Schwarzenbach am Wald – Es ist ein harmonisches Bild: das erneuerte, gut 10 000 Quadratmeter große Werk der Rehau AG – in Grau gehalten. Darüber: der strahlend blaue Himmel. Für den Polymerspezialisten aus Oberfranken stimmt bei der Eröffnungsfeier des revitalisierten Industrie-Geländes alles. Das Wetter, die Laune und die Gäste. Der Prominenteste unter ihnen ist Joachim Herrmann, Bayerns Innenminister.
“Ich freue mich, zu diesem großartigen Anlass hier sein zu dürfen”, sagt der Staatsminister des Innern, für Bau und Verkehr. Auch vor vier Jahren war Herrmann in Schwarzenbach am Wald zu Gast. Er kam, um das alte Erba-Webereigelände zu begutachten. Ein Gelände, das die Rehau AG bereits seit 2003 als Lagerstätte nutzt. Ab sofort wird das Unternehmen mit weltweit über 19 000 Mitarbeitern den Standort als Produktions-, Montage- und Logistik-Stätte für das Geschäftsfeld Automotive nutzen. Vieles wird dadurch einfacher. “Wir können unsere Prozessschritte von der Fertigung über die Konfektion bis hin zur Logistik weiter optimieren und effizienter handeln”, sagt Markus Grundmann, Vorsitzender des Automo-tive-Bereichs der Rehau AG.
Im Jahr 2011 war bei Herrmanns Besuch auch für den Staatsminister klar: “Hier muss etwas passieren.” Er sicherte der Gemeinde Schwarzenbach am Wald die Unterstützung des Freistaats zu – und sollte sein Wort halten. Heute erklärt Herrmann die millionenschwere Förderung so: “Wir haben eine Verpflichtung für ganz Bayern. Rund um München haben wir eine boomende Region, das ist gut. Wir müssen aber schauen, dass auch andere Regionen Bayerns an dieser dynamischen Entwicklung teilhaben.”
Herrmann verweist auf einen interessanten Fakt: Etwa 70 Prozent der Mittel zur Städtebauförderung Bayerns würden in den ländlichen Raum fließen. “Da darf man sich vom Namen ‘Städtebauförderung’ nicht zu sehr täuschen lassen.” Gerade in Nordost-Oberfranken sei es wichtig und richtig, attraktive Strukturen zu schaffen – und attraktive Arbeitsplätze. “Da nützt der schönste Marktplatz nichts, wenn es keine attraktiven Arbeitsplätze gibt”, betont Herrmann in diesem Zusammenhang.
Mit dem Stichwort Arbeitsplätze ruft er Schwarzenbachs Bürgermeister Dieter Frank auf den Plan. Mit dem Konkurs der Erba-Weberei Mitte der Neunziger Jahre habe die Gemeinde eine schwierige Zeit durchlebt. “Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir jetzt mit der Rehau AG ein international super aufgestelltes Unternehmen gewinnen.” Das wirke sich auf das gesamte Leben in Schwarzenbach am Wald positiv aus.
Gut für Frank: Schwarzenbach am Wald ist Eigentümer des Werks, das die Rehau AG “zu einem marktgerechten Preis”, wie Markus Grundmann betont, zur Miete nutzt. Beide Seiten profitieren. “Die Gemeinde konnte das Gelände revitalisieren, wir gewinnen moderne und langfristig nutzbare Industrieflächen”, sagt der Rehau-Vorsitzende für den Bereich Automotive. Zudem wolle das Unternehmen die Nähe zum bisherigen Werk in Marlesreuth nutzen.
Mit dem Beschluss, die erneuerten und modernisierten Hallen in Schwarzenbach am Wald als Produktions-, Montage- und Logistikstätte für das Geschäftsfeld Automotive zu nutzen, geht folgende Änderung einher: Insgesamt 170 Mitarbeiter ziehen an ihre neuen Arbeitsplätze nach Schwarzenbach um. Etwa 30 Beschäftigte bleiben hingegen am bisherigen Werk in Marlesreuth, das weiterhin für Verfahrenstechnik und Formenbau zur Verfügung steht.
Der Schritt, sich nach einem neuen Werk umzusehen, galt für die Verantwortlichen der Rehau AG als unumgänglich. “Der Umzug war notwendig geworden, um die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen und wichtige Arbeitsplätze in der Region zu halten”, sagt Georg Oswald, Mitglied der Rehau-Geschäftsleitung. Die Kapazitäten für die Fertigung am bisherigen Werk in Marlesreuth seien “mehr als ausgereizt” gewesen.
Jetzt stehen die Verantwortlichen der Rehau AG vor einem Werk, das Peter Tremmel, Projektleiter der Revitalisierung des Erba-Geländes, als “wahres Schmuckstück” bezeichnet. “In der Familie der Rehau-Autowerke ist unser Werk nicht das größte. Aber es ist ein Juwel.”
Ein Juwel, mit dem die Rehau AG nicht nur bestehende Arbeitsplätze sichert und womöglich neues Wachstum schafft. Sondern auch ein Juwel, das oberfränkisches Know-how weiterhin in der Region hält – zu einem nicht gerade niedrigen Preis. Circa 5,1 Millionen Euro hat die Rehau AG in die Medienversorgung, die Gebäude-Infrastruktur, den Umzug und die Maschinen-Kapazität investiert. Zirka zehn Millionen Euro sind vom Freistaat Bayern und der Gemeinde selbst in die Komplettsanierung des ehemaligen Erba-Geländes geflossen.
Da nützt der schönste Marktplatz nichts, wenn es keine attraktiven Arbeitsplätze gibt.
Joachim Herrmann,
bayerischer Innenminister
Wir gewinnen moderne und langfristig nutzbare Industrieflächen.
Markus Grundmann, Vorsitzender
der Rehau AG für den Bereich Automotive