Real Madrid – Bayern München: Die Ausweitung der Pep-Zone

Guardiola verliert erstmals ein wichtiges Bayern-Spiel. In der entscheidenden Saisonphase ist sein Team nicht mehr in Höchstform. Auch weil Thomas Müller zu kurz kommt. von , Madrid

Tor für Madrid

Tor für Madrid  |  © Mike Hewitt/Getty Images Sport

Als Thomas Müller mit Journalisten über die Szene kurz vor Abpfiff sprach, wechselte er plötzlich die Rolle: “Wie habt Ihr es denn gesehen? Elfer oder nicht?” Selbst gefragt zu werden, sind die Journalisten nicht gewohnt. Man einigte sich nach einem Zögern auf ein leises, höfliches Nein.

Das Problem an Müllers Überraschungsmoment: Er kam zu spät. Der FC Bayern verlor im Halbfinale der Champions League in Madrid 0:1. Das ist keine schlechte Ausgangslage für das Rückspiel am Dienstag und und es sah immer ganz gut aus, was die Münchner da trieben. Doch die Urteile klaffen auseinander, Kritiker wie Anhänger finden jeweils Bestätigung und Widerspruch. Seit sie Pep Guardiolas Ballbesitzfetisch
verinnerlicht haben, weiß man manchmal nicht so genau, was vom FC Bayern zu halten ist.

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Einerseits, das bewiesen die Bayern an diesem Abend, können sie ihren Stil selbst gegen die stärksten Teams der Welt durchsetzen. Sie drängten Real Madrid in die Defensive, ließen den Weißen, wenn die denn mal den Ball hatten, kaum Anspielstationen. Nach gut zehn Minuten sah man erste kurze Frustgesten unter Real-Spielern, weil sie wieder mal den Ball an die Bayern abtreten mussten.

Den Ball oft und schnell und sehr weit vorne zurückerobern, kann die Elf in dieser Saison noch besser als im Vorjahr. Das gilt auch für die Hegemonie im Mittelfeld, da heißt es Pass, Pass, Pass. In der Pep-Zone ist der FCB kaum in Verlegenheit zu bringen. Ein Beispiel aus der zweiten Halbzeit: Als Philipp Lahm am Bayern-Strafraum mit dem Rücken zur Spielrichtung angespielt und von drei Gegenspielern aus drei Himmelsrichtungen attackiert wurde, leitete er mit einer brillanten Ballmitnahme per Drehung einen Angriff ein. Die Szene wirkte nicht riskant, sondern selbstverständlich. Lahm kann die Beine wie Arme bewegen, den Ball mit den Füßen festhalten.

Bayern ließ das königliche Real an dessen Heimstätte ordinär aussehen. Abwehrspieler kloppten den Ball nicht erst in der Schlussphase auf die Ränge, als trügen sie die Trikots von (pardon) MSV Duisburg oder Eintracht Trier. Spieler blieben nach Zweikämpfen am Boden liegen, hielten sich vor Scheinschmerz die Schienbeine, um Luft zu holen und Zeit zu schinden.

Die Zuschauer dieses stolzen Clubs, wo man vor Anpfiff Puccini und Placido Domingo hört, feierten ihr Team jedoch in Chören für die Abwehrschlacht. Eine Abwehrschlacht gegen den verhassten Katalanen Guardiola, den sie laut auspfiffen, als sein Name verlesen wurde.

Andererseits offenbarten die Bayern an beiden Enden des Spielfelds
Probleme: in den Strafräumen. In dem des Gegners und dessen Nähe fehlten
ihnen Kreativität, Genauigkeit, vor allem der Punch. Eine Biene ohne
Stachel, ein Stier ohne Hörner, höhepunktarmes Fußballnecking. Das war
kein Ballbesitz, das war manchmal Balleigentum. Fünfzehn Ecken, doch die erste gute Chance verzeichnete man in der 84. Minute.

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