München – Die Partie endete 0:0. Vor dem Regionalliga-Derby zwischen dem FC Bayern II und dem TSV 1860 II blieb es weitgehend ruhig. Danach gerieten die Roten und die Blauen doch noch aneinander.
Sportlich endete die Partie schiedlich friedlich 0:0. Vor dem Regionalliga-Derby zwischen dem FC Bayern II und 1860 II blieb es auch weitgehend ruhig. Nach dem Spiel gerieten die Roten und Blauen doch noch aneinander. Insgesamt gab es 17 Festnahmen. Von Klaus Vick Am Revers seiner Uniform trägt Münchens Polizeivizepräsident Robert Kopp an diesem Sonntag einen Anstecker: „Fairplay für alle“ steht darauf. Darunter sind die beiden Vereinsembleme des FC Bayern und des TSV 1860. Der bunte Button ist Teil der Deeskalations-Strategie der Polizei.
Kommunikation statt Kompromisslosigkeit lautet die Devise der Staatsgewalt, nachdem beim vergangenen Derby Kritik an der massiven Polizeipräsenz laut geworden war. Diesmal sind etwa 900 statt 1200 Beamte im Einsatz. Kurz vor dem Spiel zieht Kopp eine erste Bilanz: „Wir sind bis jetzt zufrieden. Alles verläuft relativ ruhig. Aber ganz ohne uns geht’s halt nicht.“ Denn direkt vor dem Stadion an der Kreuzung zur Tegernseer Landstraße wollen mehrere Bayern-Anhänger auf 60-Fans losgehen. Plötzlich marschieren hunderte Beamte auf, Einsatzwagen der Polizei dienen als Barrikaden zwischen den Fronten. Die Löwenfans aber beteiligen sich am üblichen Imponiergehabe und den gegenseitigen Provokationen kaum. Jochen Kaufmann vom Fanprojekt München sagt: „Man muss die Blauen für ihre Zurückhaltung loben.“
900 statt 1200 Beamte im Einsatz
Das war vor dem Spiel. Nachher gibt es doch noch Rangeleien. Im Biergarten „Kastanienklause“ nahe dem „Grünspitz“ am Giesinger Berg haben sich Löwenfans versammelt. Als Bayern-Anhänger vorüberziehen, fliegen Gläser. Die Beamten greifen ein, sperren die umliegenden Straßen ab. Von 33 Fans werden die Personalien aufgenommen, etwa zehn Personen vorübergehend festgenommen. Laut Polizei befinden sich unter den Besuchern des Biergartens fünf Mitglieder der Rockerbande „Hells Angels“. Polizeisprecher Wolfgang Wenger erklärt indes: „Den positiven Gesamteindruck trübt dieser Einsatz nicht.“
Die Partie ist im Übrigen mit 11 358 Zuschauern nicht ausverkauft. Sorgen bereiten der Polizei an diesem Sonntag zunächst eher die Bayern-Anhänger. Gut 1500 Fans ziehen gegen 10.30 Uhr durch die Innenstadt. Ein Feuerwerkskörper nach dem anderen explodiert. Es herrscht höllischer Lärm. Das Tal ist in rote Rauchschwaden gehüllt. Kopp sagt später: „Der Fanmarsch hat mir nicht gefallen.“ Im Stadion geht es dann munter weiter. Kurz nach Spielbeginn wird im Bayern-Block massiv Pyrotechnik gezündet, einige Feuerwerkskörper fliegen aufs Spielfeld. Der Schiedsrichter unterbricht die Partie für einige Minuten. Dann geht das Spiel weiter, die Fans versuchen sich mit gegenseitigen Schmähgesängen zu übertönen. „Löwen in den Zoo“, schmettern die Bayern. „Hoeneß in den Knast“, antwortet die Gegenseite. Das sind die harmlosesten Textzeilen.
Moment der Einigkeit
Immerhin gibt es kurz vor Spielbeginn einen Moment der Einigkeit zwischen den verfeindeten Fan-Lagern. Stephan Beckenbauer, dem verstorbenen Sohn des Bayern-Ehrenpräsidenten Franz Beckenbauer, wird gemeinsam gedacht: Nicht mit einem stillen Gedenken, sondern die Stadionbesucher applaudieren knapp eine Minute lang. Alle machen mit – egal, ob rot oder blau. Stephan Beckenbauer war nicht nur Jugendtrainer beim FC Bayern, sondern hat auch eine Zeit lang aktiv beim TSV 1860 gespielt. Selbst die Polizei attestiert den Löwenfans zunächst ein passables Verhalten. Kopp: „Die 1860-Fans sind ziemlich entspannt.“ Lothar Langer vom Fanprojekt, der als Sozialarbeiter für die Betreuung der Löwen-Anhänger zuständig ist, erklärt, die Sechzger hätten bewusst auf eine organisierte Inszenierung verzichtet. „Sie hatten genug von dem Hype. Und das lag nicht nur an der Polizeipräsenz vom Ostermontag.“ Man habe das Spiel als eines von 17 Saisonspielen im Grünwalder Stadion angesehen – und nicht als die Ausnahmebegegnung.
Außer der Rangelei am „Grünspitz“ verzeichnet die Polizei sieben Festnahmen. Zwei Bayern-Fans werden wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruchs festgenommen, zwei weitere wegen Abbrennen von Pyrotechnik.
Klaus Vick