Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti kann über das Wort Angstgegner nur müde lächeln. Überhaupt herrscht bei den „Königlichen” vor dem Halbfinal-Kracher in der Champions League gegen den Titelverteidiger aus München plötzlich viel Optimismus.
„La Bestia Negra”, die „schwarze Bestie”, wie der FC Bayern in Madrid genannt wird, scheint nach dem Mini-Durchhänger in den vergangenen Wochen viel von ihrem Schrecken verloren zu haben. „Die Bayern sind vielleicht für Real eine ‘Bestia Negra’, aber nicht für mich”, erklärte Ancelotti vor dem Hinspiel an diesem Mittwoch im Fußball-Tempel Santiago Bernabéu selbstbewusst. Daran ändert auch die öffentlich geschürte Unsicherheit über einen Einsatz seines angeschlagenen Weltstars Cristiano Ronaldo nichts.
Von großem Zittern war in der spanischen Hauptstadt jedenfalls nichts zu spüren. Im Gegenteil. Die Sportzeitung „As” schrieb am Dienstag das, was immer mehr denken: Die jüngsten Auftritte der bajuwarischen Kicker hätten gezeigt, dass Lahm, Schweinsteiger Co. nach den vielen Erfolgen wohl satt seien. „Die Bayern fressen zuletzt niemanden mehr auf”, schrieb Kolumnist Tomas Roncero. Dabei haben die Bayern allein im Halbfinale der Königsklasse bereits viermal den spanischen Rekordmeister ausgeschaltet (1976, 1987, 2001 und 2012).
Beim Vorhaben, die Statistik zu verbessern, vertraut der spanische Rekordmeister jetzt auf eigene „Bestien”. Ancelotti sei für die Bayern ja auch so etwas wie eine „Bestia Negra”, hoben viele Medien hervor. Als Coach habe der Italiener mit dem AC Mailand bei sechs Auftritten gegen die Bayern zwischen 2001 und 2007 nämlich nicht ein einziges Mal verloren und viermal als Sieger den Platz verlassen.
Als „weiße Bestien” wurden inzwischen die Stürmer Cristiano Ronaldo, Bale und Karim Benzema getauft. Im Bernabéu ist das Trio ganz besonders gefährlich. Seit 17 Champions-League-Heimspielen haben die Real-Profis zuhause immer mindestens ein Tor geschossen. Die Zeitung „El Pais” stellte zudem fest: Die Innenverteidiger der Bayern seien oft langsam und unkonzentriert. „Gegen die Bayern gibt es morgen vier Tore”, schrie ein Fan am Dienstag auf der Puerta del Sol.
Solche gewagte Prognosen wollte Ancelotti dann lieber doch nicht abgeben. Zumal der Einsatz von Ronaldo nach seinen Worten noch fraglich war. Der seit dem 2. April wegen einer Verletzung am linken Oberschenkel pausierende portugiesische Weltfußballer habe am Dienstag normal trainiert. „Morgen werden wir nach einer letzten Probe entscheiden, ob er spielt”, sagte der 54-jährige Coach. Ein Risiko wolle man aber auf keinen Fall eingehen.
Ancelotti glaubt, dass seine Schützlinge die Bayern – Statistik hin, Bestien her – nur mit „solidarischem und kompaktem Spiel” und mit „harter Arbeit” aus dem Turnier werfen können. Sein Team spiele „viel besser als zu Saisonanfang” und werde alles unternehmen, um die in Madrid heiß ersehnte „Décima”, den zehnten Titel in der Königsklasse, zu holen.
Bis auf die verletzten Jesé und Alvaro Arbeloa sind alle Mann an Bord. Auch der zuletzt angeschlagene Marcelo und „100-Millionen-Mann” Gareth Bale, der am Montag wegen einer Grippe nicht trainiert hatte. Der Waliser sei glücklich und habe nach seinem Supertor im Pokalfinale gegen Barcelona (2:1) „viel Selbstvertrauen”, verriet Ancelotti.