70 000 Bltter nachgereichter Akten zum Fall Hoene qult, lsst er in aller Ausfhrlichkeit aus Steuererklrungen vorlesen – und betont, dass sie und ihre Kollegen fr die Bearbeitung sogar die Faschingsferien ausfallen lassen mussten.

Bei der Befragung von Hoene legt er den Kopf schief, hakt immer wieder nach und bleibt bei vielen Antworten skeptisch. “Sie knnen mit Ihrem Geld machen, was Sie wollen”, sagt er einmal. “Aber ich kann es nicht nachvollziehen, dass hier um Millionen gezockt wird – und da gibt es kein Gesprch darber.” Ein Lieblingssatz von Heindl: “Man kann es glauben, man muss es aber nicht glauben.”

In Hanns W. Feigen, dem prominenten Steueranwalt aus Frankfurt, der schon so manchen Steuersnder vor Gericht verteidigt hat, findet Heindl ein interessantes Pendant. Daneben verblassen Hoene’ andere beiden Verteidiger – und auch Staatsanwalt Achim von Engel.

Auch Feigen mag es deutlich. Er ist aber ein ganz anderer Typ als der fast vornehm wirkende Heindl. Feigen herrscht seinen Mandanten auch mal an, er solle “nichts vom Pferd” erzhlen und stellt sich – zumindest sieht es streckenweise so aus – auf die Seite des Richters.

Ob das nun eine Strategie ist, Hoene als schtigen Spieler darzustellen, oder nicht – Feigens Verhalten ist Grund genug fr den FDP-Politiker und Juristen Wolfgang Kubicki, sich schwer zu wundern: “Ein Verteidiger, der vor Gericht seinem Mandanten ins Wort fllt und eine Erklrung abgibt, wie die, ‘Erzhlen Sie nichts vom Pferd!’, demaskiert ja seinen Mandanten, stellt ihn blo”, sagte Kubicki dem “Deutschlandfunk”.

Einmal macht Feigen sogar einen kleinen Scherz auf Hoene’ Kosten, der nach eigenen Angaben bei seinen Spekulationsgeschften unterm Strich ein Minus gemacht hat: “Ich bin Jurist, kein Spekulant. Jedenfalls kann ich das nicht so gut – oder so schlecht.”

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