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München – Aus der Traum! Bayern München ist auf dem Weg zur historischen Triple-Verteidigung mit einem nie dagewesenen Debakel krachend gescheitert. Der erschreckend rat- und chancenlose Titelträger unterlag dem in allen Belangen überlegenen spanischen Rekordmeister Real Madrid vor den Augen des desillusionierten Uli Hoeneß im Halbfinal-Rückspiel der Champions League 0:4 (0:3). Für die Bayern bedeutete dies die höchste Heimpleite in ihrer 48-jährigen Europapokal-Geschichte (bisher viermal 0:2).
Statt der von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nach dem Hinspiel (0:1) versprochenen “Hölle” für Real mussten die Münchner durchs Fegefeuer – im Endspiel am 24. Mai in Lissabon stehen Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Co. Gegner der in dieser Form hoch favorisierten Königlichen, die ihren zehnten Titel anstreben, ist der FC Chelsea oder Stadtrivale Atletico (Hinspiel 0:0).
Sergio Ramos bestrafte die schlafmützige Bayern-Defensive früh mit zwei Kopfball-Treffern nach Standardsituationen (16., 20.). Ronaldo schraubte sein Tore-Konto bei einem Konter auf den Rekordwert 15 (34.), ehe er in der 90. Minute per Freistoß zum Endstand traf. Damit stellte der Portugiese den ersten Sieg Reals im zehnten Spiel bei den Bayern (acht Niederlagen) sicher. Madrid präsentierte sich als homogene Mannschaft ohne eine einzige Schwäche, defensiv unerschütterlich und offensiv eiskalt – so wie eigentlich die Bayern hätten spielen wollen.
Alonso fehlt im Finale
Im Endspiel wird dem “Deutschland-Schreck” Madrid, das zuvor bereits Schalke 04 und Borussia Dortmund ausgeschaltet hatte, Mittelfeldspieler Xabi Alonso nach der dritten Gelben Karte fehlen.
Zumindest die Bayern-Fans gaben zunächst alles, um die angekündigte “Hölle” Wirklichkeit werden zu lassen. Die Anhänger des deutschen Meisters unter den 68.000 Zuschauern besangen ihre “Europapokal-Sieger” und kurz vor Spielbeginn ertönte “Highway to hell”. In der imposanten, die komplette Arena ausfüllenden Choreographie machte die Südkurve ihre Mannschaft mit einem überdimensionalen Henkelpott noch einmal darauf aufmerksam, worum es hier ging – doch der Cup, das war bald klar, ist verloren. Das Triple, das Jupp Heynckes in der vergangenen Saison erstmals nach München geholt hatte, bleibt für dessen Nachfolger Pep Guardiola erst einmal Utopie.
Der Spanier beharrte gegen seine aggressiveren und selbstbewussteren Landsleute wie im Hinspiel auf seinem System der Ballkontrolle, wählte aber mit Thomas Müller anstelle von Rafinha eine offensivere Ausrichtung. Dennoch kamen die zögerlichen und bisweilen ratlosen Bayern kaum in den gegnerischen Strafraum – und mussten bald teuer für ihre nachlässige Defensivarbeit bezahlen. Ramos, von Dante allein gelassen, nutzte schon die erste Ecke des erneut überragenden Luka Modric zur Führung. Nach einem Freistoß von Angel di Maria verlängerte kurz darauf Pepe per Kopf erneut auf Ramos, der wieder ungehindert einköpfte.
Rekord durch Ronaldo
Ramos feierte ausgelassen, war er mit einem verschossenen Elfmeter im Halbfinal-Duell 2012 doch noch die tragische Figur. Beim 0:3 leistete Gareth Bale, der nach überstandener Grippe für Isco begann, die Vorarbeit für Ronaldo. Der Portugiese übertraf damit den Torrekord in der Königsklasse von Lionel Messi und Jose Altafini (je 14 Treffer).
Die nun immer hilfloseren Bayern hatten in der gesamten ersten Hälfte nur eine Torgelegenheit durch Franck Ribery (25.). Der Franzose, der wie sein Flügel-Partner Arjen Robben keine nennenswerten Akzente setzte, hätte nach einer Ohrfeige gegen Daniel Carvajal kurz vor der Pause die Rote Karte sehen müssen.
Madrid, das zuletzt dreimal hintereinander im Halbfinale gescheitert war und erst seinen dritten Sieg im 28. Spiel in Deutschland feierte, gewann auch in der zweiten Halbzeit die entscheidenden Zweikämpfe. Nach einem Fußball-Wunder sah es trotz der tapferen Bemühungen der Bayern nie aus, die sich am Ende Pfiffe ihrer eigenen Fans anhören mussten. Manuel Neuer hatte zuvor (65.) gegen Fabio Coentrao einen höheren Rückstand verhindert.
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