Die bayerische Landeshauptstadt München kann erstmals nicht mehr allen ankommenden Flüchtlingen eine Notunterkunft bieten. Es könnten bis zu 13.000 Menschen werden, die allein am Samstag bis Mitternacht am Münchner Hauptbahnhof ankommen. Wegen der sich dramatisch zuspitzenden Lage kommt das bayerische Kabinett am Sonntag zu einer Sondersitzung zusammen.
Nicht für alle Ankommenden werde es einen Schlafplatz geben, sagte der Regierungspräsident von Oberbayern, Christoph Hillenbrand. Mehrere Tausend könnten ohne Nachtquartier bleiben.
Bis zum Abend kamen bereits etwa 9.000 Menschen in München an. “Das ist aber noch nicht der ganze Tag bis 00.00 Uhr”, sagte Hillenbrand. Abhängig davon, wie viele es letztlich sein werden, können nach Angaben von Stadt und Regierung eine Anzahl zwischen 1.000 und 5.000 Menschen nicht mehr unmittelbar untergebracht werden. “Sie sehen uns durchaus sehr besorgt vor sich”, sagte Hillenbrand bei einer Pressekonferenz am Abend im Hauptbahnhof. Einige der Ankömmlinge würden sich dann dort aufhalten – oder sich selbst weiter auf den Weg machen.
Die Behörden wollen die Olympiahalle kurzfristig als Übernachtungsstätte herrichten. Auch sei die Errichtung von Zelten geplant. Nach Angaben ehrenamtlicher Helfer haben die Arbeiten unter anderem in der Olympiahalle bereits begonnen.
Feldbetten seien kaum noch zu bekommen. Man werde auf Isomatten und Decken umsteigen müssen, sagte der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Die Hilfsbereitschaft der Münchner sei jedoch ungebrochen. Notfalls werde man einen Aufruf über die sozialen Medien starten. Das habe immer bestens funktioniert. Schon am Samstagabend kamen Menschen und brachten Decken und Isomatten.
Außer nach Nordrhein-Westfalen seien am Samstag lediglich acht Busse mit insgesamt 400 Menschen in andere Bundesländer gestartet. “Das ist einfach lächerlich”, sagte Reiter. München übernehme praktisch alleine eine nationale Aufgabe. Die Situation sei seit Tagen absehbar gewesen. Dennoch habe sich nichts getan. Er sei “bitter enttäuscht, dass es nun auf eine Situation zuläuft, in der wir sagen müssen: Wir haben für ankommende Flüchtlinge keinen Platz mehr.” Tausende weiterer Menschen würden in den nächsten Tagen ankommen. Die Balkanroute sei voller denn je, hieß es.
Reiter und Hillenbrand wiederholten ihren Appell an die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und die anderen Bundesländer, München und die Region nicht allein zu lassen. Jeder Zug, der in einer anderen Kommune ankomme, sei eine Entlastung für München.
Auch die Deutsche Bahn und private Bahnunternehmen seien an der Grenze ihre Kapazitäten, sagte Hillenbrand. Sie fürchteten um die Sicherheit ihrer Züge. An diesem Wochenende kommen viele Bayern aus den Ferien zurück, die Züge seien zu voll. Es sei “bitter”, aber nicht ausgeschlossen, dass Züge aus Sicherheitsgründen ausfallen.